Damit der Start in die Selbstständigkeit glückt - 21. September 2016

Das Einmaleins der Kanzleigründung

Nach unzähligen Stunden des Lernens steckt die Prüfung zum Steuerberater endlich in der Tasche. Dann heißt es: Durchstarten! Die Gründung einer eigenen Kanzlei ist dabei ein attraktives Ziel. Doch was braucht es für ein stabiles Fundament eines Kanzlei-Startups?

Thorsten Hesse begleitet als Coach junge Steuerberater auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Er weiß, worauf es beim Kanzleiaufbau wirklich ankommt.

Wie finde ich heraus, ob eine Kanzleigründung für mich das Richtige ist?

Thorsten HesseDas Ganze ist eng verbunden mit der Frage, ob Sie ein „Unternehmertyp“ sind. Dazu gehört vor allem, dass Sie für die eigene Idee brennen. Eine positive Einstellung hilft zudem, auch mal den einen oder anderen Rückschlag wegzustecken. Wer neben der fachlichen Arbeit für den Mandanten außerdem Spaß hat an Akquise, Mitarbeiterführung und sich auch vor Honorargesprächen nicht grämt, bringt auf alle Fälle schon mal gute Voraussetzungen mit.

Was sollte ich vor dem Schritt in die Selbstständigkeit unbedingt beachten?

Je früher man sich mit der beruflichen Option „Selbstständigkeit“ beschäftigt, desto besser. Ein zentraler Aspekt hierbei ist das Netzwerken. Haben Sie gute Verbindungen zu potenziellen Mandanten, potenziellen Mitarbeitern und regionalen Organisationen wie Gewerbevereine und Kammern, gelingt der Einstieg deutlich leichter. Außerdem sollten Sie sich natürlich in Ihrer Branche gut auskennen. Dazu gehört es auch, sich mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sowie den Chancen und Risiken der Branche zu beschäftigen.

Gibt es einen Königsweg für die Kanzleigründung?

Wie heißt es so schön: Viele Wege führen nach Rom. Gleiches gilt für den Kanzleistart mit den drei Optionen Gründung „auf der grünen Wiese“, Kanzleikauf oder Partnerschaft. In der Praxis gibt es für alle Wege erfolgreiche Gründungsbeispiele. Jeder potenzielle Gründer sollte seine individuelle Situation eingehend analysieren und eine Vorstellung davon entwickeln, wie man sich seine Kanzlei in fünf Jahren vorstellt. Dann ergibt sich die Frage nach dem richtigen Weg von selbst.

Brauche ich wirklich einen Businessplan?

Wir planen wie selbstverständlich Urlaubsreisen, Geburtstagsfeiern oder unser Eigenheim. Schon alleine deshalb sollte man auch sein Business planen und nicht dem Zufall überlassen. Der Businessplan hilft mit vorgegebenen Themen, dass man nichts Wichtiges vergisst. Dazu gehört zum Beispiel sich mit der Frage auseinanderzusetzen, warum ein Mandant gerade zur eigenen Kanzlei kommen sollte – es geht also um die sogenannten Alleinstellungsmerkmale. Das Ganze dann noch in Prosa zu schreiben, kostet zwar Zeit, schärft aber auch nochmal die Sinne für das Gründungsvorhaben.

Auf was sollte ich bei der Organisation meines Kanzlei-Startups achten?

Dass man es gleich richtig macht. Mein Tipp: Gestalten Sie die Abläufe in der noch jungen Kanzlei sofort so, als hätten Sie schon hundert Mandanten.

Wie kann ich als Newcomer Mandanten gewinnen?

Erstmal über die Pflege von Beziehungen und das sogenannte „Netzwerken“ – online wie offline! Und wenn man einen guten Job für seine Mandanten macht, dann spricht sich das herum. Am besten nimmt man hier aber eine aktive, steuernde Rolle ein. Kanzleigründer sollten bei neuen Mandanten bereits nach kurzer Zeit die Zufriedenheit klären und aktiv um Weiterempfehlungen werben.

Muss ich von Anfang an ein Full-Service-Angebot bieten?

Mandanten erwarten Beratung aus einer Hand und daher sollte auch ein Gründer alle wesentlichen Dienstleistungen abdecken. In der Praxis wird jedoch selten ein Berater alle Themen im Detail beherrschen. Deshalb ist es enorm wichtig, seine „Lücken“ zu identifizieren und diese mit Kooperationspartnern zu schließen.

Wie schaffe ich es, dass aus einem Erstgespräch auch tatsächlich ein Mandat wird?

Das ist gar nicht so schwierig! Kanzleigründer berichten uns regelmäßig, dass ein Erstgespräch fast immer zum Auftrag führt. Dennoch: Um Mandanten zufrieden zu stellen oder sie gar zu Fans der Kanzlei zu machen, sollten im Erstgespräch vor allem die Erwartungen des Mandanten geklärt werden. Berater sollten hierzu Fragen stellen, gut zuhören und ihren eigenen Redeanteil begrenzen.

Angenommen, der Start ist geglückt: Wie kann ich die Kanzlei weiterentwickeln?

Dazu sollten Sie sich als Kanzleiinhaber zunächst fragen, was Sie eigentlich wollen. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist in der Praxis groß: Sie reicht von Wachstumsstrategien über Partnerschaften bis hin zu Zukäufen. Auch die Option „klein, aber fein“ mit Optimierung beziehungsweise Reduzierung der eigenen Arbeitszeit kann in Betracht gezogen werden. Wie heißt es so schön: Jeder nach seiner Fasson.

Fachbuch

Thorsten Hesse ist seit mehr als 20 Jahren bei DATEV. Nach vielen Jahren in der Kanzlei- und Softwareberatung unterstützt er seit 2012 als Coach und Referent junge Steuerberater auf dem Weg in die Selbständigkeit. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Kanzleimarketing, Vertrieb und Honorarmanagement. Er hält regelmäßig Gastvorlesungen zum Kanzleimanagement und ist Lehrbeauftragter an der Hochschule München für Unternehmensgründung und -führung.

Thorsten Hesse hat zum Thema Kanzleigründung in Zusammenarbeit mit den beiden Professorinnen Ingrid Huber-Jahn und Claudia Eckstaller von der Hochschule München das Fachbuch „So zünden Sie den Turbo für Ihre Steuerberatungskanzlei“ für DATEV verfasst, das sie in unserem Shop kaufen können.

Und falls Sie sich gerne mit anderen Gründern austauschen und Tipps von Kanzleiberatern erhalten wollen, um Ihr Business optimal zu planen, sind Sie herzlich zu einer Veranstaltung unserer DATEV-Gründernetzwerke eingeladen.

Zur Autorin

Lisa Braunersreuther

Lisa Braunersreuther hat die Freude am Schreiben schon nach dem Abi entdeckt. Nach einem Jahr voller Praktika in Pressestellen und bei verschiedenen Medien startete sie als freie Mitarbeiterin im Journalismus durch. Sie arbeitete während ihres Studiums für Tageszeitungen, ein Internetfernsehen und für den Bayerischen Rundfunk. Nach ihrem Studium „Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation“ stieg sie bei ERGO Direkt ins Berufsleben ein. Nun freut sie sich seit Juni 2016 die vielfältigen DATEV-Medien mitgestalten zu können.

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