Drei Stimmen - 23. Mai 2018

Argumente, die überzeugen: Thorsten Eckhardt

Zunächst waren sie von der Sat­zungs­än­de­rung wenig angetan. Mit einer of­fen­si­ve­ren In­for­ma­tions­politik von DATEV sind die Steuer­be­rater Thorsten Eckhardt, Sabine Storberg und Marcel Kruse Be­für­worter des Steuer­bürger-Szenarios ge­wor­den. Hier er­zäh­len sie, warum.

Der Steuerberater Thorsten Eckhardt ist Inhaber einer kleinen Kanzlei in Kirchheim in Hessen und sah das sogenannte Steuerbürger-Szenario anfangs eher skeptisch. Im Interview erklärt er, welche Argumente ihn zu einem Befürworter haben werden lassen.

DATEV magazin: Steuerbürger-Szenario – wann haben Sie diesen Begriff zum ersten Mal gehört?

Thorsten Eckhardt: Bei einer Vor­be­rei­tungs­veranstaltung für die Ver­tre­ter­versammlung im Mai letzten Jahres. Da hat Herr Dr. Mayr das vorgestellt. Das war der erste Kontakt mit der Thematik.

Wussten Sie dann schon, was die DATEV vorhat?

Thorsten Eckhardt: Ja. Herr Dr. Mayr hat ja schön erklärt: Es gebe eine ganze Menge steuerlich unberatene Steuer­pflichtige, die mit ELSTER oder mit einem anderen Programm die Steuer­er­klärung machen. Das wäre so das Zielpublikum. Ich konnte mir schon vorstellen, was da gemacht werden soll.

War Ihnen klar, dass für das Vorhaben die Satzung der ­DATEV geändert werden muss?

Thorsten Eckhardt: Auch das wurde damals erläutert. In dem Moment, in dem DATEV Geschäfte mit Nicht­mit­gliedern macht, war klar, dass es eine Satzungsänderung braucht.

Befürchten Sie für Ihre Kanzlei Umsatzeinbußen durch Plattformanbieter?

Thorsten Eckhardt: Sie kennen meine Kanzlei nicht, oder?

Es handelt sich um eine kleine Kanzlei?

Thorsten Eckhardt: Eigentlich um die kleinste Größe, die machbar ist.

Sie sind allein?

Thorsten Eckhardt: Genau. Ich glaube, größere Kanzleien werden stärker unter einer Plattformökonomie zu leiden haben. Ich weniger, weil die Leute zu mir kommen. Wenn davon dann drei weggehen, ist das nicht schön, aber dann gehen sie eben weg. Davor habe ich keine Angst.

Sie waren anfangs gegen die geplante Satzungsänderung. Warum?

Thorsten Eckhardt: Ich war skeptisch, das trifft es besser. Das Problem war ganz einfach der Informationsfluss nach diesen Infoveranstaltungen, auch nach der Vertreterversammlung letztes Jahr im Sommer: Es gab keinen. Auf einmal fand dann vor der Satzungsänderung diese Veranstaltung der Satzungstour in Mainz statt. Da wurde eigentlich erstmals präsentiert, wie man sich bei DATEV das Ganze konkret vorstellt. Insgesamt wurde viel zu wenig transparent diskutiert und nirgendwo etwas anschaulich dargelegt.

Das heißt, DATEV hätte lediglich besser erklären müssen, was sie mit der Satzungsänderung vorhaben, um eine größere Zustimmung zu erzielen?

Thorsten Eckhardt: Ja, definitiv. Wir haben das erste Mal Zahlen gehört an dem Tag, als wir die Sat­zungs­än­de­rung beschließen sollten. Und letztendlich reden wir über maximal drei Prozent der Gesamt­aus­gaben also – verzeihen Sie das Wort – über Peanuts. Wäre das früher klar gewesen, hätte es die Skepsis auch nicht gegeben und am Ende hätten auch die drei Stimmen nicht gefehlt.

Heute stehen Sie dem Vorhaben positiv gegenüber. Welche Argumente haben Sie davon überzeugt, dass die Satzungsänderung für den Berufsstand von Vorteil ist?

Thorsten Eckhardt: Mich hat tatsächlich nur die verbesserte Informationspolitik überzeugt. Ich weiß jetzt, worauf ich mich einlasse, wenn ich zustimme. Die Ausgaben sind gedeckelt. Sollten die Ausgaben immens steigen, würde der Aufsichtsrat schon eingreifen. Es ist klar definiert, wie hoch das Risiko ist. So können wir eigentlich nur gewinnen: Wenn es gut läuft, ist alles prima, und wenn es schlecht läuft, wird sich die DATEV Gedanken über ihre Software machen, was uns auch wieder zugutekommt.

Kann eine starke Genossenschaft mit einer eigenen Plattform Ihrer Meinung nach eine Hilfe für Kanzleien im Wettbewerb mit Plattformanbietern sein?

Thorsten Eckhardt: (lacht) Wenn einer von meinen Mandanten entscheidet, er will die Steuer selber machen, dann ist er weg. Wenn er es mit DATEV macht, ist es zumindest für mich als Genosse indirekt von Vorteil. Würde er es bei Fremden machen, wäre es nicht schön.

Sehen Sie für sich die Möglichkeit, selbst Mandate über eine genossenschaftliche Plattform zu generieren?

Thorsten Eckhardt: Der Steuerbürger ist für mich kein lukratives Feld. Ganz ehrlich: Ich sehe für mich noch keinen konkreten Mehrwert in der Plattform. Ich denke, dass die DATEV gegen andere Anbieter standhalten kann, sodass kein Dritter da reingeht. Der Frosch im Teich, wie Herr Dr. Mayr das so schön sagte. Das ist für mich der Nutzen.

Ihre Einschätzung für die ordentliche Vertreterversammlung? Wird es für eine Satzungsänderung reichen?

Thorsten Eckhardt: Ich würde es mir wünschen, habe aber ein Problem. Wenn jetzt wieder abgestimmt wird, kommt natürlich die Frage auf, ob das so lange weitergeht, bis das Ergebnis passt. Da bräuchten wir eigentlich gar nicht mehr abzustimmen.

Die erneute Abstimmung findet aber diesmal mit besser informierten Vertretern statt. Was würden Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg nach Nürnberg geben?

Thorsten Eckhardt: Das stimmt. Alle Mitglieder sollten sich informieren, was DATEV Neues zu sagen hat und sich klarmachen, dass der Wettbewerb unterdessen nicht geschlafen hat. Allein aus diesem Grund sollten wir das Vorhaben angehen. Ich sehe darin kein allzu großes Risiko.

Unser Gesprächspartner:

THORSTEN ECKHARDT

Steuerberater aus Kirchheim in Hessen.

Zum Autor

Dietmar Zeilinger

Redaktion DATEV magazin

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