Viele meiner Mandanten beschäftigen sich hauptsächlich mit der Vergangenheit. An die Zukunft denkt kaum einer. Das ist insofern verständlich, als die Stützpfeiler fehlen, die für eine Orientierung erforderlich sind. Zudem ist eine Prognose immer mit Unwägbarkeiten verbunden. Daher stelle ich mir jedes Jahr im Spätsommer die Frage, wie ich meinen Mandanten das unterjährige Controlling näherbringen und ihnen bei der Planung unter die Arme greifen kann.
Autor
Thorsten Eckhardt
Steuerberater in Kirchheim mit Zusatzqualifikation Rating-Advisory
Ich gehe wie folgt vor: Anfang Oktober schreibe ich meine Mandanten an, ob Interesse an einem Herbstgespräch besteht und wie ihre persönliche Einschätzung für den Rest des Jahres lautet. Sie können auch spezielle Beratungswünsche äußern, zum Beispiel einen Kauf-Leasing-Vergleich oder eine Umfinanzierung.
Die Umsetzung mit den DATEV-Programmen erfolgt so, dass die aktuelle Buchführung in das Programm Unternehmensplanung eingespielt wird. Die fehlenden Monate werden zunächst durch die Vorjahresmonate ergänzt. Danach werden die vom Mandanten gegebenen Informationen analysiert und die Zahlen entsprechend korrigiert. Rechnet der Mandant zum Beispiel mit einer zehnprozentigen Umsatzsteigerung, werden der Wareneinsatz sowie der Umsatz entsprechend berichtigt. Gibt es in den übernommenen Vorjahreszahlen einmalige Aufwendungen, werden diese ebenfalls korrigiert. Das geschieht im Planungscockpit. Eine tiefere Aufgliederung ist meistens nicht notwendig. Die Änderungen am Ergebnis sind sofort sichtbar. Durch die Verknüpfung mit dem Programm Steuergestaltung kann man auch steuerliche Änderungen in anderen Einkunftsarten berücksichtigen. Alle steuerlichen Auswirkungen werden sofort mitberechnet. Es stehen somit alle relevanten Zahlen zur Verfügung.
Dieses Zahlenmaterial wird in eine PowerPoint-Präsentation verpackt. Mehr als vier bis fünf Folien werden nicht benötigt, um das hochgerechnete Ergebnis nebst Steuerplanung darzustellen. Der Mandant bekommt so alle wichtigen Informationen anschaulich präsentiert:
- Wie wird sich das Ergebnis voraussichtlich entwickeln?
- Wo sind die Abweichungen?
- Wie hoch ist die zu erwartende Steuerschuld?
Außerdem können so Schwachstellen rechtzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Der Mandant sieht seinen kurz- bis mittelfristigen Finanzbedarf und kann seine Liquidität entsprechend steuern. Häufig vergisst er bei seiner eigenen Planung die voraussichtlichen Steuernachzahlungen. Auch Herabsetzungsanträge beim Finanzamt können mit dem Zahlenmaterial begründet werden.
Das persönliche Gespräch dauert etwa 45 Minuten. Dabei ergänze ich die Präsentation noch um zwei bis drei Folien mit neuen sowie zukünftigen Steueränderungen und erläutere die relevante Rechtsprechung.
Fazit
Diese Gespräche führen dazu, dass sich der Mandant mit seinem Unternehmen beschäftigt – auf einer für ihn anderen Basis. Vielleicht führt das zum Umdenken und er findet Gefallen an planerischem Denken.
Auf alle Fälle dient es der Mandantenbindung. Man bekommt bei dem Gespräch mehr Informationen als bei einer Jahresabschlussbesprechung, da man die Zukunft und nicht die Vergangenheit bespricht. Was den Zeitaufwand betrifft, habe ich festgestellt, dass diese investierte Zeit fast vollumfänglich bei der späteren Jahresabschlusserstellung eingespart wird.