Perfekt vorbereitet auf das erste Bankgespräch - 9. Februar 2016

Nicht auf die lange Bank schieben

Für die meisten selbstständigen Jungunternehmer steht früher oder später ein erstes Beratungsgespräch bei der Bank an, um sich finanzielle Unterstützung für das eigene Geschäftsvorhaben zu sichern. Eine ordentliche Vorbereitung ist dabei die halbe Miete. Der Nürnberger Steuerberater Gerhard Weichselbaum vBP/StB hat bereits zahlreiche Mandanten auf ihr erstes Bankgespräch vorbereitet und uns die wichtigsten Tricks &…

1. Wie finde ich heraus, welche Bank die richtige für mich ist?

Die beste Bank ist die, die den Ansprüchen des Mandanten am ehesten gerecht wird. Bevor man sich für eine Bank entscheidet, sollte man stets bei mehreren Banken anfragen, um herauszufinden, welche für Sie als Jungunternehmer am besten geeignet ist.

Bei der Suche sollten für Sie einige grundsätzliche Leitfragen beantwortet werden:

  • Wie sehen die Konditionen im Detail aus – also beispielsweise Kontoführungsgebühren, Buchungskosten, Dispozinsen?
  • Bin ich mit dem Bankberater auf einer Wellenlänge, also stimmt die Chemie?
  • Welchen Ruf oder welches Image hat die Bank?
  • Hat der Bankberater grundsätzlich seine Bereitschaft signalisiert, Sie bei der Beantragung von Krediten und Fördermitteln zu unterstützen?
  • Wie verfährt die Bank mit Bargeldumsätzen? Das ist für Unternehmer/innen wichtig, die Bargeschäfte ausführen.
  • Ist das Service-Angebot überzeugend, wird zum Beispiel der Internet-Auftritt meinen Bedürfnissen gerecht? Es ist positiv zu bewerten , wenn die Bank online überzeugt.

2. Wie viele Angebote sollte ich einholen, bevor ich mich zu einem Gesprächstermin entscheide?

Das kommt auf die eigene „Banken-Biografie“ an: Auch wenn Sie schon gute Erfahrungen mit einer Bank gemacht haben und die eben genannten Leitfragen dort klären konnten, sollten Sie sich trotzdem noch zwei bis drei Alternativen ansehen. Nicht selten unterscheiden Banken nämlich zwischen Privat- und Firmenkunden. Hierbei empfehle ich, die Alternativen möglichst nicht aus dem selben Bankensegment auszuwählen. Also wenn Sie schon ein Angebot der Sparkasse vorliegen haben, sollten Sie nicht noch eines bei einer Kreissparkasse einholen, sondern vielleicht eher bei einer Genossenschaftsbank anfragen.

3. Wie bereite ich mich optimal vor, also welche Unterlagen sollte ich auf jeden Fall griffbereit haben?

Die Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse ist das Kernstück der Bonitätsbeurteilung durch die Bank. Den Banken ist dies im Kreditwesengesetz sogar detailliert vorgeschrieben. Aus diesem Grund sind die Jahresabschlüsse bzw. Einnahmen-Überschussrechnungen nebst Vermögens- und Schuldenaufstellungen der letzten drei Jahre sinnvoll. Dadurch können sich die Banken ein genaues Bild über die bisherige Entwicklung Ihres Unternehmens verschaffen.

Glänzen kann man mit angemessenen betriebswirtschaftlichen Planungs-, Kontroll- und Steuerungsinstrumenten. Dazu gehört ein qualifiziertes Rechnungswesen, das aussagekräftige Zahlen über den aktuellen Unternehmensstand liefert, eine Nachkalkulation der Aufträge wie auch eine angemessene Unternehmensplanung mit Umsatz- und Ertragsvorschau. Schließlich dürfen Sie nie vergessen: Der Bankangestellte sieht jedes Gespräch unter dem Aspekt: Bekomme ich mein Geld zurück? Je umfassender und vollständiger die Unterlagen sind, desto höher ist die Erfolgsaussicht!

