DIHK, Mitteilung vom 09.09.2022
Zuverlässig, günstig, sauber: Lange Zeit galt Erdgas in der Wirtschaft als erste Wahl unter den Energieträgern. Durch Pipelines immer verfügbar, konstante und niedrige Preise im Einkauf – und als Brückentechnologie die klimafreundlichere Alternative zu Öl oder Kohle. Extreme Preissteigerungen aufgrund nahezu ausbleibender russischer Gaslieferungen und Abschaltszenarien haben die Vorteile ins Gegenteil verkehrt: Erdgas ist 2022 bis auf weiteres zu einem unsicheren, teuren und fragwürdigen Energieträger geworden.
In hohem Tempo setzen Unternehmen nun auf den Brennstoffwechsel. Wer den sog. Fuel-Switch wagt, hat die Qual der Wahl: Nutze ich Flüssiggas, Heizöl, Kohle oder biogene Brennstoffe wie Holz oder Abfälle? Oder sollte ich gänzlich auf stromgeführte Systeme wie Wärmepumpen oder Elektrodenkessel umsteigen? Welcher Brennstoff das Rennen macht, hängt meist von der vorhandenen Brennertechnologie, der Verfügbarkeit von Tankanlagen und Lagerplätzen für die Brennstoffe sowie natürlich von der jeweiligen Preisentwicklung ab.
Unternehmen mitdenken
Da Flüssiggas explosiv und Heizöl wassergefährdend ist, müssen gesetzliche Rahmenbedingungen beachtet werden. Viele Unternehmen scheiterten hier bisher an Umwelt- oder Baubehörden. Häufig verlangen die Ämter ein umfangreiches Genehmigungsverfahren mit zahlreichen Gutachten und Nachweisen, die Monate in Anspruch nehmen können. Oder sie pochen auf das Einhalten neuester Standards bei alten Brennern oder stillgelegten Tankanlagen, die diese nur selten erfüllen können. Der Gesetzgeber hat den vielen Hinweise aus der Wirtschaft nun nachgegeben und verspricht bis Oktober Ausnahmen und Verfahrensbeschleunigungen. Darauf sollten Unternehmen die Behörden direkt ansprechen.
Für wen sich der Umstieg lohnt
Trotz der vielen Fragezeichen: Brennstoffwechsel ist in vielen Fällen möglich und sinnvoll. Betriebe sollten die vorhandenen Optionen genau prüfen und dabei die technischen sowie rechtlichen Rahmenbedingungen beachten. Können vorhandene Brenner auch mit Öl oder Propangas betrieben werden, oder ist die Installation eines neuen Systems aussichtsreicher? Können die Brennstoffe gelagert werden, oder reicht der vorhandene Stromnetzanschluss? Ist für das Projekt eine Genehmigung notwendig, und welche Nachweise müssen dafür erbracht werden? Wer diese drei Fragen beantworten kann, der ist dem Fuel-Switch schon ganz nahe. Für viele Unternehmen ist es eine Chance auf mehr Unabhängigkeit vom Erdgas und etwas Sicherheit im ungewissen Winter 2022/2023.
Fragen rund um den Fuel-Switch beantworten wir hier.
- Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des DIHK.
Quelle: DIHK