BMWK, Pressemitteilung vom 14.07.2022
- Die deutsche Wirtschaft hat – trotz Krieg in der Ukraine – ein solides erstes Halbjahr hinter sich. Allerdings sorgen Unsicherheiten über die Fortsetzung russischer Gaslieferungen für einen merklich eingetrübten Ausblick ins zweite Halbjahr.
- Die deutsche Industrie hat sich im Berichtsmonat Mai ein Stück weit von dem externen Schock erholt, den sie durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erhalten hatte. Die Produktion und die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe stabilisierten sich. Die hohe Unsicherheit durch den Krieg und das Risiko eines weitgehenden Lieferstopps beim russischen Gas werden viele Unternehmen aber vor große Herausforderungen stellen.
- Die Umsätze im Einzelhandel haben sich im Mai gegenüber dem Vormonat wieder etwas erholt, nachdem sie im April deutlich zurückgegangen waren. Das Konsumklima setzte aber vor dem Hintergrund kräftiger Preisniveausteigerungen im Einzelhandel seine Talfahrt wieder fort.
- Die Inflationsrate ging von Mai auf Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 7,6 % leicht zurück. Die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen wie der sog. Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket haben den Preisauftrieb etwas gedämpft. Die Energieträger verteuerten sich etwas schwächer aber erneut kräftig. Die Teuerung der Nahrungsmittel verzeichnete ein neues Allzeithoch seit der Wiedervereinigung. Die Kernrate, bei der diese beiden volatilen Preiskomponenten herausgerechnet werden, verringerte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 3,2 %.
- Am Arbeitsmarkt zeigten sich im Juni erstmals deutliche Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen, was ganz überwiegend durch ukrainische Geflüchtete zu erklären ist. Auch in den kommenden Monaten sind weitere Zunahmen mit abnehmender Intensität zu erwarten, was aber nicht an einer gesamtwirtschaftlichen Schwäche liegt.
- Der insgesamt rückläufige Trend der Unternehmensinsolvenzen in den Jahren 2020/21 setzt sich auch zu Jahresbeginn 2022 fort: Die beantragten Unternehmensinsolvenzen lagen im 1. Quartal um 7,4 % unter dem Wert des Vorjahresquartals, für April ist ein Rückgang von 6,4 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Aktuelle Frühindikatoren und Umfragen deuten – trotz der gestiegenen Risiken – keinen signifikanten Anstieg in naher Zukunft an.
Die deutsche Wirtschaft zeigt sich robust – Ausblick weiter von Unsicherheit geprägt
Die konjunkturelle Stimmung in Deutschland ist derzeit zweigeteilt. Einerseits ist die tatsächliche Lage der Unternehmen gar nicht so schlecht, wie man im Angesicht des Kriegs in der Ukraine und den massiv gestiegenen Energiepreisen erwarten würde. So waren Produktion und Auftragseingänge im Berichtsmonat Mai leicht aufwärtsgerichtet, auch die Einzelhandelsumsätze konnten zulegen. Das Gastgewerbe erlebt einen positiven Start in den Sommer. Insgesamt verbleibt ein solides erstes Halbjahr, das viele Beobachter vor wenigen Monaten wohl deutlich schlechter erwartet hätten. Andererseits gestaltet sich der Ausblick ins zweite Halbjahr relativ zurückhaltend: Die großen Unsicherheiten über eventuell ausbleibende Gaslieferungen aus Russland drücken die Stimmung. Auch der Welthandel leidet weiterhin unter dem Schock durch den russischen Angriffskrieg. So waren die deutschen Exporte im Mai leicht rückläufig. Durch die massiv gestiegenen Importpreise sank der deutsche Handelsbilanzüberschuss sehr deutlich.
Die drohende Gasknappheit schlägt sich auch in den Stimmungsindikatoren nieder. Das ifo Geschäftsklima gab im Juni leicht nach, getrieben vor allem durch die schlechteren Erwartungen. Insbesondere die energieintensive chemische Industrie ist angesichts unsicherer Gaslieferungen aus Russland beunruhigt.
