Die Fachjury hatte es nicht leicht. DATEV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Projekten stellten am 4. Februar 2020 Ideen für einen DATEV-Sprachassistenten vor.

Zwei Vorhaben werden im SPEAKER-Projekt, einem Gewinner des KI-Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, erforscht und gemeinsam mit den Kooperationspartnern umgesetzt.

DATEV spricht

Auf zehn Minuten Vortrag folgen zehn Minuten Fragen. So lange haben die Wettbewerber Zeit, die Jury aus DATEV-Experten von dem Nutzen ihrer Idee zu überzeugen und darzustellen, warum ihr Projektvorschlag zu den technologischen Zielen und zur marktstrategischen Ausrichtung des Verbundprojekts SPEAKER passt. Im Consumer-Bereich haben die großen Player wie beispielsweise Amazons Alexa oder Googles Assistant längst Maßstäbe gesetzt. Allein es mangele allen Branchenführern an Verlässlichkeit beim Thema Datenschutz, meint Stefan Melles, der die Veranstaltung moderiert und bei DATEV in der Abteilung für Technologiestrategie beschäftigt ist. Das Problem sei eine unzureichende Umsetzung von Datenschutzrichtlinien bei Sprachassistenten, die im Business-Bereich für DATEV und allen europäischen Unternehmen unerlässlich ist. „Das Ziel des SPEAKER-Projekts ist, eine Plattform für Sprachassistenten im B2B-Bereich ins Leben zu rufen, die sicher nutzbar ist“, so Melles weiter. Zudem sollen sich die Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, da die Plattform die nötigen Sprachtechnologien über einfach zu nutzende Module bereitstellt. Das Projekt startet am 1. April 2020 und hat eine Projektlaufzeit von drei Jahren. Eines sei an dieser Stelle bereits verraten: Die Innovationskraft aller vorgestellten Projekte ist groß und die Organisatoren betonen, alle vorgetragenen Ideen weiter zu verfolgen.

Ein Sprachassistent, dessen Fähigkeiten aus den umfangreichen Wissensdaten der DATEV eG abgeleitet wird, kann steuerrechtliche, rechtliche oder andere domänenspezifische Fragen qualitativ besser beantworten, als die konkurrierenden Sprachassistenzlösungen, die sich eher am Consumer-Markt ausrichten. Gepaart mit der Datenschutzkonformität und der Sicherheitsarchitektur der Genossenschaft brächte ein solcher DATEV-Sprachassistent einen großen Vorteil für seine direkten Kunden und alle daran angeschlossenen Mandate (2.5 Millionen Unternehmen und Institute)

Eine DATEV-Mitarbeiterin präsentiert ihr SPEAKER-Projekt beim SPEAKER-Pitch vor der Jury.

Alle Projekte sehen den Vorteil eines Sprachassistenten vor allem in der ortsunabhängigen Nutzung, etwa im Auto. Sie setzen allesamt auf kollaborative Lösungen, die durch die Nutzung von Methoden der künstlichen Intelligenz Kundenmehrwerte erzeugen.

Die Gewinner

Die Jury, bestehend aus Geschäftsleitungsmitgliedern und Fachexperten aus Service und Innovationsmanagement der DATEV eG, entscheidet sich im Anschluss an die Pitches für zwei Projekte: für den „Einsatz von Sprachtechnologie im DATEV-Service“ und für „MyDATEV Nachrichten und Meine Steuern – Fragen und Antworten zu steuerlichen Themen in MyDATEV“. Im täglichen Arbeiten mit den DATEV-Programmen haben die Anwender Fragen und suchen nach einer schnellen Lösung. Bislang bemühen sie den DATEV-Service oder wenden sich als Mandant an ihren Steuerberater. Die neue Technologie stellt ein Szenario in Aussicht, bei dem Kunden ihr Problem in eigenen Worten schildern. Daraufhin wird ein KI-gestützter Assistent die relevanten Quellen abfragen und eine Lösung sprachlich oder schriftlich bereitstellen. Bei ungefähr 1,6 Millionen Serviceanfragen von zumeist kleinen und mittleren Unternehmen (Steuerberater, Rechtsanwälte, Handwerks- und Handelsbetriebe und Dienstleistern) pro Jahr wird deutlich, dass Verbesserungen im Service auch weitreichende Effekte auf die deutsche Volkswirtschaft haben.

Die Gewinner und die Jury, bestehend aus Mitarbeitern aus dem DATEV-Lab und Mitgliedern aus der DATEV-Geschäftsleitung, beim DATEV SPEAKER-Pitch

Das Gewinnerprojekt MyDATEV Nachrichten will eine sichere und integrierte Kommunikation zwischen dem beratenden Berufstand und seinen Mandanten, größtenteils KMU, ermöglichen. Fragen würden auf Basis der im Portal MyDATEV vorliegenden Daten und KI-Mechanismen automatisch beantwortet und so für Effizienzgewinne sowohl in Kanzleien, als auch bei deren betreuten Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen sorgen. Die Nachrichten können mobil, interaktiv und unabhängig von Bürozeiten genutzt werden. Der Assistent oder auch Chatbot kann gesprochene oder geschriebene Nachrichten analysieren, die wesentlichen Informationen extrahieren und aus vorhandenen Wissensbasen zielgenaue und kontextbezogene Antworten liefern.

SPEAKER-Projekt mit hochkarätigen Spezialisten

Durch datengetriebene Anwendungen und Hintergrundprozesse werden aus der Fülle von Daten genau die erforderlichen Informationen extrahiert. Da dies in vielen Teilen noch Forschungscharakter hat, ist es sehr erfreulich, dass im SPEAKER-Konsortium hochkarätige Spezialisten aus mehreren Forschungsinstituten wie zum Beispiel den Fraunhofer-Instituten IAIS und IIS, der Universität Paderborn oder dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) vertreten sind.

„Die vielen innovativen und kreativen Ideen haben es der Jury schwergemacht, eine Auswahl zu treffen“, sagt Dr. Stefan Schröder als Juror und DATEV Geschäftsleitungsmitglied verantwortlich für Plattformen, Infrastruktur und Technologie. „Ich beglückwünsche die beiden Sieger-Teams und wünsche ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen.“

Es bleibt zu hoffen, dass die DATEV-Entwickler bei dieser Aufgabe genauso viel Humor haben wie ihre Kollegen beim Google Assistant. Der weiß natürlich, was meine Katze gesagt hat: Tod den Mäusen!

Zum Autor

Dietmar Zeilinger

Redaktion DATEV magazin

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