Digitale Zusammenarbeit in der Praxis - 6. Februar 2018

Vom Deklarator zum Berater

Digitalisierung steht bei Ihren Mandanten hoch im Kurs. Das glauben Sie nicht? In unserer neuen Blog-Reihe beweisen wir es Ihnen.

Gehören Sie zu den Steuerberatern, die mit der Digitalisierung noch hadern? Vielleicht aus den gleichen Gründen, die das DATEV-Branchenbarometer ans Licht brachte? Darin nannten Kanzleien als die größten Hürden bei der digitalen Transformation neben der Akzeptanz der Mitarbeiter vor allem die Akzeptanz bei den Mandanten.

In der Praxis zeigt sich aber ein anderes Bild: Die Zahl der digitalen Anhänger auf Mandantenseite steigt kontinuierlich an. Ein großer Fan der Digitalisierung ist beispielsweise die Firma Keitel Agrardienstleistungen mit Sitz in Leutershausen. Die Firma, die sich auf die Vermietung und den Transport von landwirtschaftlichen Maschinen spezialisiert hat, trauert der „Pendelordner-Zeit“ nicht nach. Wegen der räumlichen Entfernung – ihr Steuerberater ist rund 150 Kilometer vom Firmensitz entfernt ansässig – sendet Firmenchefin Natalie Keitel alle Unterlagen schon seit Jahren digital. An der digitalen Zusammenarbeit mit ihrem Steuerberater schätzt sie neben der Zeitersparnis vor allem, dass sie die Dokumente jederzeit griffbereit hat. „Bei unserem alten Steuerberater erfolgte die Zusammenarbeit ausschließlich analog und die Kanzlei ist auch heute noch auf keinem aktuellen Stand. Die Zusammenarbeit hat mit zunehmenden Wachstum unsererseits einfach nicht mehr funktioniert.“

Mehr Beratung beim neuen Berater

Ihren neuen Steuerberater Florian Gößmann-Schmitt sieht sie, wie sie selbst sagt, wirklich mehr als Berater“. Er berät die Firma häufig bei Finanzierungsfragen im Zuge der Anschaffung neuer Maschinen. „Beispielsweise berechnet er für uns die steuerlich optimale Ausgestaltung des Finanzierungszeitraumes oder auch den idealen Abschreibungsverlauf aus. Hier ist für uns der Steuerberater ganz hoch im Kurs, da wir selbst über zu wenig Kompetenzen in diesem Fachbereich verfügen“, so Natalie Keitel. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Beratung bezüglich der Altersvorsorge und die erbschaftsteuerliche Nachfolgeregelung für die beiden Kinder, „also konkret, wie zukünftig die Geschäftsübergabe steuerlich optimal erfolgen kann. Hier möchten wir natürlich auch der jüngeren Generation keine Steine in den Weg räumen.“

In Zukunft möchte Natalie Keitel noch mehr steuerliche Tätigkeiten aufgrund von einfachen digitalen Lösungen selbständig bearbeiten können und ihren Steuerberater überwiegend für schwierigere steuerliche Fragstellungen nutzen. Ganz im Sinne von Florian Gößmann-Schmitt: „Das Beispiel der Firma Keitel zeigt sehr schön, wofür die digitale Buchhaltung beziehungsweise digitale Lösungen gut sind und wie weit man die Zusammenarbeit – auch über weitere Entfernungen – und die Prozesse im Miteinander optimieren kann.“

Wichtig ist dabei immer, dass die Lösung zum Mandanten passt und sich keiner verbiegen muss. Denn am Ende muss durch die Digitalisierung ein Mehrwert entstehen. Und dies nicht einmal primär monetärer Natur, sondern im Idealfall ein Mehr an (Frei-)Zeit. Hat nämlich der Mandant das Gefühl er müsste jetzt „mehr“ machen, kann das langfristig nicht funktionieren. Florian Gößmann-Schmitt ist daher ständig dabei, in Zusammenarbeit mit DATEV Lösungen zu finden, um die Abläufe bei seinen Mandanten noch weiter zu optimieren. „Denn nur mit schnell verfügbaren, aktuellen Zahlen schafft man meines Erachtens nach den Sprung weg von der reinen Deklarationsberatung hin zur echten Steuerberatung.“

Zum Autor

Thorsten Hesse

Thorsten Hesse ist nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium und ersten beruflichen Stationen im Marketing und der Beratung seit 1994 bei DATEV tätig. Als Kanzleiberater und Gründungscoach unterstützt er Steuerberatungskanzleien als Trainer, Vortragsredner und Autor bei den Themen Strategie, Marketing und Vertrieb. Herr Hesse ist zudem zertifizierter DISG-Trainer und Lehrbeauftragter an der Hochschule München.

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