Die Inflationsrate ging im Juni leicht zurück auf 7,6 %, liegt damit aber immer noch auf einem Niveau wie während der ersten Ölkrise im Winter 1973/74 im früheren Bundesgebiet. Nach wie vor sind es vor allem die Preise für Energie und Nahrungsmittel, die die allgemeine Teuerung treiben. Der eingeführte Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket sorgen immerhin für eine kurzfristige Entlastung. Die weitere Entwicklung des Preisniveaus hängt am Fortgang der Energielieferungen aus Russland sowie an der Reaktion der EZB auf die hohen Inflationsraten.
Weltwirtschaft im Zeichen des Kriegs in der Ukraine
Die Weltwirtschaft hat den externen Schock durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu verkraften. So verringerte sich die weltweite Industrieproduktion im April gegenüber dem Vormonat um 2,7 %, nachdem sie schon im März um 1,0 % zurückgegangen war. Der Welthandel indes konnte im April (+0,5 %) die Abnahme aus dem März (-0,9 %) zum Teil wieder gut machen. Der Stimmungsindikator von S&P Global (ehemals IHS Markit) deutet auf eine leichte Erholung in den kommenden Monaten hin. Er stieg im Mai auf 51,5 Punkte und lag damit über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die ifo-Exporterwartungen haben sich hingegen gegenüber dem Vormonat wieder leicht verschlechtert. Der Ausblick für die deutschen Exportunternehmen wird durch die hohe Unsicherheit durch Krieg und einen eventuellen Mangel bei der Gasversorgung gedämpft. Hinzu kommen massive Störungen der Lieferketten, zu denen nicht zuletzt auch die strikte Null-Covid-Politik in China mit ihren weitreichenden Schließungen ganzer Ballungsräume beiträgt. Zwar gab es in Shanghai zuletzt weitreichende Lockerungen, sollte es aber erneut zu Lockdowns solcher Größenordnungen in China kommen, dann wären verschärfte Lieferengpässe und eine weitere Verlangsamung des Welthandels nicht auszuschließen.
Deutscher Außenhandel: Hohe Energiepreise sorgen für schrumpfenden Leistungsbilanzüberschuss
Das erhöhte Preisniveau der Energieträger macht sich auch im deutschen Außenhandel bemerkbar. Die nominalen Exporte von Waren und Dienstleistungen stagnierten praktisch im Mai saisonbereinigt mit einer Veränderungsrate von 0,1 % gegenüber dem Vormonat, nachdem sie im April um kräftige 3,6 % zugelegt hatten. Im Zweimonatsvergleich ergibt sich noch ein Plus von 1,4 %. Die Exportpreise sind im Mai um 0,5 % gestiegen und dürften real für einen Rückgang der Exporte gesorgt haben. Der Warenhandel wurde durch geringere Ausfuhren in die Eurozone (-2,6 %) gebremst, demgegenüber nahmen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten (+5,7 %) und nach China (+0,5 %) zu.
Die Importe von Waren und Dienstleistungen erhöhten sich im Mai erneut. Saisonbereinigt kam es zu einem Anstieg um 2,2 % (April: +0,9 %). Im Zweimonatsvergleich steht ein kräftiger Zuwachs von 4,5 %. Bei nochmals gestiegenen Importpreisen im Mai (+0,9 %) dürfte die reale Entwicklung der Einfuhren allerdings schwächer ausgefallen sein. Die nominalen Einfuhren von Waren aus China fielen geringer aus als im Vormonat (-1,6 %), währenddie Einfuhren aus den Vereinigten Staaten (+9,7 %) und der Eurozone (+2,5 %) deutlich zunahmen.
Im Zuge der außerordentlichen Preisdynamik im Bereich der Energieträger ist der monatliche Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands im April auf 7,3 Mrd. Euro gefallen. Im Durchschnitt der letzten Jahre waren monatliche Leistungsbilanzüberschüsse von rund 20 Mrd. Euro üblich.
