IfW Kiel, Pressemitteilung vom 21.05.2025
Die AIECE (Association of European Economic Research Institutes), in der auch das Kiel Institut für Weltwirtschaft Mitglied ist, hat im Anschluss an die Frühjahrstagung 2025 in Oslo ihren halbjährlichen Konjunkturbericht veröffentlicht.
Im Durchschnitt prognostizieren die AIECE-Mitgliedsinstitute für die EU eine Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 % im Jahr 2025 und 1,5 % im Jahr 2026. Die Prognose für den BIP-Anstieg im Euroraum liegt bei 1,0 % im Jahr 2025 und 1,3 % für 2026. Für dieses Jahr sind diese Prognosen etwas optimistischer als die der Frühjahrsprognose 2025 der Europäischen Kommission, des Zwischenberichts der OECD vom März 2025 und des Weltwirtschaftsausblicks des IWF vom Frühjahr 2025. Die Bandbreite der Prognosen der einzelnen AIECE-Institute ist jedoch groß und reicht für den BIP-Zuwachs im Euroraum von 0,25 % bis 1,4 % im Jahr 2025 und von 0,5 % bis 1,7 % im Jahr 2026.
Ein zentrales Merkmal der derzeitigen Wirtschaftslage ist die große Unsicherheit, die durch geopolitische Konflikte und die unvorhersehbare Handelspolitik der USA verursacht wird. Hinsichtlich der vorgeschlagenen Reaktionen auf die US-Handelspolitik sprachen sich zwei Drittel der antwortenden AIECE-Institute für Vergeltungszölle gegen die US-Zölle auf Autos aus, während es eine noch größere Mehrheit ablehnte, den US-Forderungen nachzukommen und zu versuchen, Verbraucher und Unternehmen zu mehr Käufen von US-Waren zu bewegen. Gleichzeitig unterstützt fast die Hälfte der Befragten die Idee, dass die EU sich Initiativen anschließen sollte, um die Dominanz des US-Dollars zu verringern.
Vor dem Hintergrund der erweiterten Spielräume für fiskalische Expansion in Deutschland und Forderungen nach expansiverer Finanzpolitik in anderen EU-Ländern wurden die Mitgliedsinstitute gefragt, ob die fiskalischen Regeln der EU gelockert werden sollten, um auf drängende politische Herausforderungen zu reagieren. Es zeigt sich, dass eine große Mehrheit der Befragten gegen eine Lockerung der Fiskalregeln ist, um die Ausgaben für den Klimaschutz zu erhöhen, während die Meinungen stärker geteilt sind, wenn es darum geht, die Regeln zu lockern, um höhere Verteidigungsausgaben zu ermöglichen.
Der AIECE Konjunkturbericht vom Frühjahr 2025, verfasst von Katalin Nagy und Péter Vakhal vom Kopint-Tárki-Institut (Ungarn), bietet einen umfassenden makroökonomischen Ausblick für die europäische Wirtschaft. Er enthält darüber hinaus detaillierte Einschätzungen der Mitgliedsinstitute zu wichtigen konjunkturellen, politischen und strukturellen Fragen.
Quelle: Kiel Institut für Weltwirtschaft