KfW, Pressemitteilung vom 15.10.2019
- Umsatzwachstum, Beschäftigung und Investitionen erreichen Spitzenwerte
- Dienstleistungsunternehmen sind tragende Säule des Jobwachstums
- Eigenkapitalquote verharrt auf hohem Niveau
- Finanzierung kaum ein Problem, Zugang zu Krediten historisch gut, Unternehmen schonen im Gegenzug Eigenmittel
- Indizien für Ende des Aufschwungs mehren sich
Der Mittelstand in Deutschland ist im Jahr 2018 von einer Bestmarke zur nächsten geeilt. Die kräftige Binnenkonjunktur hat den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zum stärksten Umsatzwachstum seit sieben Jahren, einem weiteren Beschäftigungsrekord sowie einem andauernden Investitionshoch verholfen. Die Ergebnisse des am 15.10.2019 veröffentlichten KfW-Mittelstandspanels zeichnen ein nahezu makelloses Gesamtbild für das vergangene Jahr. Im laufenden Jahr wird sich dieses voraussichtlich spürbar eintrüben.
Im Detail zeigt das aktuelle KfW-Mittelstandspanel: Die kleinen und mittleren Unternehmen spielen weiter ihre Rolle als Motor des Arbeitsmarkts: Ende 2018 waren 31,7 Mio. Menschen in KMU beschäftigt, das sind 391.000 bzw. 1,3 % mehr als im Jahr zuvor. Bemerkenswert ist dabei die Ausweitung der Vollzeitbeschäftigung um 2,4 % durch die Unternehmen, während sie die Teilzeitbeschäftigung um 1,6 % reduziert haben. Tragende Säule des anhaltenden Jobwachstums ist der Dienstleistungssektor, wobei vor allem die wissensintensiven Dienstleistungen an Bedeutung gewinnen.
Die Umsätze der KMU steigen um Durchschnitt um 4,9 % und damit so stark wie seit 7 Jahren nicht mehr. Von der konjunkturellen Hochphase des vergangenen Jahres profitieren vor allem Unternehmen des Baugewerbes (+8,0 %) sowie Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten (+6,2 %), während das Umsatzwachstum im Verarbeitenden Gewerbe deutlich hinter die Vorjahreswerte zurückfällt (ca. 4 %). Hohe Zuwachsraten hat zudem E-Commerce im Mittelstand aufzuweisen (+27 % Umsatz in den letzten zwei Jahren). Dessen Beitrag zum gesamten Umsatz steigt auf 250 Mrd. Euro an.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der KMU bleibt mit 31,2 % auf einem hohen Niveau; viel spricht allerdings dafür, dass der lang anhaltende Aufbau von Eigenkapital zu einem Ende kommen könnte. Dennoch sollten die Unternehmen mit dieser Quote für eine mögliche Verschlechterung des Finanzierungsklimas gewappnet sein.
Bei den Investitionen bleiben die Unternehmen auf Expansionskurs: Das Volumen der Neuinvestitionen steigt erneut, und zwar um 4,5 % auf 184 Mrd. Euro. Die Unternehmen investieren überdurchschnittlich viel in die Erweiterungen ihrer Kapazitäten, wobei der Dienstleistungssektor heraussticht: Speziell Unternehmen der wissensintensiven Dienstleistungen erreichen mit 67 Mrd. Euro ein Allzeithoch.
Die zusätzlichen Investitionen wurden im zurückliegenden Jahr vollständig über externe Finanzierungsquellen gestemmt. Hier zeigt sich das sehr gute Finanzierungsumfeld, gepaart mit einer historisch niedrigen Ablehnungsquote bei Kreditanträgen. Das Kreditvolumen macht einen deutlichen Sprung und erreicht ein Allzeithoch: Insgesamt haben 573.000 Unternehmen einen Bankkredit aufgenommen, das Gesamtvolumen beträgt 75 Mrd. Euro. Besonders bevorzugt wurden langfristige Bankkredite. Im Gegenzug sank der Einsatz eigener Mittel. Der Mittelstand schont also seine in der Vergangenheit aufgebauten Rücklagen.
KfW-Ökonom Dr. Michael Schwartz sagt zu den Ergebnissen des KfW-Mittelstandspanels:
„Der Blick auf das zurückliegende Jahr ist wiederholt von Bestmarken geprägt. Und auch 2019 werden die Unternehmen auf Wachstumskurs bleiben: Beschäftigung, Umsätze und Investitionen werden weiter zulegen. Die Dynamik aber geht merklich zurück – dem langwährenden Aufschwung scheint allmählich die Puste auszugehen. Parallel zur deutlichen Konjunkturabkühlung in Deutschland deutet sich damit das Ende der mittelständischen Rekordjahre an, wenn auch vorerst das Niveau hochbleiben dürfte. Die dunklen Wolken am Horizont sind aber kaum mehr zu übersehen.“