IfW Kiel, Pressemitteilung vom 05.01.2022
Anders als in der ersten großen Pandemiewelle zeigt der Welthandel bisher keine negativen Ausschläge angesichts der in vielen Ländern grassierenden Omikron-Variante. Der Kiel Trade Indicator signalisiert nach dem jüngsten Datenupdate ein leichtes Plus im Welthandel (0,8 %). Insgesamt zeigen die Einzelindikatoren allerdings weiterhin ein gemischtes Bild für die Handelsströme. Ein kräftiger Aufholprozess ist nicht sichtbar. Noch immer können große Mengen an Waren in den Seehäfen nur verzögert umgeschlagen werden.
Für Deutschland signalisiert der Indikator für Dezember 2021 mit -2,5 Prozent eine leicht negative Exportentwicklung, während die Importe mit 1,6 Prozent leicht aufwärtsgerichtet bleiben. Für die EU insgesamt sind die Vorzeichen umgekehrt (Exporte +0,9 %, Importe -0,5 %), die Werte bewegen sich allerdings in einer Bandbreite, die für Stagnation steht.
Nach negativen Vorzeichen für Chinas Handel in den Vormonaten zeigt der Kiel Trade Indicator für Dezember eine Seitwärtsbewegung. Für die Interpretation der Zahlen aus China sind die dort normalerweise hohen Schwankungen der monatlichen Werte zu berücksichtigen.
Nahe null liegen laut Kiel Trade Indicator die Veränderungen der US-amerikanischen Im- und Exporte. Allerdings zeichnet sich eine positive Entwicklung an den amerikanischen Häfen ab: Nach dem Weihnachtsgeschäft scheint der Druck auf die Häfen Los Angeles und Savannah leicht abzunehmen, die Schiffsstaus bauen sich dort ab. Da jedoch weiterhin etwa 11 Prozent der verschifften Güter in gestauten Schiffen gefangen sind, scheinen die Staus sich nur auf andere Häfen und Gebiete zu verlagern.
„Wie sich schon vorher andeutete, sind um den Jahreswechsel keine deutlichen Aufholeffekte im Welthandel erkennbar. Auf eine Normalisierung des Seefrachtverkehrs werden wir wohl noch mindestens bis nach dem chinesischen Neujahrsfest warten müssen. Ein besonderes Augenmerk gilt es, auf die chinesischen Häfen zu richten. Sollte China wieder drastisch mit Hafenschließungen auf neue Corona-Fälle reagieren, könnte das die Lieferketten erneut unter Stress setzen“, sagte Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator, anlässlich des jüngsten Datenupdates.
Das Frachtvolumen im Roten Meer, wichtiger Indikator für den europäisch-asiatischen Handel, hat sich im Dezember seinem in dem Monat zu erwartenden Niveau zwar angenähert, bleibt aktuell aber wieder rund 11 Prozent dahinter zurück.
Quelle: IfW Kiel