Arbeitsorganisation - 15. November 2017

New Work,
New Work

Der Struktur­wandel in der Arbeits­welt läutet eine neue Ära ein. In der Unter­nehmens­praxis finden sich in­zwischen ver­schie­dene Aus­prä­gungen und Formen flexibler Arbeits­modelle.

Neue Technologien, die fortschreitende Globalisierung sowie der demografischer Wandel sind dabei, die Arbeitswelt mit Blick auf die Zukunft noch weiter zu verändern. Die Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass attraktive Modelle zur Vereinbarkeit des Berufs- und Privatlebens nicht nur ihre Position im Wettbewerb um hochqualifiziertes Personal stärken, sondern dass effiziente Lösungen für mobiles Arbeiten auch sehr gute Arbeitsleistungen bei Geschäftsreisen oder Kundenbesuchen erlauben. Hinzu kommt, dass in der globalisierten Wirtschaftswelt innovative Konzepte, wie etwa die virtuelle und standortübergreifende Zusammenarbeit von Teams, einen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Hohe Einsparpotenziale

In diesem Zusammenhang hat das Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen einer Studie geprüft, ob die Einsparungen, die Unternehmen mit einer verbesserten Verein­barkeit von Familie und Beruf erzielen können, die Kosten der Maßnahmen übersteigen. Kurzum, es ging darum, ob sich familienfreundliche Maßnahmen betriebswirtschaftlich rechnen. Auf der Basis von Controlling-Daten aus zehn Unternehmen wurden die Wirkungen von familienfreundlichen Maßnahmen auf die Mitarbeiter mit Betreuungsaufgaben analysiert sowie relevante Kostengrößen für Fluktuation und längerfristige Betriebsabwesenheit ermittelt. Anhand dieser Daten wurde für Unternehmen ein Einsparpotenzial durch familienfreundliche Maßnahmen ermittelt.

So überrascht es kaum, dass immer mehr Betriebe neue Wege gehen, um ein effizientes Arbeiten zu ermöglichen.

Auf der anderen Seite wurden die Kosten für ein familienfreundliches Grundprogramm – bestehend aus Beratungsleistungen, individuellen Arbeitszeitmodellen, Homeoffice und Kinderbetreuung – erhoben. Im Ergebnis zeigten sich für mittelgroße Unternehmen Einsparpotenziale in Höhe von mehreren 100.000 Euro. Mit einer Modellrechnung, die auf realistischen Annahmen beziehungsweise Durchschnittswerten beruhte, konnte nachgewiesen werden, dass die Umsetzung familienfreundlicher Maßnahmen in Unternehmen positive betriebswirtschaftliche Effekte hat. So überrascht es kaum, dass immer mehr Betriebe neue attraktive Wege gehen, um ein effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Das Stichwort heißt: New Work.

Coworking

Bei diesem Modell kommen verschiedene Mitarbeiter an einem Ort zusammen, um gemeinsam zu arbeiten. Ziel der Bürogemeinschaft ist es, ein möglichst inspirierendes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich die Coworker austauschen, unterstützen und vernetzen können. Daraus entstehende Synergien und gemeinsame Projekte sind ausdrücklich erwünscht. Die Vorteile des Coworkings liegen im regelmäßigen Austausch, der gegenseitigen Hilfe und Inspiration, einer Steigerung der Kreativität, dem sozialen Interagieren sowie einer Kostensenkung, dem Networking und der Schaffung von Synergien.

Job Sharing

Beim Job Sharing teilen sich in der Regel zwei Mitarbeiter eine Vollzeitstelle – beispielsweise um genügend Zeit für die Kindererziehung/-betreuung oder andere private Belange zu haben. Dieses Modell, das die Karriere neben einem erfüllten Familienleben sowie maximale Flexibilität er­mög­licht, ist häufig auch bei Mitarbeitern in Führungsebenen anzutreffen.

Job Rotation

Dieses New-Work-Modell sieht vor, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens verschiedene Bereiche durchlaufen und immer wieder neue Aufgaben erhalten. Ziel ist es, einen möglichst abwechslungsreichen Arbeitsalltag zu schaffen und die Arbeitnehmer auf diese Weise mit allen Bereichen vertraut zu machen. Den Vorteilen der abwechselnden Tätigkeit und neuen Herausforderung sowie der damit einhergehenden Weiterbildung und hohen Flexibilität stehen lange Einarbeitungsphasen und eine erhöhte Fehlerquote als Nachteile gegenüber.

Home Office

Das Arbeiten von zu Hause aus sieht vor, dass ein Mitarbeiter teilweise seine Aufgaben von zu Hause aus erledigen kann. Hierfür nutzt er beispielsweise eine digitale Cloud, in der Daten gespeichert und getauscht werden können. Die Kommunikation mit dem Unternehmen erfolgt unter anderem telefonisch, per E-Mail und Skype. Die Vorteile des Home Office sind die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Wegfall teilweise langer Arbeits- und Anfahrtswege sowie ein hohes Maß an Flexibilität. Nachteilig wirken sich hier die verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben (always on) sowie ein erhöhter Organisationsaufwand aus.

Ausblick

In Kombination mit dem „Female Shift“ werden die New-Work-Modelle zu einem grundsätzlichen Umdenken führen, was tradierte Rollenmuster betrifft – beruflich wie privat. Denn es ist wesentlich kostengünstiger, entlastende Betreuungsangebote oder flexible Arbeitszeiten für arbeitende Mütter anzubieten, als auf hoch qualifizierte Frauen zu verzichten.

Foto: Jack Berman / Getty Images

Zur Autorin

Aylin Zons

Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht in der Kanzlei DREITOR Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB in Reutlingen

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