Die Embedded World hat dieses Jahr mit höherer Gewalt zu kämpfen. Viele große Aussteller bleiben der Messe aus Angst vor einer möglichen Covid-19-Infektion fern. Trotzdem gibt es Gründe, auf die Messe zu gehen. Denn es wird eine ganz besondere Embedded World werden.

Die Embedded World dürfte dieses Jahr eine besondere Messe werden. Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 verbreitet sich weltweit enorm schnell, und noch weiß man relativ wenig über die Gefahr, die davon tatsächlich ausgeht. Das hat viele große Aussteller aus den USA dazu bewogen, der Messe fernzubleiben. Im Vordergrund steht die Angst, sich während der Flugreise auf den Drehkreuzen dieser Welt mit Covid-19 zu infizieren – weniger auf der Messe. Hinzu kommt die Befürchtung, dass Mitarbeiter bei der Wiedereinreise in die USA mindestens zwei Wochen in Quarantäne müssen und für das wichtige Tagesgeschäft ausfallen.

Begonnen hatte die Messekrise im Nachgang der Absage des Mobile World Congress in Barcelona. Die ersten Rückzieher für Nürnberg kamen vorletzte Woche (KW 07) von den Ausstellern STMicroelectronics und Microchip. Danach schien der Damm gebrochen. Es hagelte über Tage Absagen von allen Seiten. Inzwischen haben über 60 Firmen ihr Fernbleiben überwiegend offiziell bestätigt. Einer der letzten großen Halbleiterhersteller, der heute früh unserer Redaktion seine Absage bestätigt hat, ist Texas Instruments.

Trotz aller Absagen findet die Messe statt. Wie viele Unternehmen tatsächlich vor Ort sein werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwerlich abzusehen. Als unrühmlich empfinden einige unserer Leser die Kommunikationspolitik der Messe Nürnberg, die sie als intransparent und unzulänglich beschreiben. Dazu lässt sich grundsätzlich sagen: Gute Krisen-PR zeichnet sich durch Transparenz, kontinuierliche Vertrauenskommunikation und Empathie aus.

Trotzdem findet unsere Redaktion: Die Embedded World 2020 wird eine besondere Messe mit speziellen Gelegenheiten. Gehen Sie hin!

Darum lohnt es sich zu kommen

Allein in unserer Liste stehen über 50 Unternehmen, die fest zugesagt haben. Viele haben sich eigens bei uns gemeldet. Insgesamt werden mehrere hundert der ursprünglich vom Veranstalter prognostizierten rund 1150 Unternehmen auf der Embedded World 2020 vertreten sein. Der überwiegende Teil davon hat spannende, neue Produkte und Projekte im Gepäck – denn traditionell nutzen Unternehmen die großen Fachmessen, um ihre Innovationen erstmals dem Fachpublikum vorzustellen. Selten werden Sie die Gelegenheit haben, so intensive Gespräche auf einer Messe zu führen, wie in diesem Jahr. Die Firmen warten auf Sie und freuen sich auf Ihren Besuch!

Wir könnten jetzt noch witzeln, der Job eines Journalisten ist es, auch mal aus Krisengebieten zu berichten. Aber tatsächlich haben auch unsere Redakteure gute Gründe und konkrete Vorstellungen, was sie sich von der Messe erwarten:

Johann Wiesböck, Chefredakteur: „Besucher haben mehr Zeit für Spezialfirmen und weniger bekannte Unternehmen, die sonst im Schatten der Großen stehen. Zudem erhalten Besucher mehr Aufmerksamkeit von den Standbesatzungen und haben eine höhere Chance, für sie relevante Experten zu sprechen. Es wird mehr Gelegenheiten geben, zu reden, was das Networking erleichtert. Freunde gewinnt man in schwierigen Zeiten!“

Martina Hafner, Leitung Digital: „Deutschland und Europa haben viele inspirierende kleine Firmen, Forschungsprojekte und Startups zu bieten. Diese investieren ihre begrenzten Marketingbudgets häufig zu fast 100 Prozent in Fachmessen wie die Embedded World. Diese Unternehmen können es sich schlicht nicht leisten, die Messe abzusagen – auch, da sie zu einem großen Teil auf den Kosten sitzen bleiben. Nürnberg bietet also dieses Jahr eine der besten Gelegenheiten, Kontakte mit solchen Anbietern zu knüpfen, deren Ideen zu entdecken und inspiriert in das Jahr 2020 zu starten. Und die Neuigkeiten der etablierten Unternehmen können Sie auch gut im Internet recherchieren.“

Sebastian Gerstl, Ressort Embedded Software: „Da die meisten Absagen internationaler Natur sind, wird die Embedded World umso mehr ein Showcase für die Embedded- und IoT-Entwicklungen, die deutsche Firmen zu bieten haben. Schließlich besteht die EW zu 40 % aus deutschen oder deutschsprachigen Firmen. Wer sich primär für Software interessiert, wird nach wie vor auf seine Kosten kommen – von den Software-Firmen hat kaum eine abgesagt.“

Hendrik Härter, Redakteur für Messtechnik: „Weniger Menschen ist nicht gleichzusetzen mit weniger Austausch: Gerade ein Blick auf das Thema drahtlose Kommunikation aus Sicht der Messtechnik lohnt sich. Die Anbieter zeigen, wie die drahtlose und Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung messtechnisch untersucht werden kann. Rohde & Schwarz zeigt beispielsweise seine R&S SMW-Plattform für den Test von Bluetooth-Low-Energy. Es sind HF-Tests ohne Steuerkabel möglich. Ein Besuch der Messtechnik-Anbieter lohnt sich auch dann, wenn es um EMV oder den Test von Stromversorgungen geht. Hier dürfte vor allem die Halle 4 viel für den Messtechniker bieten.“

Michael Eckstein, Redakteur Embedded Komponenten: „Es könnten sich für die Unternehmen ja neue Ideen und Chancen abseits der üblichen, ausgetretenen Pfade eröffnen. Es heißt nun, kreativ auf die geänderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Ein Perspektivwechsel tut oftmals gut!“

Gut möglich, dass auch die Schlange am Würstchenstand kürzer ist als sonst. Außerdem könnten die Chancen auf Starterkits und nützliche Giveaways steigen. Die Anreise wird möglicherweise um einiges bequemer als in den letzten Jahren, wenn in der S-Bahn mehr Platz ist und auch in den überregionalen ICs/ICEs weniger Plätze reserviert wurden. Covid-19 wurde bisher in Nürnberg noch nicht gesichtet. Und: Das Popcorn von FlowCAD ist natürlich auch ein Grund, nach Nürnberg zu fahren. Zu guter Letzt machen Sie den Ausstellern eine Freude und zeigen Solidarität in der schwierigen Situation. Krise haben wir schon genug.

Autor: Julia Schmidt

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