Jeder hat schon einmal diesen Moment erlebt, wenn ein Meeting oder eine Telefonkonferenz sehr effizient und produktiv verläuft und am Ende die magischen Worte gesagt werden: „Wir sind früher fertig und geben Ihnen etwas Zeit zurück.“

Fühlt es sich nicht wie ein kleiner, ungeplanter Urlaub an? Diese zusätzlichen 15 Minuten fühlen sich befreiend an – wertvolle Zeit, in denen sich andere priorisierte Aufgaben bearbeiten lassen.

Das ist der Mehrwert, den RPA bietet – Software-Bots, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz, die eng mit menschlichen Teams zusammenarbeiten, um die alltäglichen, repetitiven Aufgaben zu automatisieren, die sie dann jeden Tag ausführen. Noch nie gab es einen derart signifikanten Wandel in der Arbeitsweise von Unternehmen.

Die Industrialisierung hat den Menschen sozusagen entmenschlicht: Waren sie zuvor Handwerker, Entdecker, Künstler und Denker, sind sie jetzt die Personalabteilung, arbeiten repetitiv am Fließband oder an Maschinen. Technologien ermöglichen es Unternehmen jedoch auch, ihren wichtigsten „Vermögenswer““ – die Mitarbeiter – menschlicher zu gestalten.

Die Zukunft der Arbeit ist menschlich

Zwar haben Technologien eine effizientere Arbeitsweise ermöglicht, so sind sie der menschlichen Interaktion aber auch oft in die Quere gekommen. Wenn jemand im Jahr 2005 nach der Wettervorhersage fragte, musste der Laptop hochgefahren und danach gegoogelt werden, 2015 wurde die entsprechende Smartphone-App geöffnet. Heute lässt sich einfach „Alexa“ danach fragen. Der größte Unterschied: Dank Automatisierung bleiben der Blickkontakt und die menschliche Interaktion bestehen. Die neue Ära der intelligenten Assistenten-Technologie legt mehr Wert auf menschliche Beziehungen – und dies wird sich auch künftig nicht mehr ändern.

Im Personalwesen ist es dank unterstützender Technologie möglich, sich auf die Betreuung von Menschen zu konzentrieren – Mitarbeitern wie potenziellen Kandidaten. Ein Kunde hat beispielsweise im vergangenen Jahr 8.000 Angebotsschreiben versendet. Aber wie viele Menschen haben sie wirklich angesprochen? Null. Wenn intelligente Bots den menschlichen Mitarbeitern bis zu 30 Prozent ihrer Zeit am Tag zurückgeben, basiert die Arbeit nicht mehr auf dem Durchsatz-Prozess des Industriezeitalters. Es geht um Beziehungen, nicht um Transaktionen.

Unternehmen sollten keine Angst vor Technologien haben – sondern davor, etwas zu verpassen

Wenn Menschen über die Zukunft der Arbeit sprechen, dreht es sich häufig um flexible Arbeitszeiten oder offene Raumpläne. Die Gesellschaft kämpft eher darum, die aus dem Industriezeitalter übrig gebliebenen Silos aufzubrechen. Die existentielle Sorge, die mit einem signifikanten Wandel einhergeht, hat bereits eine lange Geschichte, aus der sich viel lernen lässt. Ein Beispiel ist die industrielle Revolution: Im landwirtschaftlichen Sektor brach fast eine Panik aus und die Sorge, dass die Landwirtschaft obsolet würde. Es gibt sie immer noch. Im Gegenteil: Durch die industrielle Revolution florierte sie ebenso wie viele andere Wirtschaftssektoren.

Mit der Erfindung der Schreibmaschine wurde das Ende der – meist weiblichen – Schreibkräfte vorhergesagt. Auch dies trat nicht ein. Die neue Technologie bescherte den Frauen eine sinnvollere Karriere und erhöhte ihren Anteil an Hochschulabsolventinnen. Diese hatten dann die Möglichkeit, in Führungspositionen aufzusteigen. Als die Frauen nicht mehr auf Schreibmaschinen oder Tastaturen reduziert wurden, waren sie erfolgreicher als jemals zuvor. Wie bei früheren technologischen Revolutionen, erfordern jedoch auch Bots, dass sich die Menschen ein wenig an sie anpassen. Einmal integriert, setzen sie jedoch das menschliche Potenzial frei.

Was machen Mitarbeiter mit dieser gewonnenen Zeit?

Jedes Mal, wenn ein Bot geschrieben wird und Menschen von repetitiven Aufgaben entlastet werden, kommen meistens eine Reihe von Fähigkeiten zum Vorschein. Diese waren allerdings unter den administrativen Abläufen vergraben. Häufig erstellt der erste implementierte Bot in Unternehmen wöchentliche Personalberichte. Dieser Bot spart dem Mitarbeiter, der diese Berichte manuell erstellte, sechs Stunden Arbeitszeit ein. Wenn andere Abteilungen davon erfahren, beginnen sie direkt damit, eigene Prozesse zu identifizieren und entsprechende Bots zu erstellen.

Die Implementierung von Bots zieht aber auch neue Talente an und erzielt Fortschritte in unterschiedlichen Bereichen. Mitarbeiter müssen so beispielsweise nie wieder eine weitere manuelle Personalzählung durchführen – und vermissen dies sicherlich nicht.

Wenn Organisationen ihre täglichen, regelbasierten Aufgaben nicht automatisiert haben, wird es fast unmöglich sein, geeignete Kandidaten für offene Stellen zu finden. Diese suchen nämlich vermehrt nach einem digital möglichst fortschrittlichen Unternehmen. Denn warum sollten Mitarbeiter jemals wieder auf analoge Legacy-Prozesse zurückgreifen?

Technologien entlasten Mitarbeiter

Kevin Kelly, einer der Gründer von Wired und erklärter Futurist, erklärt es am besten:

„Die Produktivität geht immer mehr auf die Roboter über. Auf lange Sicht sind wir eher daran beteiligt, neue Rollen und neue Aufgaben zu schaffen. Und zwar solche, die wir erledigt haben wollen – und von denen wir heute nicht einmal wussten, dass wir dies wollten – und übertragen sie auf Roboter. Wir werden dafür zuständig sein, neue Aufgaben für die Roboter zu schaffen.“

Kevin Kelly schaut weiter in die Zukunft. Es gibt aber bereits heute Technologien, dank der sich Mitarbeiter darauf konzentrieren, was sie am besten können. Dazu gehört der Aufbau von Beziehungen, ihre Kreativität zu nutzen, strategisch zu arbeiten, um die Unternehmenskultur oder die Zufriedenheit bei der Arbeit zu verbessern sowie die Interaktion zwischen den Mitarbeitern und den Abteilungen zu fördern. Die wahre Bedeutung der Zukunft der Arbeit liegt darin, neue Wege zu finden, damit die Mitarbeiter erfolgreich sind und zur Leistung des Unternehmens beitragen. Sie sind glücklicher, wenn sie kreativ und strategisch arbeiten. Bots helfen ihnen dabei, diesen Freiraum zu schaffen und menschlich zu sein. Davon profitiert letztlich das gesamte Unternehmen.

Autor: Nancy Hauge

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