Shareconomy – die neue Arbeitskultur - 11. Februar 2013

Vom Haben zum Teilen

Das Internet verändert täglich unser Leben. Auch das Haben und das Teilen von Wissen. Diese neue Kultur der Shareconomy wird die Arbeitswelt stark beeinflussen. Aber mit welchen Folgen?

Moderne Instrumente, die ein schnelles sowie umfassendes Teilen von Wissen ermöglichen, sind heute schon Markenzeichen erfolgreicher Unternehmen. Deutlich wird das am Beispiel der Gebrauchsgüter: Carsharing-Modelle, als neue Form der Mobilität etwa, setzen sich immer mehr durch. Und auch Musikportale, bei denen es nicht um den Besitz geht, sondern um eine zeitlich begrenzte Nutzung, erfreuen sich steigender Beliebtheit. So ist es nur konsequent, dass auch Software-Lösungen künftig individueller, zielorientierter und anwendungsspezifischer genutzt sein wollen. Cloud-Systeme zum Beispiel setzen sich immer stärker durch. In der Cloud haben Nutzer an jedem Ort mit Internetverbindung Zugriff auf ihre persönlichen Anwendungen und Daten. Und das Vertrauen der Anwender in diese Technologie wächst.

Gesellschaftlicher Wandel

Shareconomy beschreibt demnach eine Veränderung des gesellschaftlichen Verständnisses vom Haben hin zum Teilen. Die Entwicklung wird entscheidenden Einfluss auf die zukünftigen Arbeitsprozesse der Unternehmen haben. Die Kommunikation wird sich ändern und ebenso die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden. Das hat Auswirkungen sowohl auf die Rolle des Managements als auch auf die Ansprüche der Mitarbeiter an ihren jeweiligen Arbeitgeber. Zum einen liegt das an der steigenden Popularität der Social-Media-Instrumente. Blogs, Wikis und weitere Programme werden die Arbeitswelt in den kommenden Jahren dynamisch verändern. Zum anderen wird das Netz (Intranet/Internet) der Ort der Teamarbeit sein – innerhalb des Unternehmens und auch darüber hinaus. Dabei werden Smartphones und Tablets innerhalb der kommenden Jahre stationäre PCs und Notebooks als primären Zugang zum Internet ablösen. Partner, Berater sowie Lieferanten und Kunden werden künftig intensiver eingebunden und Teil eines vernetzten Prozesses sein. Dadurch werden die Grenzen zwischen Unternehmen und Organisationen fließender. Voraussetzung ist ein Umdenken der Mitarbeiter und Manager: die Bereitschaft, Wissen, Kontakte und Ressourcen zu teilen.

Leitthema

Vor diesem Hintergrund richtet auch die CeBIT 2013 ihren Fokus auf das Teilen und gemeinsame Nutzen von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen als neue Form der Zusammenarbeit. Auf der weltweit wichtigsten Veranstaltung der digitalen Wirtschaft ist Shareconomy Leitthema, nachdem dieser Trend sowohl in der Gesellschaft als auch in der Business-Welt mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt. Die Entwicklung geht weg von umfassenden Paketlösungen, hin zur Teillösung, wie etwa Software as a Service (SaaS), Platform as a Service (PaaS) oder Infrastructure as a Service (IaaS).

Der Aufbau intelligenter Netze auf Basis breitbandiger Infra- strukturen wird entscheidend für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.

Vernetzte Industrie

Schon jetzt arbeiten einzelne Industriebranchen eng zusammen, um gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Die Anbieter von Software und Telekommunikation werden untrennbar mit den Anwenderbranchen zusammenwachsen, etwa im Automobil-, Energie- oder Gesundheitssektor. Für den von starken Fertigungsindustrien geprägten Standort Deutschland bietet die Digitalisierung enorme Chancen, gleichzeitig erzeugt sie ganz neue Herausforderungen für die Gesellschaft. Letztlich bereitet sie einer vierten industriellen Revolution den Weg. Ein Stichwort dabei lautet: intelligente Netze.

G8-Gipfel der IT-Branche

Deren Ausbau war jedenfalls einer der Schwerpunkte des diesjährigen 7. Nationalen IT-Gipfels in Essen. Auf der Veranstaltung fiel auch der Startschuss für das BMWi-Aktionsprogramm „Digitale Wirtschaft“. Mit der Initiative soll die Digitalisierung der Wirtschaft beschleunigt, der Aufbau intelligenter Netze unterstützt und sollen junge IT-Unternehmen gestärkt werden. Weitere Aktionspunkte sind eine nationale Strategie für intelligente Netze und das neue Technologieprogramm „Autonomik für Industrie 4.0“.

Ausblick

Internettechnologien verändern unser Leben und Arbeiten, unsere Bildung, unsere Medien und nicht zuletzt die Politik. Der Aufbau intelligenter Netze in zentralen Infrastrukturen wie Energie, Verkehr und Gesundheit wird entscheidend für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit Deutschlands sein. Daher bedarf es einer flexiblen Industriepolitik und gemeinsamen Handelns von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Beim Thema Shareconomy ist eine internationale Diskussion mit Blick auf das Nutzungsrecht notwendig. Bisher gibt es nur nationale Insellösungen, die eine globalisierte Wirtschaft in ihrem Wachstum bremsen.

Zum Autor

Prof. Dieter Kempf

Vorstandsvorsitzender der DATEV eG und Präsident der BITKOM – Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.

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