Die deutschen Warenausfuhren nach Russland stiegen im Vormonatsvergleich saisonbereinigt um 29,4 % (April: -9,9 %). Dieser Zuwachs resultierte vor allem aus erhöhten Ausfuhren von pharmazeutischen Produkten, die nicht den Sanktionen unterliegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat sanken die Ausfuhren gemäß Ursprungsdaten jedoch um knapp 55 %. Der Wert der deutschen Wareneinfuhren aus Russland gingen im Mai um 9,8 % zurück (April: – 16,4 %). Aus Russland importiert Deutschland vor allem Energiegüter wie Öl und Gas, die im Berichtsmonat Mai nicht sanktioniert waren. Dass die Importe aus Russland nun erneut so kräftig zurückgingen, deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft Importe aus Russland zunehmend ersetzt und unabhängiger wird.
In China sind vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang gegenwärtig über 3 % der globalen Frachtkapazität gebunden. Dafür konnten aber wieder mehr Schiffe den Hafen Shanghai verlassen, was eine leichte Belebung für den deutsch-chinesischen Außenhandel bedeuten könnte.
Derzeit stauen sich Containerschiffe aber auch vermehrt in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, der Niederlande und Belgiens. Hier stauen sich gegenwärtig knapp 2 % der globalen Frachtkapazität. Auch vor diesem Hintergrund haben sich die ifo Exporterwartungen im Juni leicht eingetrübt (von +4,4 auf +3,7 Saldenpunkte). Derzeit rechnen rund 15 % der Unternehmen mit einer Verbesserung in den nächsten drei Monaten. Der Ausblick für den deutschen Außenhandel in den kommenden Monaten fällt zusammengenommen eher verhalten aus.
Lage in Industrie stabilisiert sich im Mai
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Mail um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Die Industrie und das Baugewerbe konnten ihren Ausstoß um 0,6 % bzw. 0,4 % erhöhen, während der Bereich Energie seine Produktion um 5,8 % drosselte.
Innerhalb der Industrie verlief die Entwicklung unterschiedlich: Vor allem im gewichtigen Bereich Kfz und Kfz-Teile legte die Herstellung deutlich um 5,9 % zu, aber auch im Maschinenbau und bei Metallerzeugnissen waren Produktionsausweitungen zu beobachten (+1,4 % bzw. +0,9 %). Andere Wirtschaftszweige wie pharmazeutische Erzeugnisse (-4,3 %), chemische Erzeugnisse (-2,7 %), Papier und Pappe (-2,5 %) sowie Nahrungs- und Futtermittel (-2,2 %) meldeten Rückgänge.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im Mai praktisch unverändert geblieben (+0,1 %). In den drei Monaten zuvor war es infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu teilweise spürbaren Rückgängen gekommen. Im Mai gab es überdurchschnittlich viele Großaufträgen. Ohne deren Berücksichtigung haben sich die Ordereingänge um 0,9 % gegenüber dem Vormonat verringert. Insgesamt lagen die Auftragseingänge zuletzt in arbeitstäglich bereinigter Rechnung 3,1 % unter ihrem Niveau vor Vorjahresfrist.
Von April auf Mai ist die Nachfrage nach Investitionsgütern um 3,3 % gestiegen. Vorleistungs- und Konsumgüter wurden hingegen um 3,2 % bzw. 4,5 % weniger bestellt. Geografisch schlägt ein Nachfrageminus aus dem Inland von 1,5 % zu Buche. Aus dem Auslang gingen 1,3 % mehr Bestellungen ein (Euroraum -2,4 %, Nicht-Euroraum +3,7 %). Wie bei der Industrieproduktion entwickelte sich die Nachfrage in den einzelnen Wirtschaftszweigen sehr unterschiedlich: Auch hier verzeichnete der Bereich Kfz und Kfz-Teile mit +12,8 % einen kräftigsten Zuwachs. Andere Bereiche wie Maschinenbau und Metallerzeugung meldeten überwiegend mehr oder weniger starke Rückgänge, während chemische Erzeugnisse unverändert stark nachgefragt wurden.
