Social Network oder Seelenfänger – an der Plattform Nimses scheiden sich derzeit die Geister. Während YouTuber PewDiePie die Werbetrommel für den Anbieter rührt, warnt die Piratenpartei ausdrücklich vor dem datenhungrigen Dienstleister und möglichen Folgen bis zu Stalking und Mobbing.

Mit dem bereits 2017 gestarteten Angebot will das im US-Unternehmen Nimses eine disruptive Mischung aus Social Network, Blockchain-Wirtschaft und ideologischen Grundprinzipien bieten. Von dem als PewDiePie aktiven YouTuber Felix Arvid Ulf Kjellberg beworben, ist das Projekt nun auf breiteres Interesse gestoßen und hat zugleich etliche Kritiker auf den Plan gerufen.

Persönliche Daten und Nutzermonitoring

Grund: Über eine App sammelt Nimses nicht nur persönliche Daten, die der Anwender selbst dem Unternehmen anvertraut hat, darunter etwa Namen, Geschlecht oder Geburtsdatum. Zusätzlich behält sich der Anbieter vor, auch Nutzerverhalten und Smartphonedaten auszuwerten. Hierunter fallen etwa Telefonbucheinträge oder per GPS erhobene Positionsdaten. Dabei will Nimses per Profiling auch Rückschlüsse auf Vorlieben und Interessen seiner Nutzer ziehen. Und schließlich gestattet sich Nimses auch, Daten mit Dritten auszutauschen, darunter Behörden oder Werbepartnern.

Und das ist nicht nur ersten Anwendern bereits negativ aufgestoßen. So hat YouTuber Nik Stonestreet Nimses ausprobiert und kann sich für die Idee dahinter durchaus begeistern. Nicht begeistern kann sich Stonestreet allerdings dafür, dass ihn befreundete Nutzer im Umkreis einer Meile orten und gezielt aufsuchen könnten.

Piratenpartei warnt vor Stalking

Die Piratenpartei wird noch deutlicher und warnt ausdrücklich davor, die App zu installieren: Nutzer hätten keinerlei Möglichkeiten, den Grad ihrer Privatsphäre einzustellen. Zudem verlange die App selbst dann nach einem kontinuierlichen Zugriff auf den Standort, wenn diese nicht geöffnet ist. Die Anwendung zeige den Standort von Nutzern schließlich für alle sichtbar an – und öffne damit Mobbing und Stalking Tür und Tor.

Daniel Mönch, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei, kommentiert: „Nimses ist das Online-Äquivalent des Verkaufs der eigenen Seele. Mit dem Akzeptieren der Nutzungsbedingungen überschreibt der Nutzer die Rechte an der eigenen Onlinepräsenz an das Unternehmen. […] Im Gegensatz zu den althergebrachten Anwendungen veröffentlicht Nimses diese Informationen und ist immer aktiv. Wenn Nutzer online sind, werden sie von der App überwacht. Dabei nutzt die App auch auf dem Telefon gespeicherte Kontakte. Mit am erschreckendsten ist, dass Nutzer die exakte Position anderer Nutzer in der App nachschauen können.“

Nimses schreibt von „Missverständnissen“

Nimses hat bereits mit einem Statement auf die Kritik reagiert. Auf der Webseite des Unternehmens schreibt Andrey Boborykin – Nimses head of marketing and communications – dabei von einigen Missverständnissen und Verwirrung. Wie stichhaltig oder spitzfindig die vorgebrachten Argumente angesichts der in der „Provicy Policy“ geforderten Zugeständnisse sind, lässt sich freilich diskutieren.

Boborykin zufolge verkaufe Nimses Daten seiner Nutzer nicht an Werbetreibende, sondern Nutzer würden dies selbst tun. Die Lokalisierungsfunktionen seien zudem nur aktiv, wenn die Nimses App geöffnet ist; schließlich lieferten die Daten keine Rückschlüsse auf „exakte“ Positionen der Nutzer.

Anwendern stehe überdies frei, einzelne Befugnisse zu verweigern oder ihren Account ganz zu löschen. Glaubt man Nik Stonestreet, sei dies allerdings leichter gesagt als getan und bislang nur über eine Support-Anfrage zu bewerkstelligen.

Das steckt hiner Nimses

Nimses lässt sich als eine Art soziales Netzwerk beschreiben. PewDiePie spricht von einem „Social Media Game“, der bereits mehrfach erwähnte Nik Stonestreet will im Dienst zudem Elemente einer Dating-App erkennen. Mit einer eigenen Kryptowährung bildet das Angebot zudem ökonomische Aspekte ab: Für jede verstrichene Minute ab Registrierung erhalten Nutzer beispielsweise einen Nim, der sich künftig bei Partnern womöglich auch gegen reale Güter eintauschen lässt. Mit einer „ideological foundation“ von 12 Prinzipien für die Beziehung zwischen Menschen und Zeit könnten böse Zungen dem Dienst jedoch auch sektiererische Züge attestieren.

Autor: Dirk Srocke

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