Die niedersächsische Polizei investiert in digitale Kompetenz.

Die Polizei Niedersachsen setzt dreizehn Mitarbeiter für eine gänzlich neue Tätigkeit ein. Als sogenannte „Intel Officer“ sollen sie in den Leitstellen Hannover, Braunschweig und Osnabrück ihren Kollegen im Einsatz relevante Echtzeitinformationen aus öffentlich zugänglichen Quellen des Internets und sozialer Netzwerke weitergeben.

Laut Innenministerium verfügen alle Mitarbeiter über Studienabschlüsse im Bereich der Kommunikations-, Medienwissenschaften oder ähnlich gelagerter Studiengänge. „Kein anderes Bundesland ist bis heute diesen Weg gegangen, Fachleute einzustellen, die im Rund-um-die-Uhr-Betrieb einsatzbegleitend eine solche Fläche, wie die der drei genannten Polizeidirektionen, über deren Leitstellen, abdecken“, heißt es.

Pistorius: Tweets und Postings sind normale Infoquelle

Wie Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius erläutert, habe sich die Kommunikation in den vergangenen 20 Jahren durch die Digitalisierung intensiv verändert: „Tweets, Postings und vieles mehr sind heute ein völlig normaler Weg für viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vereine, Organisationen oder Unternehmen, um andere zu informieren und auf dem Laufenden zu halten.“ Inhalte und aktuelle Informationen in den sozialen Medien könnten sinnvolle Ergänzungen bei laufenden Einsätzen sein. „Hier setzen die ?Intel Officer? in den Leitstellen in Hannover, Braunschweig und Osnabrück an. Natürlich vor allem deshalb, weil unsere Einsatzkräfte auf der Straße besonderen Risiken ausgesetzt sind, etwa durch Übergriffe und Gewalt“, so Pistorius.

Auch Landespolizeipräsident Axel Brockmann zeigt sich überzeugt: „Mit dem Einsatz von ?Intel Officern? besteht die Möglichkeit zur Verbesserung der Einsatzbewältigung und damit der echten Hilfestellung und Unterstützung der unmittelbar am Einsatzgeschehen beteiligten Kolleginnen und Kollegen vor Ort.“ Im Zeitalter der Digitalisierung stelle diese Form der Aufgabenwahrnehmung einen weiteren Schritt in einer sich verändernden Arbeitswelt dar.

Open-Source-Intelligence

In den Niederlanden gehören sogenannte OSINT-Recherchen (Open-Source-Intelligence, OSINT, Begriff siehe Wikipedia-Eintrag) bereits zum Alltag der dortigen Polizei. In Real Time Intelligence Centern (RTIC), angebunden an die Einsatzleitstellen, werden öffentliche Quellen in Echtzeit einsatzunterstützend analysiert, ausgewertet und bewertet. Ziel ist es, Erkenntnisse im Zeitraum zwischen dem Notruf und dem Eintreffen des Streifenwagens am Einsatzort an die eingesetzten Beamten zu übermitteln. Auf diesem Weg sollen potentielle Gefahren frühzeitig erkannt und minimiert werden.

In der Regionalleitstelle Osnabrück sind bereits seit Juli 2018 zwei Polizeivollzugbeamte als „Intel Officer“ im Einsatz. Ihr Einsatz erfolgte im Rahmen des bundesweiten Forschungsprojektes „Sicherheit im Einsatz durch OSINT in Einsatzleitstellen“ der Deutschen Hochschule der Polizei. Das Projekt läuft noch bis Ende Juni 2019. Weitere Infos zum Projekt gibt es auf der entsprechenden Website der Deutschen Hochschule der Polizei.

Die Erfahrungen sind laut Polizeirat Scholz positiv: „Die einsatzbegleitende Recherche im Internet und in den sozialen Netzwerken verbessert tatsächlich den Schutz unserer Einsatzkräfte und der Bevölkerung.“

Autor: Susanne Ehneß

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