Vergleichsstudie - 26. September 2019

Ruf des Mittelstands ist gerechtfertigt

IfM Bonn, Pressemitteilung vom 24.09.2019
IfM Bonn untersuchte unternehmerische Ziele von Familienunternehmen und nicht-mittelständischen Unternehmen

Familienunternehmer und -unternehmerinnen stufen ihre Unabhängigkeit, die sich aus der spezifischen Organisationsstruktur von mittelständischen Unternehmen ergibt, die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, den Erhalt bzw. die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie ökologische Ziele häufiger als „sehr wichtige Unternehmensziele“ ein als Führungskräfte in nicht-mittelständischen Unternehmen. Zugleich wirken sich persönliche Motive wie die Sicherung des eigenen Einkommens und Vermögens auf die unternehmerischen Ziele im Mittelstand aus. Dies ist das Ergebnis der Vergleichsstudie „Unternehmerische Zielsysteme: Unterscheiden sich mittelständische Unternehmen tatsächlich von anderen?“

„Der Vergleich zwischen Familienunternehmen und nicht-mittelständischen Unternehmen belegt, dass die Angehörigen des Mittelstands tatsächlich denjenigen Unternehmenszielen eine höhere Bedeutung zusprechen, die gemeinhin für sie als charakteristisch gelten. Ebenso ist auch das besondere Mittelstandsgefühl kein Mythos, sondern kommt durchaus beispielsweise im Rahmen der Unternehmensziele zum Ausdruck“, erklärt Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen).

Nach Definiton des IfM Bonn zählen zum Mittelstand alle Unternehmen, bei denen Eigentum und Leitung in der Hand von maximal zwei Personen liegen. Dies trifft auf die überwiegende Mehrzahl der kleinen und mittleren Familienunternehmen zu, sofern sie nicht in Abhängigkeit zu einem anderen Unternehmen stehen. Zugleich zählen auch Unternehmen mit über 500 Beschäftigten dazu, wenn die Familienangehörigen noch mindestens 50 % der Unternehmensanteile halten und aktiv in der Geschäftsführung tätig sind. Gleichwohl fühlen sich laut einer früheren Unternehmensbefragung des IfM Bonn besonders ältere Unternehmen auch dann noch „als mittelständisch“, wenn sie schon längst nicht mehr die Kriterien der IfM-Mittelstandsdefinition erfüllen.

„Der Mittelstand in Deutschland besitzt nicht nur einen hohen volkswirtschaftlichen Stellenwert, sondern ist auch gesellschaftlich von großer Bedeutung: So sehen sich die Familienunternehmer und Familienunternehmerinnen auch deutlich mehr in der Verantwortung, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten als angestellte Manager und Managerinnen. Allerdings fällt es den Familienunternehmen aufgrund ihrer Eigentums- und Führungsstruktur auch leichter als den managergeführten Unternehmen, diesen Anspruch umzusetzen“, berichtet die Ökonomin. Bereits vor vier Jahren hatte eine Vergleichsstudie des IfM Bonn nachgewiesen, dass die großen Familienunternehmen im Gegensatz zu den großen nicht-mittelständischen Unternehmen und trotz Umsatzeinbußen im weltweiten Krisenjahr 2009 weitestgehend auf Personalabbau verzichteten. Hierdurch trugen sie entscheidend zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes in Deutschland bei.