Corona-Krise - 10. Juli 2020

Start-ups brauchen im Schnitt 3,3 Mio. Euro

Bitkom, Pressemitteilung vom 08.07.2020

Die große Mehrheit der Start-ups in Deutschland benötigt in den kommenden zwei Jahren frisches Geld. Gerade einmal 2 Prozent geben an, dass sie keinen Kapitalbedarf haben, 7 von 10 (71 Prozent) benötigen dagegen neue Mittel, rund jedes Vierte will dazu keine Angaben machen. Der durchschnittliche Kapitalbedarf beträgt dabei 3,3 Millionen Euro – und durch die Corona-Krise sehen viele eine deutlich gesunkene Chance für eine erfolgreiche Finanzierung. So gaben zu Jahresbeginn noch 17 Prozent an, dass das benötigte Kapital bereits zur Verfügung steht. Von den Übrigen hielt es jedes dritte Start-up (34 Prozent) für sehr wahrscheinlich, die benötigten Finanzmittel einsammeln zu können, gut jedes zweite (49 Prozent) für eher wahrscheinlich. Nach dem Lockdown hat sich die Zuversicht stark eingetrübt: Nur noch jedes Zehnte (10 Prozent) sieht den Kapitalzufluss als gesichert an. Von den Übrigen halten 18 Prozent eine erfolgreiche Finanzierung jetzt für sehr wahrscheinlich, unverändert 49 Prozent sehen dies als eher wahrscheinlich an. Das ist das Ergebnis von Untersuchungen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die im Februar und März 206 Start-ups sowie im Mai und Juni 112 Start-ups befragt wurden.

„Ohne erfolgreiche Finanzierungsrunden drohen Start-ups mit ihren hochqualifizierten Arbeitsplätzen und innovativen Technologien und Lösungen unverschuldet zu verschwinden. Dies müssen wir wo immer möglich verhindern, wenn wir Deutschland als erfolgreichen Start-up-Standort erhalten wollen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Von den Ideen erfolgreicher Start-ups profitieren hierzulande Mittelstand und Großunternehmen ebenso wie die öffentliche Hand.“

Einen Ausweg sieht fast jedes vierte Start-up in einem Umzug ins Ausland. 23 Prozent überlegen, Deutschland mit ihrem Start-up zu verlassen, weil es hier zu wenig Kapital gibt. Zwei Drittel (69 Prozent) meinen, dass es in Deutschland zu wenig Venture Capital für Start-ups gibt. Und sogar drei Viertel (74 Prozent) sagen, dass es Start-ups in Deutschland helfen würde, wenn Versicherungen und Pensionsfonds einfacher in Venture Capital investieren können. Ein Börsengang zur Finanzierung kommt dabei nur für eine Minderheit der Start-ups in Frage. Gerade einmal jedes Fünfte (19 Prozent) streben den Gang aufs Parkett überhaupt an. „Weltweit mangelt es nicht an Venture Capital, wohl aber in Deutschland. Anders als in den USA treten institutionelle Investoren hierzulande bislang kaum als Start-up-Finanzierer in Erscheinung. Angesichts der Corona-Folgen ist es daher besonders wichtig, dass der Zukunftsfonds für Start-ups noch in diesem Jahr kommt“, so Berg.

Verglichen mit den Vorjahren ist der Kapitalbedarf der Start-ups nur leicht gestiegen. Im vergangenen Jahr hatten Start-ups für die kommenden zwei Jahre einen durchschnittlichen Bedarf von 3,2 Millionen Euro angegeben. 2018 lag dieser bei 3,1 Millionen Euro, 2017 bei nur 2,5 Millionen Euro.