Was Innovationen betrifft, scheint Europa Nachholbedarf zu haben. Deloitte hat 760 Unternehmen in 16 Ländern befragt, um herauszufinden, wie es wirklich um die Innovationsfähigkeit und damit um die Zukunft Europas steht.

Technische Innovationen kommen vornehmlich aus den Silicon Valley oder China – aber was ist mit Europa? Hier hat es eher den Anschein, als ginge die Angst um, von den großen Innovationsmächten in West und Ost abgehängt worden zu sein. Deloitte hat für EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) im Rahmen der Innovation Survey untersucht, wie es um die Innovationsfähigkeit in Europa steht. Dazu befragten die Marktforscher 760 Unternehmen aus 20 Branchen und 16 europäischen Ländern zu ihrem Status quo, ihren Zukunftsplänen und den dazugehörigen Herausforderungen in Sachen Innovation.

„Innovationen waren schon immer Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und damit auch für Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität in einer Gesellschaft“, sagt Nicolai Andersen, Leiter des Bereichs Innovation bei Deloitte. „Wir brauchen Innovation, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und das haben Europas Unternehmen auch verstanden.“ Bei der Studie kam heraus, dass 88 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden zwei Jahren stärker in Innovationen investieren wollen. 12 Prozent planen, das aktuelle Niveau zu halten. Eine Senkung des Innovations-Budgets plant keines der Unternehmen.

Technologie-getriebenes Europa

Bei den europäischen Unternehmen geht es bei Innovationen vor allem um Technik. Diese ist für 92 Prozent der Befragten der wichtigste Treiber von Innovation. In einem relativ kurzen Zeitraum von rund 20 Jahren haben neue, digitale Technologien eine Reihe althergebrachter Geschäftsmodelle grundlegend verändert oder gar obsolet gemacht und neue geschaffen. „Die Digitale Transformation rückt Technologie ins Zentrum der Wirtschaft und der Unternehmen“, sagt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. „Die ökonomische Wertschöpfung verlagert sich weiter in Richtung Entwicklung und Software. Das macht Innovation leichter skalierbar und damit noch wertvoller.“

Besonders im Fokus stehen bei den technischen Innovationen bisher Data Analytics und Cloud Computing. Hier investieren bereits 69 Prozent, beziehungsweise 62 Prozent der befragten Unternehmen. In der Studie zeigt sich zudem ein klarer Trend in Richtung Künstlicher Intelligenz (KI). 42 Prozent der europäischen Unternehmen wollen in den kommenden zwei Jahren KI-Projekte umsetzen. Aber auch Augmented und Virtual Reality (AR), robotergesteuerte Prozessautomatisierung und Blockchain sind wichtige Themen für die Unternehmen.

Was passiert mit den Mitarbeitern?

Die Technikbegeisterung soll, den befragten Unternehmen zufolge, allerdings nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen. 70 Prozent erwarten, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter künftig gleich hoch bleibt oder sogar steigt. Hier gibt es allerdings Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Im Banking- und Finanzbereich, im Energiesektor und in der Versicherungsbranche rechnen die Unternehmen im Schnitt eher mit einem Rückgang ihrer Mitarbeiterzahl – wobei hier die Meinungen innerhalb der jeweiligen Branchen teilweise weit auseinandergehen.

Im Technologie-Bereich, der Baubranche und der Vermögensverwaltung ist man dagegen besonders optimistisch. Hier erwarten jeweils rund 60 Prozent der europäischen Unternehmen, künftig mehr Mitarbeiter zu brauchen. In diesen Branchen ist der Fachkräftemangel das größere Problem für die Unternehmen. Dem will jedes dritte Unternehmen mit höheren Gehälter und Maßnahmen für eine bessere Work-Life-Balance entgegenwirken.

Ein weiteres effektives Mittel im Kampf gegen den Fachkräftemangel bietet die Kooperation mit externen Partnern. Doch hier sind die europäischen Unternehmen noch zurückhaltend. So kooperiert bisher nur ein Drittel der Befragten mit Universitäten oder Startups. „Die europäischen Unternehmen haben das Potenzial von Ökosystemen für Innovation noch nicht verstanden, geschweige denn umgesetzt“, sagt Andersen. „Die besten Köpfe für ein bestimmtes Projekt arbeiten eben nicht immer im eigenen Unternehmen. Wer sein Unternehmenssilo für externe Partner öffnet, erlangt dadurch schnellen, unkomplizierten Zugriff auf zusätzliches Wissen und Ressourcen. Unternehmen, die in ein lebendiges digitales Ökosystem eingebunden sind, müssen nicht ständig das Rad neu erfinden und können so ihre Stärken effektiver nutzen und ihr Potenzial voll entfalten.“ Denn innovatives Potenzial ist durchaus vorhanden in europäischen Unternehmen. Nur 34 Prozent der Befragten beklagen eine mangelnde Innovationskultur im eigenen Haus.

Auch hier kann die Einbindung in Ökosysteme helfen, die Innovationskraft der Unternehmen zu fördern. „In traditionellen Bereichen steht Europa wirtschaftlich gut da, ist oftmals sogar führend. Die Herausforderung besteht nun darin, nicht den Anschluss an die Digitalisierung zu verlieren“, erklärt Dr. Alexander Börsch. „In Zukunft geht es zunehmend darum, Brücken zwischen digitalen Technologien und traditionellen Branchen, in denen europäische Firmen stark sind, zu schlagen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Robotics-Industrie, die ihre Wurzeln im klassischen Maschinenbau hat, aber durch die Anwendung digitaler Technologien wie künstlicher Intelligenz einen Schub erfahren hat. In solchen innovationsgetriebenen Transformationsprozessen liegen riesige Chancen für europäische Unternehmen – sie müssen sie nur nutzen.“

Autor: Heidemarie Schuster

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