Tabellen und Informationen Arbeitnehmer - 25. Februar 2021

„Die Menschen müssen in Finanzdingen aktiv werden“

In Kooperation mit dem Geldratgeber Finanztip bietet DATEV ein umfangreiches Nachschlagewerk rund um Steuern und Finanzen. Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen spricht im Interview über die Zusammenarbeit und die größten Herausforderungen bei der Planung der privaten Finanzen.

DATEV magazin: Herr Tenhagen, was bedeutet die Kooperation zwischen DATEV und Finanztip für Sie als Chefredakteur?

HERMANN-JOSEF TENHAGEN: Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Finanzentscheidungen selbst treffen, und sind immer mit dabei, wenn es Möglichkeiten gibt, das zu forcieren. DATEV ist für uns dabei ein geborener Partner. Die DATEV-Mitglieder helfen ebenfalls ihren Mandanten und werden beratend für sie tätig, insofern ergibt sich die Kooperation ganz logisch.

Sie sehen also eine gewinnbringende Situation für beide Seiten?

Ja. Die Leute werden in Finanzdingen gerne von Konzernen hinter die Fichte geführt, sie sollen teure Produkte kaufen, die sie eigentlich nicht brauchen. Andere wiederum, die sie gut brauchen könnten, besorgen sie sich nicht. Gerade für die Leute, die nicht gerade einen dicken Geldbeutel haben, ist es wichtig zu erklären, worauf es wirklich ankommt.

Warum kümmern sich die Deutschen so stiefmütterlich um ihre Finanzen?

Erstens wird ihnen oft signalisiert, dass das alles sehr kompliziert sei und sie einen Dienstleister bräuchten, der ihnen ihre Finanzen erledigt. Von 50 Anbietern sagen Ihnen vielleicht drei, dass es gar nicht so schwierig ist, sich mit ihren Produkten zu befassen. Die drei bieten oft auch das beste Produkt. 47 andere lenken lieber von hohen Preisen oder schlechten Bedingungen ab und sagen, wie kompliziert es ist. Aber dem ist gar nicht so. Auch in der Schule werden Finanzfragen zu wenig angesprochen, sodass finanzielle Bildung nicht sehr verbreitet ist. Die Schulen schaffen es nicht zu vermitteln, wann man richtig rechnen muss. Beim Spritverbrauch können die meisten Leute rechnen, aber nicht bei ihrer Finanzplanung.

Woran liegt das?

Wir lernen am besten aus sofortiger Belohnung. Wenn ich das richtige Auto kaufe, dann werde ich sofort belohnt – mit Fahrgefühl und Familienausflug etwa. Bei der Geldanlage dauert es länger. Zudem ist ein großer Unterschied, dass ich ein Auto zumindest gefühlt selbstbestimmt kaufe, während mir eine Lebensversicherung verkauft wird.

Welches Thema aus den Tabellen und Informationen Arbeitnehmer kommt oft in anderen Publikationen zu kurz?

Die Frage, ob ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung brauche. Ein neues Auto versichern wir ganz selbstverständlich mit einer Vollkasko, aber uns selbst, unsere Arbeitskraft nicht. Wenn ich mit Mitte 30 berufsunfähig werde, kann ich oft meinen Alltag von einem auf den anderen Tag nicht mehr bezahlen. Über Dinge wie einen guten Lebensstandard brauchen wir gar nicht zu reden. Dafür sollten wir vorsorgen.

Können die Tabellen und Informationen Arbeitnehmer helfen, die Situation zu verbessern – und wann halten Sie den Gang zum Steuerberater für unverzichtbar?

Das denke ich schon. Dank der hohen Auflage haben viele Menschen die Chance, selbst aktiv zu werden. Wenn es zwei Drittel der Leserinnen und Leser schaffen, eine bessere Versicherung zu finden oder sich um eine vernünftige Altersvorsorge zu kümmern, haben wir viel erreicht. Uns geht es bei Finanztip darum, die Leute zu sensibilisieren, dass sie in Finanzdingen aktiv werden und etwas tun können. Auch wenn die Erkenntnis bei manchen Themen, wie etwa bei der Berufsunfähigkeitsversicherung oder auch bei komplexen Steuerfragen, erst einmal ist: Ab hier brauchst du einen guten Experten, zum Beispiel den Steuerberater.

Mehr dazu

unter www.datev.de/tabinf

Die Tabellen und Informationen Arbeitnehmer sind im

Laufe des Aprils 2021 im Buchhandel erhältlich, außerdem bestellbar unter www.datev.de/shop/30887