Wirtschaftliche Entwicklung - 16. März 2021

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im März 2021

BMWi, Pressemitteilung vom 16.03.2021

  • Die Wirtschaftsleistung ist im Jahresschlussquartal 2020 aufgrund der Einschränkungen im Zuge der zweiten Pandemiewelle nur leicht gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt erhöht sich um 0,3 Prozent Im Gesamtjahr 2020 ist die Wirtschaftsleistung um 4,9 Prozent zurückgegangen.
  • Die Industrieproduktion hat im Januar nur leicht abgenommen, besonders die Kfz-Produktion war von Engpässen bei Halbleitern betroffen. Im Baugewerbe kam es auch witterungsbedingt zu einem deutlichen Rückgang. Die Auftragseingänge des Verarbeitenden Gewerbes liegen weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau.
  • Die anhaltenden Beschränkungen belasteten den Einzelhandel auch zu Jahresbeginn, nachdem zuvor schon das Weihnachtsgeschäft stark beeinträchtigt worden war. Die Umsätze ohne Kfz gingen deutlich zurück, weil der stationäre Handel besonders unter den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung litt. Der Internet- und Versandhandel hingegen konnte nach wie vor gegenüber dem Vorjahr merklich zulegen.
  • Der Arbeitsmarkt hält weiter stand. Die Erwerbstätigkeit nahm im Januar um saisonale Effekte bereinigt zu. Die Arbeitslosigkeit stieg saisonbereinigt im Februar nur leicht an, während es bei der Unterbeschäftigung zu einem leichten Rückgang kam. Die Anzeigen für Kurzarbeit waren im Februar rückläufig, die Zahl der Menschen in Kurzarbeit könnte aber zunächst noch etwas zunehmen.

Wirtschaftliche Entwicklung zweitgeteilt: eingeschränkten Dienstleistungsbereichen steht solide Industrie gegenüber

Die wirtschaftliche Lage präsentiert sich bis März zweigeteilt: Während die Dienstleistungsbereiche nach wie vor durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eingeschränkt sind, zeigt sich die Industriekonjunktur bis zuletzt robust. Zwar ist der industrielle Ausstoß im Januar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Allerdings stellt sich dieser Rückgang vor dem Hintergrund eines sehr kräftigen Anstiegs im Dezember eher als Verschnaufpause dar. Die wirtschaftliche Aktivität in den Dienstleistungsbereichen ist derweil von den Lockdown-Maßnahmen geprägt, wenngleich auch hier zuletzt etwas mehr Zuversicht zu beobachten war. Generell sind im Rahmen der voranschreitenden Impfungen die Hoffnungen auf ein baldiges Zurückfahren der Beschränkungen groß. Die weitere Entwicklung der Wirtschaft hängt nun maßgeblich davon ab, wie nachhaltig das Infektionsgeschehen kontrolliert werden kann und wie schnell damit weitere Lockerungen möglich werden. Allerdings steht fest, dass ohne eine anhaltende Eindämmung der Corona-Pandemie auch keine „normale“ wirtschaftliche Aktivität möglich sein wird.

Im Rückblick hat die konjunkturelle Erholung des zweiten Halbjahrs 2020 im Schlussquartal 2020 durch eine zweite Pandemiewelle und den daraufhin vorgenommenen Maßnahmen zur Eindämmung deutlich an Schwung verloren. Gemäß der Detailmeldung vom 24.02.2021 des Statistischen Bundesamts kam es im vierten Quartal 2020 zu einem Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozent, was damit höher ausgefallen ist als vielerorts erwartet. Dennoch ist nach dem Anstieg im dritten Quartal um 8,5 Prozent der dämpfende Effekt der angeordneten Schließungen unverkennbar. Erwartungsgemäß war hierbei vor allem der private Konsum betroffen, der besonders stark auf soziale Kontakte angewiesen ist. Dieser Zustand im Dienstleistungsbereich hält nach wie vor an und prägt somit auch die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Vierteljahr 2021. Im Gegensatz dazu zeigt sich der deutsche Außenhandel und die damit eng verbundene Industriekonjunktur robust. Trotz der Belastungen im Dienstleistungsbereich präsentiert sich der Arbeitsmarkt daher auch weiterhin stabil: Die Erwerbstätigkeit nahm zuletzt wieder leicht zu, während die Kurzarbeit nahezu unverändert blieb.

