Die Ergebnisse einer exklusiven Marktstrukturanalyse der Wirtschaftsprüferkammer (WPK) für das Jahr 2023 bestätigen die Entwicklung, dass zunehmend weniger Nicht-Abschlussprüfungsleistungen von Wirtschaftsprüfern bei kapitalmarktorientierten Unternehmen erbracht werden.
Die aktuelle Analyse bietet valide Einblicke in die Struktur des Wirtschaftsprüfungsmarkts in Deutschland. Grundlage bilden Daten aus dem Berufsregister, die um weitere empirisch ermittelte Daten ergänzt wurden. Quellen waren dabei die Veröffentlichungen im Bundesanzeiger sowie Unternehmensregister, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bereitgestellten Unternehmenslisten und die Transparenzberichte der Prüfer der Unternehmen von öffentlichem Interesse.
Kanzleientwicklungen
Der Anteil der in großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften tätigen Wirtschaftsprüfer und vereidigten Buchprüfer (WP/vBP) an der Gesamtzahl der WP/vBP beträgt im Jahresvergleich nahezu konstant 19,5 Prozent. Der Anteil der in den nachfolgenden zwölf Netzwerken tätigen WP/vBP liegt bei 13,4 Prozent und der Anteil der in kleineren Wirtschaftsprüferpraxen tätigen WP/vBP bei 67,1 Prozent. Jedoch konnte festgestellt werden, dass die Tendenz zu einer stärkeren Vernetzung von Wirtschaftsprüferpraxen weiter anhält, sich der Prozess jedoch im Vergleich zu den Vorjahren verlangsamt. Ende 2023 waren 488 Netzwerke (2022: 480; 2021: 473) im Berufsregister der WPK registriert. Diesen Netzwerken waren 918 Wirtschaftsprüferpraxen (2022: 921; 2021: 893) angeschlossen.
Honorarentwicklung
Die Gesamthonorare der Wirtschaftsprüferpraxen, die kapitalmarktorientierte Unternehmen gemäß § 264 d Handelsgesetzbuch (HGB) prüfen, betrugen 2023 rund 834 Millionen Euro. Davon entfielen auf Abschlussprüfungsleistungen etwa 706 Millionen Euro sowie rund 128 Millionen Euro auf Leistungen, die nicht mit Abschlussprüfungen zusammenhängen. Damit entfielen im Berichtsjahr 2023 durchschnittlich 15,4 Prozent der Gesamthonorare (2022: 19,8 Prozent; 2021: 21,7 Prozent) auf Leistungen, die nicht mit Abschlussprüfungen zusammenhängen. Den zweitgrößten Anteil an den Gesamthonoraren nehmen andere Bestätigungsleistungen ein, die als prüfungsnahe Tätigkeiten anzusehen sind. Der Vergleich mit den Vorjahren dokumentiert eine Entwicklung, wonach zunehmend weniger Leistungen erbracht werden, die nicht mit Abschlussprüfungen zusammenhängen.
Marktverteilung
Insgesamt prüften 51 Wirtschaftsprüferpraxen die Abschlüsse von 938 Unternehmen von öffentlichem Interesse im Sinne des § 316 a HGB (2022: 53 WP-Praxen und 964 Unternehmen; 2021: 59 WP-Praxen und 978 Unternehmen). Bei Abschlussprüfungen kapitalmarktorientierter Unternehmen, die eine Teilmenge der Unternehmen von öffentlichem Interesse sind, verteilten sich 61,5 Prozent der Prüfungsmandate (2022: 63,4 Prozent; 2021: 64,4 Prozent) mit 93,7 Prozent der Honorare für Abschlussprüfungsleistungen (2022: 94,5 Prozent; 2021: 94,9 Prozent) auf die vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Allerdings fanden zwischen 2022 und 2023 64 Prüferwechsel bei kapitalmarktorientierten Unternehmen statt. Davon blieb in 30 Fällen das jeweilige Prüfungsmandat innerhalb der Gruppe der Big Four-Gesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PricewaterhouseCoopers. Zwölf Mandate verblieben innerhalb der Gruppe von Gesellschaften mittlerer Größe sowie weitere zwei Prüfungen innerhalb der Gruppe kleinerer Praxen. Insgesamt 15 Abschlussprüfungsmandate rotierten von einer größeren hin zu einer kleineren Gesellschaft. In fünf Fällen fand eine Rotation in die umgekehrte Richtung statt.
Situation der kleineren Praxen
Bei Abschlussprüfungen kapitalmarktorientierter Unternehmen zeigte sich im Berichtszeitraum eine leichte Erhöhung der Anteile sowohl an den Honoraren für Abschlussprüfungsleistungen als auch an den Gesamthonoraren zugunsten der mittleren und kleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Dies unterstreicht die Feststellung, dass auch durch kleinere und mittlere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durchgeführte Abschlussprüfungen maßgeblich für das Funktionieren des Kapitalmarkts sind. 54,7 Prozent der Abschlussprüfungen von dem Kapitalmarkt nahe stehenden sonstigen Betrieben, die keine Unternehmen von öffentlichem Interesse sind, wurden von Wirtschaftsprüferpraxen durchgeführt, die weder den großen Gesellschaften noch den nächsten zwölf Netzwerken angehören (2022: 51,9 Prozent; 2021: 53,6 Prozent). Anders als bei der Prüfung kapitalmarktorientierter Unternehmen haben die kleineren Wirtschaftsprüferpraxen in diesem Marktsegment den Mehrheitsanteil. Damit wird deren Bedeutung für den Kapitalmarkt weiter unterstrichen.
Fazit und Ausblick
Der durchschnittliche Anteil von Leistungen, die nicht mit Abschlussprüfungen zusammenhängen, ist in den Jahren 2021 bis 2023 weiter gesunken, damit einhergehend auch ein gesunkener Anteil an den erzielten Gesamthonoraren bei der Prüfung kapitalmarktorientierter Unternehmen. Auch ist zu bemerken, dass mehr Abschlussprüfungen von einer größeren hin zu einer kleineren Wirtschaftsprüferpraxis wanderten als umgekehrt. Dies spricht dafür, dass auch die von kleineren und mittleren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durchgeführten Abschlussprüfungen maßgeblich für das Funktionieren des Kapitalmarkts sind.