Konjunktur - 9. November 2022

KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Bodenbildung der Geschäftserwartungen?

KfW, Pressemitteilung vom 08.11.2022

  • Mittelständisches Geschäftsklima bewegt sich im Oktober praktisch seitwärts
  • Äußerst pessimistische Erwartungen etwas aufgehellt, Lageurteile weiter im Abwärtstrend
  • Deutlicher Stimmungsverfall im mittelständischen Bauhauptgewerbe

Während das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen in den Vormonaten wiederholt regelrecht abstürzte, verliert es im Oktober nur 0,1 Zähler, wie das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt. Es bewegt sich damit bei weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen mit Materialengpässen, Inflationsschub und dem Krieg in der Ukraine praktisch seitwärts auf dem sehr niedrigen Niveau von -23,8 Saldenpunkten.

Ursächlich für die ansatzweise Stabilisierung sind etwas weniger pessimistische Geschäftserwartungen. Ausgehend von einem fast rekordtiefen Niveau sind die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate im Oktober um 1,7 Zähler auf -42,0 Saldenpunkte angestiegen. Sowohl der fiskalische Abwehrschirm der Bundesregierung als auch die geschrumpfte Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage dürften die Erwartungen stabilisiert haben. Die Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage gehen dagegen nahezu ungebremst nach unten und liegen mit einem Rückgang von 0,0 auf -2,4 Saldenpunkten nun unter dem langjährigen Durchschnitt.

Die aktuelle Energie- und Inflationskrise geht mit erheblichen Reallohnverlusten einher und die Konsumentenstimmung in Deutschland befindet sich tief im Keller. Entsprechend sinkt auch das Geschäftsklima unter den mittelständischen Einzelhandelsunternehmen auf immer neue Rekordtiefs. Im Oktober wurde der Sturzflug mit einem Minus von nur noch 0,3 Zählern auf -37,5 Saldenpunkte aber zumindest gebremst. Etwas weniger schlecht ist die Stimmung bei den mittelständischen Dienstleistungsunternehmen, die dank leicht aufgehellter Erwartungen als einziges Segment des Mittelstands ein kleines Plus beim Geschäftsklima (+0,3 Zähler) verzeichnen. Die markanteste Verschlechterung des Geschäftsklimas im Oktober registriert das Bauhauptgewerbe (-3,4 Zähler auf -19,1 Saldenpunkte). Bei dieser besonders zinssensiblen Branche dürfte sich vor allem die rapide Zinswende der EZB bemerkbar machen, auch wenn schon laufende und fest geplante Bauprojekte einen harten Absturz verhindern dürften.

Im Gegensatz zum Mittelstand befindet sich die Stimmung unter den Großunternehmen mit einem Rückgang um 2,9 Zähler auf -28,8 Saldenpunkte fast ungebremst im Sturzflug. Auffällig ist vor allem, dass in diesem Segment trotz der etwas verbesserten Rahmenbedingungen wie dem fiskalischen Abwehrschirm keine Erwartungsaufhellung registriert wird.

„Ende Oktober hat das statistische Bundesamt mit der Meldung eines positiven BIP-Wachstums im dritten Quartal überrascht, das als Krönung trotz der Grabesstimmung bei Konsumenten und Einzelhandelsunternehmen auch noch vor allem vom privaten Konsum getrieben wurde“ sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Hier dürften Überschussersparnisse und Nachholbedürfnisse aus den Zeiten des Lockdowns noch eine Rolle spielen und auch über eine sinkende Sparquote können die Kaufkraftverluste aus der Energiekrise ausgeglichen werden. Diese Effekte dürften auch im Winterhalbjahr noch den Konsum stabilisieren, trotzdem wird er wohl zurückgehen. Hinzu kommt mit der rapiden Zinswende der EZB, den immer noch sehr pessimistischen Geschäftserwartungen und einer zunehmend restriktiven Kreditvergabe der Banken – gerade gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen – viel Gegenwind für die Investitionstätigkeit. Groß wäre der Schaden insbesondere, wenn hierdurch Investitionen unterbleiben, die für eine zukunftsfähige und klimaneutrale Volkswirtschaft notwendig sind.“, so Köhler-Geib.

Quelle: KfW