Ein Interview mit Illustrator Michael Schober - 7. November 2017

Mehr als tausend Worte

Die Sendung mit der Maus, der Knopf Teddybär von Steiff oder das verrückte Schimpfwörter-ABC –Michael Schober hat schon viele Zeichentricksendungen und 180 Kinderbücher illustriert. Er schwingt aber auch für DATEV den Pinsel: Jedes Jahr zeichnet er die Kalenderblätter für die Wandkalender „Mit Humor durchs Steuerjahr“ und „Recht witzig“.

Vom Illustrieren von Kinderbüchern zum humorigen Wandkalender für Steuerberater und Rechtsanwälte ist ein großer Bogen. Wie hat denn dieser Auftrag zu Ihnen gefunden?

Für mich ist das gar nicht so ungewöhnlich. Ich arbeite freiberuflich und habe auch schon für ATU Pixi-Bücher zur Verkehrstauglichkeit illustriert. Wichtig ist, dass die Situationen plakativ und damit eindeutig zu zeichnen sind.

Sie brauchen also eine Art Drehbuch und zeichnen dann die einzelnen Szenen zu Themen wie Steuern, Finanzamt und zur Beziehung von Steuerberater und Mandant?

Die Vorschläge kommen hauptsächlich vom DATEV-Verlags-Team, das die Kalender betreut. Wir treffen uns einmal im Jahr und diskutieren, welche Situationen sich am besten veranschaulichen lassen. Ich kann aber auch meine Erfahrungen einfließen lassen. Ich habe eine Steuerberaterin und blicke von meinem Atelier aufs Hersbrucker Finanzamt – da habe ich manchmal schon das Gefühl, ich könnte mich ein bisschen rächen. [lacht]

Wie lange brauchen Sie für einen Kalender?

Drei bis vier Wochen am Stück. Die Abgabe ist immer im Juli und da ich im Sommer gerne draußen arbeite, passiert es schon mal, dass ich in der Badehose am Gartentisch sitze und das Weihnachtsmotiv zeichne.

Und wie entsteht ein Kalender?

Ich zeichne alle zwölf Skizzen nacheinander. Dabei überlege ich mir auch schon die Perspektivwechsel der einzelnen Monate und das Farbspektrum der Jahreszeiten. Beispielsweise ist der September eher in warmen Tönen gehalten, der Oktober bräunlich und im November wird es grau und ungemütlich.

Dann scanne ich alle Skizzen und schicke sie meinen Ansprechpartnern bei DATEV. Wir besprechen dann telefonisch, wo ich noch etwas ändern soll, ob ich beispielsweise den Hund des Steuerberaters oder die Katze des Rechtsanwalts vergessen habe oder ob eine Szene einfach noch nicht richtig rüberkommt. Meistens zeichne ich drei bis vier Skizzen bis der Ausdruck passt. Dann erstelle ich die Reinzeichnungen mit Text und Sprechblasen. Nach der Freigabe lege ich mit der Farbe los.

Was verwenden Sie denn zum Zeichnen?

Die Skizze mache ich mit Bleistift, die Kontur mit Fineliner und mit Photoshop koloriere ich. Das ist tatsächlich keine Kreide oder Aquarellfarbe. Es geht nicht unbedingt schneller, aber ich kann Farben, Figuren und Hintergrund leichter ändern – ohne dass man den Unterschied erkennt.

Ich habe vor Jahren ein Spiel für Ravensburger illustriert, die aus Qualitätsgründen nur Handzeichnungen wollten. Ich habe dann trotzdem zwei Versionen eines Nilpferds in der Badewanne erstellt – eine von Hand, eine auf dem PC. Die Lektoren waren felsenfest überzeugt, ihr Favorit sei mit Kreide gemacht worden. Ätsch, war er aber nicht. Ich möchte aber auch nicht alles am Computer machen. Ich mag den Geruch von Farbe und wenn sie auf dem Papier ineinanderläuft.

Sie haben vorhin Hund und Katze in den Kalendern angesprochen und auch in den Kinderbüchern zeichnen Sie viele Tiere. Welches zeichnen Sie besonders gern?

Schweine oder Nilpferde. Die sind toll. Pferde sind zeichnerisch nicht meine Lieblingstiere und ich habe deshalb schon mehrere Bücher abgelehnt. Ich glaube, man braucht eine positive Verbindung zu einem Thema, um inspiriert zu werden und es gut darstellen zu können.

Zur Autorin

Julia Wieland

Redaktion DATEV magazin

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