Weltkonjunktur weiter auf Erholkurs

Die Weltkonjunktur erholt sich weiter, steht allerdings immer noch im Schatten der Pandemie. Die globale Industrieproduktion nahm im Dezember zum achten Mal in Folge gegenüber dem Vormonat zu (+1,3 Prozent). Damit überstieg der weltweite industrielle Ausstoß sein Vorkrisenniveau. Der Welthandel expandierte im Dezember ebenfalls weiter (+0,6 Prozent) und überschritt auch erneut sein Vorkrisenniveau. Die Stimmungsindikatoren sprechen für eine leichte Erholung der Weltwirtschaft. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan/IHS Markit erhöhte sich im Februar auf 53,2 Punkte (Dezember: 52,3 Punkte) und hält sich damit unverändert oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Insbesondere die Stimmung bei den Dienstleistern machte einen deutlichen Sprung nach oben, liegt aber immer noch hinter den Erwartungen in der Industrie. Nach wie vor dürfte hierfür ursächlich sein, dass von den Maßnahmen der Pandemiebekämpfung primär die Dienstleistungsbranchen betroffen sind. Ein Grund für die zuversichtlichere Stimmung dürften die weltweiten Impfkampagnen sein.

Ausfuhren im Plus, Rückgang bei den Importen

Der deutsche Außenhandel zieht nach einer Verschnaufpause im Vormonat wieder an. Der Wert der Waren- und Dienstleistungsexporte stieg im Januar saisonbereinigt und nominal um 0,3 Prozent. Damit ergab sich im Zweimonatsvergleich ein ähnlich starker Zuwachs um 0,4 Prozent. Die Einfuhren gingen im Januar gegenüber dem Vormonat um 2,7 Prozent zurück. Im Zweimonatsvergleich kam es zu einer Seitwärtsbewegung (-0,1 Prozent).

Auch auf nationaler Ebene spiegeln sich die Beschränkungen aufgrund der Pandemiebekämpfung kaum in den Frühindikatoren zur Außenwirtschaft wider, die von der Industrie dominiert wird. Der Saldo der ifo Exporterwartungen für das Verarbeitende Gewerbe stieg im Februar erneut kräftig an und notierte deutlich über Vorkrisenniveau. Auch die Auftragseingänge aus dem Ausland nahmen im Januar kräftig zu (+4,2 Prozent), und machten damit den Dämpfer im Dezember mehr als wett (3,1 Prozent). Die Aussichten für den deutschen Außenhandel hellen sich weiter auf und sind angesichts der Erholung wichtiger Handelspartner (Vereinigte Staaten und China) vorsichtig optimistisch.

Leichter Produktionsrückgang bei der Industrie

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Januar zurückgegangen. Der Ausstoß sank um 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Industrie verzeichnete dabei nur einen leichten Rückgang um 0,5 Prozent, wobei der Maschinenbau für positive Impulse sorgte, die Kfz-Produktion hingegen aufgrund von Engpässen im Halbleiterbereich stark zurückging (-12,1 Prozent). Die Erzeugung im Baugewerbe verringerte sich auch witterungsbedingt deutlich um 12,2 Prozent. Zudem wurde das Ergebnis für Dezember um 8,6 Prozentpunkte auf +5,4 Prozent deutlich nach oben revidiert.

Im Zweimonatsvergleich Januar/Dezember gegenüber November/Oktober ergeben sich insgesamt leicht positive Raten: Der Ausstoß im Produzierenden Gewerbe stieg um 1,4 Prozent, in der Industrie um 2,1 Prozent und im Bau um 0,2 Prozent.

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe nahmen im Januar wieder zu und lagen insgesamt 1,4 Prozent über dem Vormonat. Damit überschritten sie ihr Niveau vor Ausbruch der Pandemie im vierten Quartal 2019 nach wie vor deutlich um knapp 6 Prozent. Triebkraft des Anstiegs war eine Zunahme der Auslandsnachfrage um 4,2 Prozent. Die Aufträge aus dem Inland sanken hingegen um 2,6 Prozent. Während es bei Investitions- und Vorleistungsgütern zu Zuwächsen um 3,3 Prozent bzw. 0,2 Prozent kam, wurde bei Konsumgütern (insbesondere Bekleidung) ein Rückgang um 5,8 Prozent verzeichnet. Bereinigt um Großaufträge nahmen die Auftragseingänge um 2,8 Prozent zu. Im Zweimonatsvergleich gingen die Ordereingänge nur marginal zurück (-0,2 Prozent).

