Unmengen von Datenmüll werden auf Firmenservern oder in Rechenzentren abgeladen. Ihre Löschung könnte den CO2-Fußabdruck der Digitalisierung spürbar reduzieren.

Das Darknet kennt jeder. Genau: Das ist jener Teil des Internets, in dem finstere Gesellen finsteren Geschäften nachgehen oder finsteren Gelüsten frönen. Eine Anfang Februar 2016 veröffentlichte Studie des britischen Thinktanks International Institute for Strategic Studies stufte 57 Prozent von 5205 untersuchten aktiven Seiten im Darknet inhaltlich als „illegal“ ein.

Neben dem Darknet gibt es noch Dark Data. Auf den ersten Blick hat beides nichts miteinander zu tun, denn inhaltlich sind die „dunklen Daten“ in der Regel harmlos. Doch auch sie machen Probleme, die erst seit kurzem stärker in den Fokus rücken.

Sinnloses Horten von Daten generiert 5,8 Millionen Tonnen CO2

Doch was sind Dark Data? Natürlich nicht die Daten, die im Darknet kursieren. Es handelt sich vielmehr um Datenmüll – um redundante Daten, veraltete Daten, triviale Daten, fehlerhafte Daten oder um Daten, die schlicht und einfach „vergessen“ wurden. Von alledem liegen Unmengen auf Firmenservern, in Rechenzentren und in der Cloud und belegen unnötig Speicherplatz.

Der Beitrag zum Klimaschutz, den die Digitalisierung eigentlich leisten will, wird durch das Horten sinnloser Daten zumindest teilweise konterkariert. Hält der Trend zum Archivieren von Datenmüll an, werden allein in diesem Jahr 5,8 Millionen Tonnen CO2 unnötig in die Atmosphäre gepumpt.

Um den Planeten vor dem dadurch bedingten CO2-Ausstoß zu schützen, sollten die Unternehmen ihre Strategie für das Datenmanagement überarbeiten, mit den richtigen Werkzeugen den Wert ihrer Daten und ihre Rechenzentren so von Dark Data befreien, meint man bei Veritas Technologies, einem global tätiges Unternehmen für Datensicherung und Verfügbarkeit.

Jedes Unternehmen produziert nutzlose Daten

Jedes Unternehmen weltweit produziert Datenmüll. Im Schnitt kennen Firmen bei 52 Prozent ihrer Daten weder den Inhalt noch den Wert. Viel wurde bereits über die Kosten dunkler Daten gesagt, die Folgen für die Umwelt wurden dabei bisher übersehen. Analysten wie von IDC sagen voraus, dass die Menge der Daten weltweit von heute 33 auf 175 Zetabyte im Jahr 2025 wachsen wird.

Es wird in fünf Jahren also 91 Zetabyte dunkler Daten geben, wenn die Menschen ihre Gewohnheiten beibehalten und Datenmüll weiter speichern. Dies entspricht der vierfachen Menge an Dark Data, die heute existiert. Auch die nötige Menge an Energie, um all die Infrastruktur mit Strom zu versorgen, auf der Datenmüll abgelegt wurde, wird sich wohl vervierfachen.

Eric Waltert, Regional Vice President DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz) bei Veritas Technologies, erklärt dazu: „Auf der ganzen Welt engagieren sich Bürger und Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern, dunkle Daten stehen aber selten auf ihrer Liste. Dabei verursachen Dark Data jährlich mehr CO2 als 80 einzelne Länder weltweit. Dark Data ist ein Thema, das jeder wirklich ernst nehmen muss. Dark Data zu filtern und sinnlose Informationen zu löschen sollte für jedes Unternehmen und jeden Anwender ein moralisches Gebot werden.“

Das Thema Datenmüll geht alle an

Folglich sollte sich die IT-Industrie dieser Aufgabe stellen, da das Datenvolumen von Jahr zu Jahr größer wird. Waltert: „Firmen sollten diese Art von Daten besser verstehen sowie Aufbewahrungsregeln entwickeln und so die Emissionen reduzieren. Wir alle können einen Beitrag hierzu leisten.“

Doch das Thema Dark Data geht nicht nur professionelle IT-Nutzer etwas an, sondern jeden. Denn fast jeder speichert Daten, auf die er nie wieder zugreift, einfach weil Cloud-Speicher so billig (oft sogar gratis) und scheinbar unbegrenzt verfügbar sind. Darunter Tausende von Videos und Fotos, die man nie wieder anschaut, und E-Mails, die man nie wieder liest.

Veritas hat fünf Maßnahmen definiert, mit denen Firmen ihren Datenmüll nicht nur risikofrei löschen, sondern dabei auch Kosten senken und Compliance-Vorschriften besser einhalten können:

Alle Datenquellen identifizieren und einsehen: Data Mapping und Data Discovery sind die ersten beiden Maßnahmen, mit denen Firmen die Datenflüsse in ihrer Organisation besser verstehen können. Sie gewinnen so einen Überblick über ihre Datenbestände und wissen, wo Daten und sensible Informationen abgelegt sind, wer auf sie zugreifen darf und wie lange sie aufbewahrt werden. Auf diese Weise können Unternehmen Dark Data identifizieren.

