- 26. August 2013

Abhör-Affäre, Teil 2365

Absurdes Theater im politischen Berlin: Für die Regierung ist die Abhör-Affäre vom Tisch, die Opposition hat dagegen noch Informationsbedarf, bei dem nicht zu erkennen ist, ob er nicht doch nur Teil des aktuellen Wahlkampfes ist und die gern zitierten Intellektuellen der Republik sehen den Westen schon in einer „postdemokratischen Phase“.  

"Snowdenstrasse", Berlin-MitteDamit nicht genug! Ein schwedischer Professor fordert den Nobelpreis für Edward Snowden, die USA versprechen, Snowden zumindest nicht zu foltern, sollte man seiner habhaft werden. Was ist hier bloß los … ? Es läuft wie bei so vielen politischen Skandalen: Empörung, Aufklärungsversprechen, endlose Stellungnahmen aus allen Lagern und nach zwei Monaten kann das Thema keiner mehr ertragen.

Eine handvoll Journalisten und Blogger wollen nicht vom Thema lassen, spüren die Orwellsche Dimension und der vom täglichen Skandalisierungshype desensibilisierte Bevölkerungsdurchschnitt hat sich bereits neuen Unglaublichkeiten zugewendet – in Berlin zum Beispiel der zentralen Frage, ob es Nichtraucher-Parkbänke geben soll.

Aber, kein Grund dem Zynismus zu verfallen, heimlich, still und leise passiert so einiges! In Berlin schießen Krypto-Partys wie Pilze aus Boden, selbst meine 65-jährige Nachbarin hat mich gefragt, ob und wie ich meine E-Mails verschlüssle. Und die deutsche IT-Sicherheitsindustrie hat bemerkt, dass sie mit dem hiesigen Datenschutzverständnis – abgebildet in Produkten und Diensten – international ein Alleinstellungsmerkmal anbieten kann.

Dazu gibt es interessante Forschungsaufgaben zu lösen! Wie nämlich beispielsweise bekommt man eine anwendungsfreundliche Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hin, die man über mehrere Geräte nutzen kann, ohne den privaten Schlüssel über die Leitung schicken zu müssen? Solche Lösungen sind in Arbeit, und die Unternehmen dieses Landes wissen, wie sie ihre Innovationsdaten in sicheren Clouds oder Rechenzentren schützen. Die wichtigen Dinge passieren im Stillen, und so dürfen wir optimistisch sein, dass es keine der üblichen Säue war, die folgenlos durchs Dorf getrieben wurde.

Beste Grüße aus Berlin!

Zum Autor

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Torsten Wunderlich

Torsten Wunderlich ist seit Ende 2009 Leiter des DATEV-Informationsbüros in Berlin, zuvor war er in Nürnberg Projektleiter elektronischer Rechtsverkehr. Nach dem BWL/VWL-Studium war der Berliner in verschiedenen Funktionen als „Übersetzer“ für Themen wie eGovernment, eRechtsverkehr, elektronische Identität tätig.

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