Der weitere Ausblick für die Industriekonjunktur ist abhängig vom Verlauf des Pandemiegeschehens. Der Anstieg der Auftragseingänge und des ifo Geschäftsklimaindikators im Februar 2021 signalisieren jedoch Zuversicht für die weitere Entwicklung.

Anhaltende Einschränkungen belasten den Handel

Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz haben zu Jahresbeginn weiter spürbar abgenommen. Im Januar sind die Umsätze gegenüber dem Vormonat um 4,5 Prozent zurückgegangen, nachdem die Verschärfung der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung bereits zuvor schon das Weihnachtsgeschäft stark beeinträchtigte (Dezember: -9,1 Prozent). Die Entwicklung in den einzelnen Bereichen des Einzelhandels verlief dabei unterschiedlich. Besonders betroffen von der Schließung vieler Einzelhandelsgeschäfte war der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, während der Internet- und Versandhandel nach wie vor deutliche Umsatzsteigerungen verzeichnete. Der Handel einschließlich Kfz nahm im Dezember um 4,4 Prozent gegenüber dem Vormonat ab, nach Zuwächsen von 1,0 Prozent bzw. 1,3 Prozent im November und Oktober. Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter erholten sich im Februar wieder etwas und legten um 5,1 Prozent zu. Nach dem Auslaufen der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze zu Jahresbeginn war es im Januar zu einem kräftigen Minus von 50,9 Prozent gekommen (Dezember und November: +15,1 Prozent bzw. +12,3Prozent).

Die ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel haben sich im Februar etwas vom massiven Einbruch im Januar erholt. Beim GfK Konsumklima wird angesichts der angelaufenen Impfungen und der Hoffnung auf Lockerungen für März ebenfalls eine leichte Erholung erwartet. Beide Frühindikatoren befinden sich aber weiterhin auf niedrigem Niveau.

Das Verbraucherpreisniveau hat sich im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,7 Prozent erhöht, nach einem Plus um 0,8 Prozent im Januar. Die Inflationsrate, die Preisniveauentwicklung gegenüber dem Vorjahr, lag im in den beiden Monaten bei 1,3 Prozent beziehungsweise 1,0 Prozent, während sie im zweiten Halbjahr 2020 aufgrund der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze fast durchgehend im negativen Bereich gelegen hatte. Weitere Gründe für den sprunghaften Anstieg der Inflationsrate zu Beginn des Jahres sind die Erholung der Import- und Rohstoffpreise sowie die Einführung der CO2-Bepreisung. Nach Auslaufen dieser Sondereffekte dürfte sich Auftrieb des Verbraucherpreisniveaus wieder abschwächen. Eine nachhaltige Erhöhung der Teuerungsrate ist nicht zu erwarten. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) lag im Februar unverändert bei +1,4 Prozent (Dezember: +0,4 Prozent).

Arbeitsmarkt hält weiter Stand

Der Arbeitsmarkt erweist sich weiterhin als widerstandsfähig. Die Arbeitslosigkeit stieg im Februar saisonbereinigt nur leicht um saisonbereinigt 9.000 Personen an, während es bei der Unterbeschäftigung zu einem leichten Rückgang kam. Infolge der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zeichnet sich jedoch bei der Kurzarbeit ein weiterer leichter Anstieg ab. Die Erwerbstätigkeit erhöhte sich im Januar saisonbereinigt erneut leicht um 16.000 Personen, die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb jedoch zurückhaltend. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Dezember saisonbereinigt kräftig um 64.000 Personen an. In Kurzarbeit waren im Dezember laut Hochrechnung erneut etwas mehr Personen (2,4 Millionen), die Anzeigen für Kurzarbeit waren aber rückläufig (rund 500.000 im Februar nach 745.000 im Januar). Dies deutet darauf hin, dass die Kurzarbeit im derzeitigen Lockdown noch etwas zunehmen könnte, aber deutlich unter ihrem Niveau vom Frühjahr des vergangenen Jahres bleiben sollte. Die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte sich nach den Ursprungszahlen leicht auf 2,90 Millionen Personen. Der Vorjahresabstand betrug +509.000 Personen. Die umfragebasierten Frühindikatoren von IAB und ifo entwickelten sich im Februar unterschiedlich. Während sich die Beschäftigungssituation in der Industrie entspannte, zeigen sich die Dienstleister pessimistisch. Insbesondere im Einzelhandel führen die anhaltenden Schließungen zu einer Abnahme der Beschäftigung.

Quelle: BMWi