Lochkarte oder Lochstreifen? Die Entscheidung für den richtigen Datenträger war eine der wichtigsten in der Gründerzeit der DATEV. Die Lochkarte ist heutzutage bekannter als der Lochstreifen, wenn es um die Anfänge der EDV geht. Dabei ist der Lochstreifen (um 1850) der Vorläufer der Lochkarte und hat dieser gegenüber einige entscheidende Vorteile zu bieten.

Auf eine Rolle Lochstreifen (790 Gramm) können 120.000 Codes gestanzt werden; an Lochkarten würde man dafür 1.500 Stück benötigen, die 4,2 Kilogramm wiegen. Daraus ergibt sich wiederum ein Transport- und Kostenvorteil. Ein weiterer entscheidender Pluspunkt des Lochstreifens ist die Datensicherheit. Anders als bei den Karten kann hier nichts durcheinander geraten.

Daher setzte die DATEV früh auf den Lochstreifen und die Telebanda von Olivetti – mit DM 11.000 ein vergleichsweise preiswertes Datenerfassungsgerät. Lochkarten wurden in der DATEV dagegen nur von 1966 bis 1968 verarbeitet.

Entnahme des Lochstreifens bei der Telebanda

In den 1970er Jahren kamen täglich 12 bis 18 Postsäcke voll Lochstreifen im DATEV-Rechenzentrum an. Im Posteingang wurde jeder Lochstreifen manuell auf Datenplausibilität geprüft und ggf. korrigiert. Die Mitarbeiter konnten tatsächlich die codierten Lochzeilen lesen! Falsche Stanzungen wurden mit Tesafilm korrigiert.

Anschließend wurden die Daten für die weitere Verarbeitung auf Magnetband kopiert. Das geschah im fotoelektrischen Verfahren mit einem Gerät namens Gier-Leser. Der Lochstreifen bekam in der DATEV zwar ab 1974 Konkurrenz von der Datenfernübertragung und ab 1977 von einem moderneren Datenspeicher: der Magnetbandkassette, auch bekannt als Musikkassette.

Doch ungeachtet dieser technischen Neuerungen war das Erfolgsduo Telebanda & Lochstreifen bei vielen DATEV-Mitgliedern noch lange Jahre im Einsatz. Erst vor 25 Jahren, 1991, stellte die DATEV die Lochstreifenverarbeitung endgültig ein.

Zur Autorin

Carolin Porzelt

Unternehmensarchivarin bei DATEV

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