Damit die Welt zukünftig nicht im Müll erstickt, arbeitet die Europäische Kommissionen an neuen Gesetzen zur Nachhaltigkeit von Produkten. Das erfreut Umweltschützer, wird jedoch von anderen Parteien weniger optimistisch aufgenommen.

Repair Cafés machen es vor: Viele kaputte Dinge können repariert werden. Doch oft wollen das die Hersteller nicht, denn es schmälert das Geschäft. Der Verbrauch an Ressourcen für unseren täglichen Konsum wird sich laut diverser Forscher bis 2050 verdoppeln. Der dadurch entstehende Müllberg vermutlich um 70 Prozent anwachsen, wenn nicht dagegen gesteuert wird. Deshalb legt die EU-Kommission die neue Kreislaufwirtschaftsstrategie vor, die Vorgaben in sieben Bereichen vorsieht. Dazu gehört:

  • Eine Verlängerung der Gewährleistung und das Recht auf Reparatur von elektronischen Geräten.
  • Ein Langlebigkeitsanspruch für Batterien.
  • Die Reduzierung von Verpackungen.
  • Ein Verbot von Einwegplastikverpackungen.
  • Ein Recycling-System für Textilien.
  • Eine Quote für recycelte Baustoffe.
  • Die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung.

Die einzelnen Vorschläge der Kommission müssen allerdings in den nächsten Monaten noch in Gesetzestexte gegossen werden.

Pro und Contra

Verbraucher- und Umweltschützer begrüßen diese Maßnahmen. So findet der europäische Verbraucherverband „BEUC“, dass eine Angabe über die Verwendungszeit eines Produkts oder ob es für dieses Ersatzteile, Wechselakkus sowie Softwareupdates gäbe, den Wettbewerb fördere.

Diese Vorhaben als Teil des europäischen Grünen Deals stoßen jedoch nicht überall auf Gegenliebe. So findet der Elektronik-Branchenverband Bitkom, dass die gesetzliche sowie freiwillige Gewährleistung der meisten Hersteller ausreiche. Eine Verpflichtung, eine Vielfalt von Ersatzteilen für lange Jahre auf Vorrat zu produzieren und einzulagern, führe laut dem Bitkom zu mehr Müll als vermieden werden würde. Der Verband empfiehlt, die bereits in großer Menge vorhandenen Reparaturangebote attraktiver zu machen – auch mit wirksamen politischen Hebeln. Einer davon wäre eine Steuervergünstigung für Reparaturen, damit sie für Verbraucher auch erschwinglich sind. Außerdem ist die Förderung und Erforschung neuer Technologien wichtig, wie die Herstellung von Ersatzteilen aus dem 3D-Drucker. Das ist nicht nur günstiger und umweltschonender, als Ersatzteile etwa aus Asien nach Deutschland zu fliegen. Es eröffne die Möglichkeit, Ersatzteile für ältere Geräte herzustellen.

Bitkom-Präsident Achim Berg erklärt außerdem, dass Geräte wie Smartphones hochkomplex seien. Sie könnten nicht so flach, leicht und leistungsfähig und obendrein wasser- und staubdicht sein, wenn sie so konstruiert wären, dass jeder Nutzer sie einfach aufschrauben kann. Ein unsachgemäßes Öffnen der Geräte birgt darüber hinaus Sicherheitsrisiken – insbesondere bei sensiblen Bauteilen wie dem Akku. Ein „Recht auf Reparatur“ hätte somit einen direkten Einfluss auf die Funktionalität und die Sicherheit der Geräte.

Berg verweist auf die Pflicht des Verbrauchers am Beispiel des Smartphones: „Wer den Akku richtig lädt, Energie spart, indem er im Hintergrund laufende Apps schließt, das Gerät regelmäßig ganz ausschaltet und eine Schutzfolie auf dem Display anbringt oder eine wirkungsvolle Schutzhülle nutzt, vermeidet einen Großteil der Reparaturen. Viele Schäden treten nicht aufgrund von Materialfehlern oder Abnutzungserscheinungen auf, sondern schlicht, weil die Geräte nicht ausreichend geschützt werden.“

Autor: Sarah Gandorfer

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