Dark Data untersuchen: Mit einem proaktiven Datenmanagement können Unternehmen in die Daten hineinschauen und alle Datenquellen, ihre Speicher und Backup-Infrastruktur insgesamt überblicken. Sie sind somit in der Lage, Daten einen Wert zuzuordnen, das Risiko besser einzuordnen und so mit gutem Gewissen zu entscheiden, welche Daten gelöscht werden können.

Daten automatisch erkennen und einstufen: Da die Datenmengen rasant wachsen, sollten Firmen ihre Daten mithilfe entsprechender Software automatisch analysieren und nachverfolgen sowie ohne menschliches Zutun Berichte generieren lassen. Mit diesen Berichten kann ein Unternehmen nachweisen, dass es seiner organisatorischen Verantwortung für Dark Data nachkommt und bei Fragen zur Sicherheit und Datennutzung auskunftsfähig ist. Firmen werden wahrscheinlich Petabyte an Daten und Milliarden von Dateien untersuchen müssen. Daher sollte ihr Data Insight Ansatz Archive, Backups und Sicherheitslösungen einbinden, um Datenverlusten vorzubeugen und die Informationen anhand klarer Richtlinien vorzuhalten.

Datenbestand verkleinern und kontrollieren: Wichtig ist es, die Menge der Daten zu reduzieren, sie nur zweckgebunden zu speichern und genau zu kontrollieren, wer die Daten nutzt. Mit Klassifizierungstechniken und flexiblen Regeln für die Aufbewahrung der Daten lassen sich irrelevante Informationen aufspüren und risikofrei löschen – dies ist ein Eckpfeiler in jedem Dark-Data-Projekt.

Regelkonform handeln: Compliance-Regeln wie die DSGVO sehen vor, dass Organisationen bestimmte Datenverstöße an zuständige Aufsichtsbehörden melden und die betroffenen Personen informieren. Wer Dark Data untersucht, wird möglicherweise darin auch personenbezogene Daten finden. Organisationen müssen daher unbedingt klären, wie schnell sie in der Lage sind, Verstöße gegen Richtlinien zu identifizieren und Meldeverfahren einzuleiten. Nur so können sie Compliance-konform handeln.

Zum Datenmüll gesellen sich noch Berge von Elektronikschrott, denn nur bei 24 Prozent der Firmen werden ausgemusterte Geräte recycelt oder einer Wiederverwendung zugeführt. Dies zeigen die Ergebnisse der Untersuchung „Poor Sustainability Practices – Enterprises are overlooking the e-Waste Problem?, die von der Blancco Technology Group (LON: BLTG) in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Coleman Parkes durchgeführt wurde.

Zum Datenmüll gesellt sich der Elektronikschrott

Trotz der hohen Medienpräsenz von Themen rund um den Klimawandel und seinen Folgen oder globalen Problemen wie Plastikmüll und Rohstoffknappheit, schenken deutsche Unternehmen ihrem Beitrag zu diesen globalen Problematiken nur sehr wenig Aufmerksamkeit, obwohl diese sogar bei weltweit besuchten Veranstaltungen wie dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos eine zentrale Rolle spielen.

Die Studie von Blancco zeigt, dass Nachhaltigkeitspraktiken von Unternehmen, obwohl Teil ihrer CSR-Politik, in der Praxis meist aber nicht umgesetzt werden. Zwar haben deutsche Unternehmen, bei denen 95 Prozent CSR-Richtlinien etabliert haben, im internationalen Vergleich besonders gute Vorsätze (in Frankreich sind es 91, in UK 86 und in Nordamerika 85 Prozent). Bei der Umsetzung in Bezug auf Recycling von Altgeräten, sind die mageren 24 Prozent jedoch kaum höher als in den Nachbarländern (23 Prozent in Frankreich, 22 in UK). Auch in Nordamerika werden nur 26 Prozent der ausgedienten Geräte recycelt. Dies führt zu zwei schwerwiegenden Problemen:

Merkwürdiges Verständnis von Datenentsorgung

Besonders merkwürdig: Fast ein Drittel (29 Prozent) der deutschen Unternehmen zerstört IT-Equipment am Ende von dessen Lebensdauer physisch, weil sie glauben, dass dies besser für die Umwelt ist. Die physische Vernichtung von IT-Equipment in Verbindung mit einem Zerstörungszertifikat und einem vollständigen Prüfpfad ist eine gültige Option zur Datenentsorgung, wenn die Hardware das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat.

Wenn Elektronik jedoch unsachgemäß entsorgt wird und auf einer Mülldeponie landet, können die darin enthaltenen giftigen oder gefährlichen Materialien, wie Quecksilber und Blei, die Umwelt und jeden, der ihnen ausgesetzt ist, schädigen. Gleichzeitig werden wertvolle Bestandteile, wie Kupferleitungen und andere Metalle, dem Kreislauf nicht wieder zugeführt.

Autor: Jürgen Schreier

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