Konjunktur - 20. Dezember 2024

ifo Dresden Konjunkturprognose: Ostdeutschland erneut mit etwas kräftigerem Wirtschaftswachstum als der Westen

ifo Institut, Pressemitteilung vom 19.12.2024

Der allgemeinen wirtschaftlichen Schwächephase zum Trotz schlägt sich die ostdeutsche Wirtschaft wacker. Die Wirtschaftsleistung dürfte hier im Jahr 2024 um 0,3 % steigen, während in Deutschland insgesamt wohl ein Minus von 0,1 % zu Buche schlägt. In Sachsen allerdings dürfte es wohl zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 % kommen. Darauf deutet die stark unterschiedliche Entwicklung im ersten Halbjahr 2024 hin. „Insbesondere die Dienstleistungsbereiche in Ostdeutschland expandieren kräftig, und die schwächelnde Industrie hat hier insgesamt weniger Gewicht“, sagt Joachim Ragnitz von der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts. Robert Lehmann vom ifo Institut München ergänzt: „Der Strukturwandel im Verarbeitenden Gewerbe trifft zwar auch die ostdeutsche Wirtschaft, jedoch aufgrund ihrer Spezialisierung mit geringerer Intensität.“ Sachsen hat hingegen eine größere Abhängigkeit von der Industrie, was stark auf das Gesamtergebnis drückt. Vor allem die Konzentration auf die Automobilwirtschaft macht sich hier negativ bemerkbar.

Im Jahr 2025 ist mit einer neuerlichen Belebung der wirtschaftlichen Aktivität zu rechnen. Die Industrie dürfte zwar weiter schrumpfen, jedoch weniger stark als noch in diesem Jahr. Wachstumsträger sind damit abermals die konsumnahen Dienstleistungsbereiche. Maßgeblich hierfür ist die Zunahme der privaten Konsumausgaben, auch wenn diese nur wenig an Dynamik gewinnen dürften. Zwar werden die Realeinkommen voraussichtlich weiter steigen, jedoch bleibt die Sparquote infolge der anhaltend hohen Verunsicherung der privaten Haushalte mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung und die politischen Krisen, hoch. In Ostdeutschland insgesamt dürfte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 0,7 % zulegen; für Sachsen erwartet das ifo Institut ein moderates Wachstum von 0,4 %.

Das nur moderate Wachstum einerseits und der demografische Wandel andererseits hinterlassen ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Während in Ostdeutschland in diesem Jahr noch die positiven Effekte durch Berlin überwiegen und die Erwerbstätigkeit wohl um 0,1 % zulegen dürfte, zeichnet sich in Sachsen ein Rückgang um 0,1 % ab. Im kommenden Jahr dürften die demografischen Effekte insgesamt überwiegen und die Zahl der Erwerbstätigen dann in beiden Landesteilen sinken.

Quelle: ifo Institut