IW Köln, Pressemitteilung vom 18.07.2019
Bisher war der starke Konsum in Deutschland ein wichtiger Treiber für die Konjunktur. Die leichte Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt überträgt sich nun allerdings auf die Kauflaune, wie der Verbrauchervertrauensindex des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.
Die Konjunktur in Deutschland hat sich seit Jahresbeginn spürbar abgekühlt. Das zeigt auch der Verbrauchervertrauensindex, den das IW quartalsweise in Zusammenarbeit mit The Conference Board (TCB) und Nielsen veröffentlicht: Demnach erreichte der Index von April bis Juni einen Wert von 103,4 Punkten – fast ein Punkt weniger als im Vorjahr. Seit Anfang vergangenen Jahres verzeichnet der Index einen erheblichen Rückgang.
Arbeitsmarktsorgen belasten die Deutschen
Der TCB-IW-Verbrauchervertrauensindex misst drei verschiedene Bereiche: Er bewertet zum einen die Beschäftigungsperspektiven und die individuelle Finanzlage. Zum anderen berücksichtigt er die Einschätzung auf die Frage, ob aktuell ein guter Zeitpunkt ist, Konsumgüter anzuschaffen. Vor allem die Sorgen auf dem Arbeitsmarkt belasten die Deutschen, zeigt die aktuelle Umfrage: In den vergangenen Jahren war die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch sehr gut, die Bundesagentur für Arbeit vermeldete stetig neue Rekorde. Und im Herbst vergangenen Jahrs sank die Zahl der Arbeitslosen auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Zählung.
Gute Aussichten im internationalen Vergleich
Aktuell vermelden die Unternehmen allerdings einen leichten Anstieg der Kurzarbeit. „Wenn große Unternehmen aus verschiedenen Branchen Stellenkürzungen ankündigen, erscheint das in der Wahrnehmung vieler Konsumenten dramatischer, als es in Wirklichkeit ist“, sagt Studienautor Hubertus Bardt. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Deutschland international und historisch gesehen immer noch prächtig dasteht.“ Im europäischen Vergleich lässt sich in Deutschland nach wie vor ein sehr hohes Verbrauchervertrauen beobachten.
Während der Index in Deutschland zurückging, stieg das Verbrauchervertrauen in der gesamten Eurozone im zweiten Quartal um zwei Punkte, was auf sinkende Arbeitslosigkeit, steigende Löhne und niedrige Inflation zurückzuführen ist. „Die Kaufkraft der privaten Haushalte und das hohe Verbrauchervertrauen dürften die Wirtschaft des Euroraums für den Rest des Jahres stabilisieren“, sagt Ilaria Maselli, Senior Economist des Conference Board Europe.