Im 19. Jahrhundert wurden Briefe oft aufwändig gefaltet und verklebt. Eine neue Software kann die verschlossenen Geschichtszeugnisse nun virtuell entfalten.

Vor rund 200 Jahren wurde der Briefumschlag erfunden. Wollte man zuvor ein Schriftstück 

verschicken, half nur Falten, Aufrollen und Versiegeln vor unberechtigtem Zugriff beziehungsweise unerwünschten Mitlesern. Für Historiker stellen ungeöffnete Briefe aus dieser Zeit ein großes Problem dar. Zu gerne würden sie die Inhalte in Erfahrung bringen, gleichzeitig soll aber das Schriftstück beim Öffnen nicht irreparabel beschädigt werden. Eine neuentwickelte Software soll Abhilfe schaffen, wie Wissenschaftler auf „Nature Communications“ berichten

Zunächst durchleuchten die Forscher mittels Röntgentomografie den verschlossenen Brief. Die künstliche Intelligenz der neuen Software setzt anschließend die Schrift auf den einzelnen gefalteten Seiten Stück für Stück wieder zusammen, sodass der ursprüngliche Brief lesbar ist. Entwickelt hat das neue Verfahren ein Team des Massachusetts Institute of Technology (MIT), das ihre Software unter anderem an einem Brief aus der „Brienne Kollektion“ testete. Damit bezeichnen Historiker eine Sammlung von Schriftstücken aus den Jahren 1689 bis 1706. Sie entstammen allesamt einer alten Truhe, die einem niederländischen Postboten mit dem Namen Simone de Brienne gehörte und niemals zugestellt wurden. Mehr als 3000 Briefe waren in der Kiste entdeckt worden. 

300 Jahre alter Brief erstmals geöffnet 

577 noch ungeöffnete Briefe befinden sich in der „Brienne Kollektion“. Menschen aus ganz Europa schickten damals ihre Post nach Den Haag. Dass in der Truhe so viele nicht zugestellte Briefe lagerten, liegt daran, dass damals der Empfänger das Porto bezahlen musste. War das Geld knapp, verweigerten die Adressaten die Zustellung und die Post blieb beim Zusteller. 

In dem vom Team geöffneten Brief ging es um eine Nachricht eines Franzosen namens Jacques Sennacques vom 31. Juli 1697. Der Absender bat seinen in Den Haag als Händler lebenden Cousin Pierre Les Pers um einen zertifizierten Totenschein eines „Daniel Le Pers“ – wohl ein enger Verwandter der beiden. 

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