Ausbildung zum Steuerberater statt BWL-Studium - 9. Februar 2018

Aus Überzeugung in die Steuerberatung

von Gastautor

Schreibtisch, Aktenberge und ein dämmeriges Büro. Dieses Bild haben die meisten vor Augen, wenn es um Steuerberater geht. Felix Bartjes hat in einer Steuerberaterkanzlei gearbeitet und festgestellt, wie es wirklich ist. Er hat sich vorerst gegen sein Studium und für die Ausbildung zum Steuerfachangestellten entschieden. Sein Ziel: Steuerberater werden.

„Ich selbst bin auch wirklich baff und hätte große Summen dagegen gewettet, dass ich jemals in der Steuerberatung lande. Aber die Arbeit als Werkstudent in der Kanzlei hat mich wirklich so überzeugt, dass ich die absolute Kehrtwende gemacht habe. Zum Glück, denn ich bin von meiner Arbeit echt begeistert.“

Felix Bartjes ist 24 Jahre alt und macht eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten, mit dem Ziel einmal Steuerberater zu werden. Dass er sich für diesen Beruf entschieden hat, ist allerdings auf mehrere Zufälle zurückzuführen.

Angefangen hat das Ganze, als er während seines BWL-Studiums auf der Suche nach einer Werkstudentenstelle war. Er sprach mit seinem Vater darüber, der sich für seinen Sohn in seinem Umfeld umhörte, auch bei seiner Steuerberaterin. Und wie es der Zufall wollte: Just zu diesem Zeitpunkt war die Steuerberaterin auf der Suche nach einer Aushilfe. Das war für Felix die Eintrittskarte in die Steuerberaterkanzlei.

Der steile Aufstieg

Zu Beginn seiner Werkstudentenzeit haben sich Felix Tätigkeiten zunächst auf klassische Büroaushilfsarbeiten beschränkt – er hat hauptsächlich kopiert. Jedoch wurde dann eine seiner Kolleginnen schwanger und ist deswegen erst einmal ausgeschieden. Ihre Arbeiten hat Felix von da an immer häufiger übernommen. Zuerst hat er seine wöchentliche Anwesenheit von einem auf drei Tage erhöht. Zunehmend fand er Gefallen an seinen Aufgaben in der Kanzlei. „Besonders mag ich das persönliche und kollegiale Arbeitsklima in unserer Kanzlei. Man versteht sich, die Leute arbeiten zusammen und helfen einander.“

Felix wurde klar, dass ihm die praktische Arbeit deutlich mehr erfüllt als das theoretische BWL Studium. Die Konsequenz: Er beendet nach zweieinhalb Jahren als Werkstudent das BWL-Studium und beginnt seine jetzige Ausbildung – als erster Auszubildende zum Steuerfachangestellten in seiner Kanzlei. Die Möglichkeit, sein Studium nach der vollendeten Ausbildung fortzusetzen, hält sich Felix jedoch noch offen.

Seitdem er im August mit der Ausbildung begonnen hat, übernahm er immer mehr Verantwortung. Zwischenzeitlich betreut Felix ungefähr 30 Mandanten im Monat bei ihrer Buchhaltung. „Es war inzwischen fast jede Art von Unternehmen dabei.“, sagt er. „Vom selbstständigen, kleinen Friseur, der seit 30 Jahren seinen Laden hat, bis hin zu Personen und Unternehmen, die wirklich viel Geld umsetzen. Man merkt richtig, wie sich der Aufwand beim Bearbeiten ändert. Ich habe bei der Arbeit erkannt, wie unterschiedlich Unternehmen aufgebaut sind. Gleichzeitig aber auch, dass alle relativ ähnlich arbeiten. Das Steuergebiet finde ich tatsächlich sehr spannend und habe ein Bedürfnis, noch mehr darüber zu lernen.“

Der Steuerberater: Das unbekannte Wesen

Bevor er in der Kanzlei als Werkstudent zu arbeiten begann, hatte Felix keine Ahnung was der Beruf des Steuerberaters beinhaltet und welche Tätigkeiten damit verbunden sind. „Ich finde es allgemein sehr wichtig, dass sich junge Leute viel intensiver damit beschäftigen sollten, welche Möglichkeiten ihnen unterschiedliche Berufen bieten. Und zeitgleich sollten sich Unternehmen viel intensiver um ihren Nachwuchs bemühen und an Schulen präsent sein.“ Er selbst wäre dankbar gewesen, hätte er schon früher von dem Beruf erfahren.

Als junger und angehender Steuerberater macht sich Felix natürlich auch Gedanken über die Zukunft seines Wunschberufes. Die Digitalisierung, von vielen als Risiko angesehen, sieht er als Chance. Neue technische Lösungen erleichtern aus seiner Sicht die Arbeit. „Ich glaube, dass gerade jüngere Leute, die in diesem technologischen Wandel aufgewachsen sind, die Fähigkeit haben, sich schnell in neue Dinge einzuarbeiten. Sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, ist für uns schon fast alltäglich.“

Seiner Meinung nach könnte die Digitalisierung Aufgaben wie die Buchhaltung überflüssig machen, der Steuerberater sollte das aber als Gelegenheit nutzen. Es könne sich ein Steuerberater viel mehr auf die Mandanten konzentrieren und noch individuellere und bessere Lösungen ihrer Probleme für sie anbieten.

Die Zukunft der Steuerberater ist Felix Meinung nach gesichert. „Die Steuerberatung ist zu vielseitig, um sie wirklich komplett zu digitalisieren. In meinen Augen ist es ohnehin der persönliche Kontakt mit den Mandanten, der den Steuerberater unentbehrlich macht. Ein Steuerberater kann Sachverhalte erklären und spezifische Fragen beantworten. Das kann so schnell keine Software ersetzen.“

Über den Autor

Felix Lang studiert Technikjournalismus/ Technik-PR an der Technischen Hochschule in Nürnberg. Seit September 2017 ist er als Werkstudent bei DATEV in der Abteilung Corporate Publishing tätig.

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