Unterjähriges Controlling - 28. August 2014

Wo landen wir Silvester?

Viele meiner Mandanten beschäftigen sich hauptsächlich mit der Vergangenheit. An die Zukunft denkt kaum einer. Das ist insofern verständlich, als die Stützpfeiler fehlen, die für eine Orientierung erforderlich sind. Zudem ist eine Prognose immer mit Unwägbarkeiten verbunden. Daher stelle ich mir jedes Jahr im Spätsommer die Frage, wie ich meinen Mandanten das unterjährige Controlling näherbringen und ihnen bei der Planung unter die Arme greifen kann.

Autor

Thorsten Eckhardt
Steuerberater in Kirchheim mit Zusatzqualifikation Rating-Advisory

Ich gehe wie folgt vor: Anfang Oktober schreibe ich meine Mandanten an, ob Interesse an einem Herbstgespräch besteht und wie ihre persönliche Einschätzung für den Rest des Jahres lautet. Sie können auch spezielle Beratungswünsche äußern, zum Beispiel einen Kauf-Leasing-Vergleich oder eine Umfinanzierung.

Die Umsetzung mit den DATEV-Pro­gram­men erfolgt so, dass die aktuelle Buch­füh­rung in das Pro­gramm Unter­nehmens­pla­nung ein­ge­spielt wird. Die fehlenden Monate werden zunächst durch die Vor­jahres­mo­nate ergänzt. Danach werden die vom Man­dan­ten ge­ge­be­nen In­for­ma­tio­nen ana­ly­siert und die Zahlen ent­spre­chend kor­ri­giert. Rechnet der Mandant zum Bei­spiel mit einer zehn­pro­zen­tigen Um­satz­stei­ge­rung, werden der Wa­ren­ein­satz sowie der Umsatz ent­spre­chend be­rich­tigt. Gibt es in den über­nom­men­en Vor­jah­res­zah­len ein­ma­lige Auf­wen­dun­gen, werden diese eben­falls kor­ri­giert. Das ge­schieht im Pla­nungs­cock­pit. Eine tiefere Auf­glie­de­rung ist meis­tens nicht not­wendig. Die Än­de­run­gen am Er­geb­nis sind sofort sich­tbar. Durch die Ver­knüp­fung mit dem Programm Steuer­ge­stal­tung kann man auch steuer­liche Än­de­run­gen in anderen Einkunftsarten be­rück­sich­ti­gen. Alle steuer­lichen Aus­wir­kungen werden sofort mit­be­rechnet. Es stehen somit alle re­le­van­ten Zahlen zur Verfügung.
Dieses Zahlenmaterial wird in eine PowerPoint-Präsentation verpackt. Mehr als vier bis fünf Folien werden nicht benötigt, um das hochgerechnete Ergebnis nebst Steuerplanung darzustellen. Der Mandant bekommt so alle wichtigen Informationen anschaulich präsentiert:

  • Wie wird sich das Ergebnis voraussichtlich entwickeln?
  • Wo sind die Abweichungen?
  • Wie hoch ist die zu erwartende Steuerschuld?

Außerdem können so Schwachstellen rechtzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Der Mandant sieht seinen kurz- bis mittelfristigen Finanzbedarf und kann seine Liquidität ent­spre­chend steuern. Häufig vergisst er bei seiner eigenen Planung die vor­aus­sicht­lichen Steuer­nach­zah­lun­gen. Auch Her­ab­set­zungs­an­träge beim Finanzamt können mit dem Zahlen­ma­te­rial begründet werden.
Das persönliche Gespräch dauert etwa 45 Minuten. Dabei ergänze ich die Präsentation noch um zwei bis drei Folien mit neuen sowie zukünftigen Steuer­än­de­run­gen und erläutere die relevante Rechtsprechung.

Fazit

Diese Gespräche führen dazu, dass sich der Mandant mit seinem Unternehmen beschäftigt – auf einer für ihn anderen Basis. Vielleicht führt das zum Umdenken und er findet Gefallen an planerischem Denken.
Auf alle Fälle dient es der Mandantenbindung. Man bekommt bei dem Gespräch mehr Informationen als bei einer Jahresabschlussbesprechung, da man die Zukunft und nicht die Vergangenheit bespricht. Was den Zeitaufwand betrifft, habe ich festgestellt, dass diese investierte Zeit fast vollumfänglich bei der späteren Jahresabschlusserstellung eingespart wird.