Die Kfz-Branche muss sich fühlen wie bei einem Roulette-Spiel, ohne Chance auf Gewinn: Setzt man auf Diesel, Benziner oder auf das wenig ausgereifte Konzept von E-Mobil? So wirklich weiß man es nicht und man verliert am Ende sowieso. Dass der Gesetzgeber in Sachen Diesel-Krise weiterhin herumeiert, beruhigt die Kfz-Branche nicht wirklich. Die Situation: unklar. Das…
Ich fahre einen Diesel, einen mit Euro-Norm 5. Was das nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts bedeutet? Dass ich künftig möglicherweise nicht mehr in Städte hineinfahren darf, falls dort ein Fahrverbot für Modelle bestünde, wie ich eines habe. Ärgerlich. Also überlege ich, mir einen neuen Wagen zuzulegen, ist ja eh schon alt. Doch welchen? Einen sauberen – naiv, wer wirklich daran glaubt – Benziner oder doch wieder einen Diesel? Einen mit modernem Motor, Euro-Norm 6 und entsprechend blauer Plakette? Doch wann kommt die Plakette, kommt sie überhaupt und kommt nur eine Plakette oder mehrere? Diese Fragen stellen sich nicht nur Autofahrer, sondern auch die gesamte Kfz-Branche. Selbst dem Gesetzgeber scheint zurzeit nicht viel klar zu sein, geschweige denn, dass er sich einig wird – wie die Diskussionen zeigen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vergleicht die blaue Plakette gar mit einer „Einstiegsdroge in Fahrverbote“.
Durchblick im Nebel behalten
Autohändler, Leasinggesellschaften oder Werkstätten haben auf der Suche nach Antworten, die ihnen die Kunden abverlangen, noch ganz andere Sorgen: So hat sich seit dem Beginn der Diesel-Krise das Kaufverhalten drastisch verändert. Diesel-Fahrzeuge stehen auf Halde und müssen angeboten werden wie sauer Bier. Das Kfz-Gewerbe und ebenso anhängige Branchen, die beispielsweise ganze Fahrzeugflotten unterhalten, wissen nicht, was Sie mit ihren Fahrzeugen machen sollen. Verkaufen, sofern das überhaupt ohne Verlust möglich ist? Ersetzen? Nachrüsten in der Hoffnung, dass der Bund zahlt? Abschreiben oder einfach darauf vertrauen, dass es doch keine Fahrverbote geben wird? Die Lage ist prekär. Zudem kommen steuerliche und rechtliche Fragen. Der Blick auf das Thema und auf richtige Entscheidungen ist so vernebelt wie die Sicht auf das Ruß produzierende Fahrzeug mit dem alten Diesel-Motor vor mir auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit klar ist. Wenigstens für die Kfz-Branche kann der Steuerberater den Nebel etwas lichten, indem er seine Mandanten berät.
Themen, die Beratung brauchen
Die Branche hat Sorgen und Nöte, so viel ist klar. Doch welche im Detail sind das, wo kann der Steuerberater helfen? Michael Heimbrock, Steuerberater aus Dresden, kennt die Branche seit über 20 Jahren und hält zum Beispiel den Jahresabschluss für relevant: „Das Thema drängt sich für Händler oder Leasinggesellschaften mehr und mehr in den Vordergrund. So bilden außerplanmäßige Abschreibungen auf betroffene Fahrzeuge im Rahmen der Jahresabschlusserstellung für das Geschäftsjahr 2017 ein Risiko, weil die Branche das bilanziell abbilden muss.“
Auch steuerliche Aspekte rücken seiner Meinung nach in den Fokus: „Autohausinhaber, die wirtschaftlich ein erfolgreiches Jahr 2017 erzielt haben, ist zu empfehlen, die steuerlichen Möglichkeiten der Fahrzeugabwertung auszuschöpfen.“ Durch die Dieselproblematik würden im Einzelfall die Abwertungspotentiale deutlich höher ausfallen. Hier kann man als Steuerberater mit seinen Mandanten klären, wie diesbezüglich vorgegangen werden sollte.
Mehr im DATEV magazin
Bei diesen Themen bleibt es nicht: Weitere Fragen neben dem Jahresabschluss und der steuerlichen Belastung betreffen die Notwendigkeit von Rückstellungen, die Fahrzeugbewertung oder die Verhandlungen mit Banken. Nicht zuletzt ist auch das Thema Haftung seitens des Steuerberaters relevant, wenn er die Wertverluste der Fahrzeuge abbildet oder es darum geht, fehlerhafte Abschlüsse zu vermeiden. Steuerberater Michael Heimbrock wird in einer der kommenden Ausgaben des DATEV magazin diese Fragen detaillierter behandeln.