Mit mobilen Endgeräten kann der Steuerberater mittlerweile von jedem Ort aus auf die benötigten Informationen zugreifen. Das wird in Zukunft seinen Tagesablauf prägen.
Mobil sein hieß früher, mit dem Auto unterwegs zu sein und möglichst viele Aktenkoffer bei sich zu haben. Dann wurden die Aktenkoffer von Laptops, Notebooks und Netbooks abgelöst, auf denen sich die Daten befanden, die früher in Papierform in den Akten lagen. Nun haben wir die Tablets und Smartphones. Sie können zwar immer noch Daten lokal speichern, zunehmend werden die Daten jedoch in der Cloud vorgehalten.
Mit praktisch jedem Endgerät kann nun von jedem Ort aus auf die dort gespeicherten Inhalte zugegriffen werden. Modern mobil sein heißt auch, Informationen einfach schnell und mit verschiedenen Methoden weiterzuleiten, zu archivieren oder für eine spätere Bearbeitung zu speichern.
Tagesablauf
Eine Trennung zwischen privater und beruflicher Nutzung ist, trotz Bemühung, nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Wenn wir uns einmal den Tagesablauf eines heutigen mobilen Steuerberaters ansehen, könnte dieser so aussehen: Unser Steuerberater ist stolzer Besitzer eines Tablets. Eine Trennung zwischen privater und beruflicher Nutzung ist, trotz Bemühung, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Es fing damit an, auch die privaten Mails in der Kanzlei abzurufen. Private Dokumente wurden bequem in dem vorhandenen Kanzleisystem gespeichert. Mit dem Erwerb eines Tablets können nun berufliche Mails und Dokumente in ein privates Umfeld integriert werden. Die Anschaltung in die Kanzlei funktioniert problemlos.
Der erste Blick unseres Steuerberaters ist am Morgen auf die Wetter-App. Sollte er einen Mantel mitnehmen? Der zweite Blick richtet sich auf den Terminkalender. Wann muss er beim ersten Termin sein? Wie kommt er dahin? Ein Blick auf Google Maps zeigt in Sekundenschnelle den Ort und die empfohlene Route (mit Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage).
Die Unterlagen für den Termin sind schnell durch eine Anschaltung auf den Kanzleiarbeitsplatz gesichtet und er fährt informiert zu seinem Mandanten.
Dort angekommen werden die anstehenden steuerlichen Fragen besprochen. Entsprechende Dokumente werden online eingesehen. Der Mandant nutzt die Chance, seinem Steuerberater gleich Fragen zu einem Erbschaftsteuerfall zu stellen. Eine spezielle Erbschaftsteuer-App hilft, Besonderheiten nachzuschlagen und Auskunft zu geben. Auch Fragen zur wirtschaftlichen Lage der Konkurrenz können mit der BilanzMonitor-App schnell beantwortet werden. Der Steuerberater hat gepunktet mit seinen schnellen Auskünften und zudem einen Auftrag für eine Nachfolgeplanung mitgenommen.
Der nächste Termin führt ihn zu einem Mandanten, der eine Immobilie erwerben möchte. Die Daten hat unser Steuerberater bereits vor einigen Tagen erhalten und eine Kurzberechnung mit Excel erstellt. Die App Quickoffice unterstützt ihn bei der Präsentation der Berechnungsergebnisse. Dabei können noch Änderungen an den Parametern berücksichtigt werden. Der Mandant entscheidet sich für die Investition und unser Steuerberater nimmt als zweiten Auftrag am heutigen Tage mit, eine detaillierte und umfassende Immobilien-Investitions-Berechnung zu erstellen.
Der nächste Termin ist ein Bankgespräch. Vor der Hinfahrt informiert sich unser Steuerberater mit der App der Deutschen Börse über den aktuellen Stand am Aktienmarkt. Während des Bankgesprächs geht es um Tagesgeldanlagen. Ein Tagesgeldvergleich online führt zu besseren Konditionen.
Die einfache Bedienung von mobilen Endgeräten bereitete den Durchbruch vor.
Zwischendurch meldet sich der Partner unseres Steuerberaters. Er hat ihm ein Dokument zur Prüfung übermittelt. Mit der App UPad kann er mittels eines Stiftes handschriftliche Notizen am Dokument anbringen und zurückschicken.
Der letzte Termin am heutigen Tag ist mit einem Mandanten, der eine neue Finanzierung für seine Immobilie benötigt. Über die App ImmoScout und Baufinanzierung verschafft er sich einen Überblick über die Marktlage in der Region des Mandanten.
Er könnte noch einige Zeit so weitermachen, eine Mail mit Dictation von Dragon erstellen, ein Taxi mit myTaxi rufen usw. Ich beende aber den Tag unseres Steuerberaters. Er ist mittlerweile auch erschöpft und froh, endlich nach einem schönen mobilen Tag nach Hause gehen zu können. Dieser Tagesablauf zeigt, wenn auch die Abfolge etwas sehr komprimiert erscheint, was heute schon möglich ist und von mir und einigen Kollegen so oder ähnlich gelebt wird. Meiner Meinung nach stehen wir aber erst am Beginn einer Post-PC-Welt. Der Übergang in eine umfassend mobile Welt ist vorgezeichnet. Die einfache Bedienung von mobilen Endgeräten bereitete den Durchbruch vor.
Wischen Sie schon oder tippen Sie noch?
Eine völlig neue Methode der Bedienung wurde hier erfunden. Das Wischen wird ergänzt durch eine mittlerweile große Zahl von Gesten, die (ähnlich wie früher die Tastenkombinationen) eine schnelle und sichere Bearbeitung ermöglichen.
Die Bedienung wird dennoch deutlich verbessert werden müssen. Ein Weg dahin ist die heute schon verfügbare Sprachsteuerung. Im Zuge dieser vielfachen Nutzung werden die Grenzen zwischen beruflichen und privaten Anwendungen vollständig verschwinden.
Die Infrastrukturen (zum Beispiel LTE) für die mobile Welt werden gerade erst geschaffen.
Etiketten in der Kleidung, Smartphone-Armbanduhren, Smartphone als Geldbörse usw. werden unsere Begleiter sein. Endgeräte werden miteinander ohne unser Zutun kommunizieren, um uns die Informationen aufzubereiten. Das Internet der Dinge wird, so schätzen Experten, über 90 Prozent der Datenflut ausmachen. Viele glauben, die Datenbrille von Google sei schon das Ende der Entwicklung. In den Forschungslaboren werden bereits Kontaktlinsen mit Funktionen getestet, die weit über die Möglichkeiten der Datenbrille hinausgehen. Vielleicht werden wir in zehn Jahren nur noch einen Chip bei uns tragen, der sich dann in die allerorts vorhandenen Endgeräte einloggen kann.
Schöne neue mobile Welt? Wer möchte heute noch auf das Kraftfahrzeug verzichten oder auf den Flug in den Urlaub? Am Beginn einer technischen Entwicklung macht das Neue Angst, weil Veränderung immer Angst erzeugt. Die Einführung einer neuen Technik dauert immer eine gewisse Zeit. Wenn aber eine bestimmte Schwelle überschritten ist, die Produkte ausgereifter werden und die Sicherheit im Umgang mit der neuen Technik von jedem nachvollzogen werden kann, ist so eine neue Technik nicht mehr aufzuhalten.
Fazit
Ich freue mich auf die künftigen Entwicklungen, verstehe aber auch jeden, der diesen Entwicklungen skeptisch gegenübersteht. Zum Glück bleibt es, zumindest teilweise, jedem selbst überlassen, ob und wann er auf den mobilen Zug aufspringt.
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