Dr. Robert Mayr über das DATEV-Rechenzentrum - 30. Oktober 2014

Menschen, Prozesse und Infrastruktur

Dr. Robert Mayr erläutert den Standortvorteil des Rechenzentrums, wie es vor Datenklau geschützt ist und was Cloud Computing bedeutet.

DATEV magazin: Im Zuge der von der Europäischen Union geplanten Datenschutz-Grundverordnung ist der Standort des Datenverarbeitungsdienstleisters auch künftig ein wesentliches Datenschutzmerkmal. Wie wirkt sich das auf das Rechenzentrum der DATEV aus?

Dr. Robert Mayr: Für DATEV hat der Standort des Rechenzentrums seit Beginn der Firmengeschichte eine zentrale Bedeutung. Es handelt sich sozusagen um eine Cloud „made in Germany“. Um die hohen Standards der IT-Sicherheit und ihre Dokumentation zu gewährleisten, haben wir das Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) eingeführt. Dieses ISMS enthält den Anforderungskatalog für die Erstellung, den Betrieb, die Wartung und ständige Verbesserung der entsprechenden Systeme im Rechen-zentrum. Es ist nach ISO-Norm 27001 von der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS GmbH) zertifiziert. So bieten wir unseren Mitgliedern höchstmögliche Sicherheit.

DATEV reduziert das Risiko so weit wie möglich, um dem hohen Anspruch auf Sicherheit und Datenschutz gerecht zu werden.

DATEV magazin: Die Sorge vor Datenklau ist groß. Welche Schutzmechanismen ergreift die DATEV für ihre Mitglieder?

Dr. Robert Mayr: Mit einem hohen Aufwand reduziert DATEV das Risiko so weit wie möglich, um dem hohen Anspruch unserer Kunden in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz gerecht zu werden. Unsere fast 50-jährige Erfahrung mit IT-Sicherheit und Datenschutz kommt uns dabei zugute. Wir setzen bei der Übertragung von Daten im Internet durchgehend auf Verschlüsselung. Die Verschlüsselungsverfahren werden laufend dem technologischen Fortschritt angepasst. Aktuell wenden wir ein Verfahren an, das in einem langen Prozess intensiv geprüft wurde. Um auch das Stehlen der für eine Verschlüsselung notwendigen Passwörter zu verhindern, setzt DATEV neben der Wissenskomponente Passwort zusätzlich auf die Besitzkomponenten mIDentity/SmardCard.

DATEV magazin: Früher, als Speicherplatz rar und teuer war, war es sicher sinnvoll, seine Daten im Rechenzentrum zu archivieren. Heutzutage bieten PCs gigantisch viel Speicher, ohne dass man ein Vermögen investiert. Welchen Grund gibt es noch, seine Daten im Rechenzentrum zu archivieren?

Dr. Robert Mayr: Sensible Datenbestände sind einer permanenten Gefährdung ausgesetzt: angefangen vom technischen Ausfall des PCs, der irrtümlichen Löschung bis hin zu vorsätzlichen Angriffen aus dem Internet. Weiter können auch durch Stromausfall oder Naturkatastrophen Daten verloren gehen. Deshalb ist es für Kanzleien unverzichtbar,­ geeignete Maßnahmen für den Datenschutz zu ergreifen, zumal nach § 9 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG)­ eine angemessene Datensicherung gesetzlich vorgeschrieben ist. Wir bieten eine einfach zu betreibende softwaregestützte Lösung, mit der sich Daten automatisch und lückenlos sichern lassen.

Das DATEV-Rechenzentrum ist ein System aus Menschen, Prozessen und Infrastruktur.

DATEV magazin: Beim Cloud Computing können Anwender IT-Leistungen wie Speicherplatz, Rechenkapazitäten oder Software je nach Bedarf über das Internet nutzen. Wird mit dieser IT-Lösung das Rechenzentrum überflüssig? Oder ist Cloud Computing nur ein anderer Name für das DATEV-Rechenzentrum?

Dr. Robert Mayr: Die Antwort auf beide Fragen lautet Nein. Lassen Sie mich dazu die Begrifflichkeiten kurz erläutern. Das DATEV-Rechenzentrum ist ein System aus Menschen, Prozessen und Infrastruktur. Aktuellste Rechner- und Speichertechnologien in redundanter Auslegung gewährleisten dabei zuverlässige und sichere Aufgabenstellungen. Eine dieser Aufgabenstellungen ist die Bereitstellung von Cloud-Services. Hierbei handelt es sich um dynamisch an den Bedarf angepasste IT-Dienstleistungen aus dem Internet. Bereits seit vielen Jahren bieten wir zu diesem Zweck bewährte Dienstleistungen an. Exemplarisch möchte ich eines unserer neuen Produkte, DATEVcloud Software, nennen. Damit ist es möglich, DATEV-Software direkt über eine rechenzentrumsbasierte Cloud-Plattform zu nutzen.

DATEV magazin: DATEV bietet nicht nur die ­DATEVcloud Software, sondern auch DATEVasp. Wie unterscheiden sich die Lösungen, und welche Lösung ist für welche Kanzlei die richtige?

Dr. Robert Mayr: Bei DATEVcloud Software handelt es sich um eine standardisierte Software Suite für bis zu acht Nutzer. Mit dieser günstigen Einstiegsvariante in die Software-Nutzung via Datenleitung sprechen wir besonders Steuerberatungskanzleien und deren Mandanten an, die Wert auf eine einfache Nutzung legen. Darüber hinaus stehen die umfassenden Hosting-Leistungen im Rahmen des Application Service Providings (ASP) zur Verfügung. Diese machen individuelle Anpassungen und Erweiterungen möglich. Unsere Mitglieder profitieren von einer flexiblen Lösung, die dort mehr leistet, wo mehr benötigt wird.

DATEV magazin: Das Rechenzentrum wird als Datendrehscheibe bezeichnet, weil die Daten auch an Dritte, wie Banken, Krankenkassen und Institutionen, weitergeleitet werden. Ist das Rechenzentrum das Bindeglied, mit dem Steuerberater die Zusammenarbeit mit ihren Mandanten verbessern können?

Dr. Robert Mayr: Ja, Steuerberater und Mandant können mithilfe des DATEV-Rechenzentrums vernetzt arbeiten. So werden mit DATEV Unternehmen online kaufmännische Aufgaben in der Cloud erledigt und gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen Steuerberater und Mandant optimiert. Der Zugriff auf wichtige Daten und Auswertungen ist durch die Digitalisierung von Belegen einfach möglich. Die Datendrehscheibe Rechenzentrum stellt die Daten allen beteiligten Partnern zentral zur Verfügung und übermittelt Daten an Behörden wie Finanzamt und Sozialversicherungsträger. Ein aktuelles Beispiel ist die E-Bilanz. Ergänzend kann ein Steuerberater für die Buchführung direkt auf die Rechnungen zugreifen und über DATEV Arbeitnehmer online jederzeit die Brutto/Netto-Abrechnung, die Lohnsteuerbescheinigung und den Sozialversicherungsnachweis online einsehen, speichern oder ausdrucken.

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Zu den Autoren

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

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HF
Herbert Fritschka

Redaktion DATEV magazin

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