4. Ist es vorteilhaft, den Steuerberater zum Bankgespräch mitzunehmen?

Nein, nicht zwingend. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Bank-Gespräch, der Bankangestellte stellt Fragen und der Steuerberater antwortet, während Sie als Unternehmer daneben sitzen und nichts sagen. In diesem Fall ist es vorprogrammiert, dass das schief gehen wird! Wenn der Eindruck entsteht, dass ohne den Berater im Unternehmen nichts geht, ist das der Super-Gau.

Besser ist es, sich als Existenzgründer vorab beim Steuerberater fit machen zu lassen und dann allein in die Bank zu gehen. Wenn der Berater aus Sicherheitsgründen doch zum Bankgespräch mitkommt, sollte er sich im Hintergrund halten und sich nur dann einschalten, wenn Fragen gestellt werden, die selbst ein qualifizierter Geschäftsführer nicht beantworten kann.

5. Wie tritt man richtig während des Gesprächs auf?

Seien Sie so, wie Sie wirklich sind. Einem Künstler kauft man den Zweireiher mit Schlips nicht ab. Aber auch im Kartoffelsack sollte man nicht erscheinen. Kommen Sie mit angemessener Garderobe – diese kann durchaus auch Ihre Unternehmensidee unterstreichen.

Generell sollte man sich gut verkaufen und mit den eigenen Talenten und Fähigkeiten nicht hinter dem Berg halten. Man sollte jedoch nichts versprechen, was nicht gehalten werden kann. Alles was Sie sagen, landet in der Kredit-Akte und kann Ihnen später vorgehalten werden. Ein Vertrauensverhältnis kann nur durch Seriosität entstehen.

6. Wie reagiere ich richtig, wenn im Laufe des Gesprächs Fragen gestellt werden, die ich nicht ad hoc beantworten kann?

Ehrlich antworten, dass man das momentan nicht beantworten könne, sich aber schlau machen und die Antwort schnellstmöglich nachliefern werde. Derartige Gesprächssituationen sollten jedoch möglichst selten im Gespräch vorkommen.

7. Was, wenn die Bank das Vorhaben ablehnt?

Nachfragen, auf was die Ablehnung beruht. Darauf hinweisen, dass man die Ablehnungsgründe beseitigen wolle und dann gern noch einmal kommen möchte. Lehnt der Berater auch das ab, sollten Sie auf eine der Alternativ-Banken zurückgreifen, bei der Sie ggf. bereits parallel angefragt haben. Verzagen Sie bitte nicht: Banken verfolgen oftmals temporäre Marktstrategien.

Vielleicht hat die angefragte Bank mit der Sie betreffenden Branche schlechte Erfahrungen gemacht, was dann zur Ablehnung führt, aber mit Ihnen persönlich nichts zu tun hat. Natürlich wird das so im Detail nicht mitgeteilt. Jedoch sollten Sie das im Hinterkopf behalten, um Ihr Selbstbewusstsein nicht zu verlieren.


Seit nunmehr 35 Jahren ist Gerhard Weichselbaum Inhaber seiner eigenen Steuerkanzlei im Norden Nürnbergs – 2014 und 2015 wurde diese sogar zu einer der Top-Steuerkanzleien Deutschlands gewählt. Der Arbeit des 14-köpfigen Teams liegt die Philosophie einer „ganzheitlichen Unternehmerberatung“ zugrunde. Der Anspruch der Kanzlei ist eine zielführende, aktive Beratung bei größtmöglicher Transparenz gegenüber den Mandanten. Gerhard Weichselbaum hat zum Thema „Bankgespräche“ auch eine Mandanten-Info-Broschüre für DATEV verfasst, die Sie bequem in unserem Shop bestellen können. Individualisiert ist diese auch bei unserem E-Print-Angebot bestellbar. Elektronisch erhalten Sie mehr Informationen im Abonnement Mandanten-Info comfort oder sie besuchen unsere übersichtliche Zusammenfassung zum Thema Bankgespräche.

Zur Autorin

Astrid Schmitt

Redaktion DATEV magazin

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