Der Ausblick für die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten bleibt angesichts der hohen Unsicherheit durch den Krieg und eines drohenden Lieferstopps für Gas aus Russland zurückhaltend.
Einzelhandelsumsatz legt zu; Inflationsrate etwas niedriger
Im Einzelhandel ohne Kfz haben sich die Umsätze im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,6 % erhöht, nachdem sie allerdings im April um 5,4 % deutlich zurück gingen. Die Umsätze lagen damit zuletzt um 3,6 % unter ihrem Niveau von einem Jahr zuvor, was insbesondere auf die hohen Preisniveausteigerungen im Einzelhandel zurückzuführen ist. In nominaler Rechnung, also ohne Preisbereinigung, ergab sich binnen Jahresfrist ein Umsatzzuwachs von 4,1 %. Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete im Mai im Vergleich zum Vormonat einen realen Umsatzrückgang von 0,6 % (ggü. Vorjahresmonat -9,5 %), während der Handel Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren ein deutliches Plus von 10,6 % erzielte (ggü. Vorjahresmonat -9,5 %). Der Internet- und Versandhandel hatte im Mai gegenüber dem Vormonat einen Umsatzrückgang von 2,5 % zu verbuchen (ggü. Vorjahresmonat -14,1 %). Bei den Neuzulassungen von Pkw durch private Halter kam es im Juni erneut zu einer Zunahme um 2,7 % (Mai: +6,0 %).
Gleichwohl setzte das Konsumklima seine Talfahrt aufgrund der sehr kräftigen Steigerungen bei den Preisen für Energie- und Lebensmittel fort. Darauf deuten die beiden gängigen Frühindikatoren hin: Für das GfK Konsumklima wird für Juli ein neuer historischer Tiefststand prognostiziert. Auch die ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel verschlechterten sich im Juni per saldo spürbar und erreichten ein sehr niedriges Niveau, nachdem sie sich im Mai nur leicht verbessert hatten.
Das Niveau der Verbraucherpreise ist im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,1 % gestiegen. Anders als in den sechs Monaten zuvor kam es nur zu einer leichten Erhöhung, weil die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen wie der sog. Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket den Preisauftrieb zumindest gedämpft haben. Energie verteuerte sich zuletzt um 0,6 % (zuvor: +2,8 %) und Nahrungsmittel um 1,0 % (zuvor: +2,1 %). Die Inflationsrate, also die Entwicklung des Preisniveaus binnen Jahresfrist, ging im Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 7,6 % zurück. Zu Beginn des Jahres hatte sie allerdings noch unter 5 % gelegen. Die Teuerung der Energieträger fiel auch aufgrund des Tankrabatts mit +38,0 % etwas schwächer aber erneut kräftig aus (zuvor: +38,3 %). Der Anstieg der Preise für Nahrungsmittel verzeichnete mit +12,7 % ein neues Allzeithoch seit der Wiedervereinigung (zuvor: +11,1 %). Seit der Invasion Russlands in der Ukraine legen die Preise für Energie deutlich zu und treiben die Inflation in Deutschland in die Höhe. Etwa die Hälfte der Inflation ist auf die Energieträger zurückzuführen (rd. 4 Prozentpunkte). Auch Nahrungsmittel trugen merklich zur hohen Inflationsrate mit bei (nahezu 1,1 Prozentpunkt). Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hätte die Inflationsrate rein rechnerisch ohne Entlastungsmaßnahmen und bei unveränderten Preisen für Kraftstoffe und für den öffentlichen Personenverkehr bei +8,6 % gelegen. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) ging im Juni um 0,6 Prozentpunkte auf +3,2 % zurück, zu Beginn des Jahres hatte sie jedoch noch unter 3 % gelegen. Angesichts des drohenden Lieferstopps beim russischen Gas ist in den kommenden Monaten trotz staatlicher Entlastungsmaßnahmen wie der Senkung der EEG-Umlage auf null weiterhin mit einem starken Preisdruck bei Energie zu rechnen. Es ist deshalb auf absehbare Zeit mit weiterhin hohen Inflationsraten zu rechnen.
Fluchtmigration aus Ukraine erhöht Arbeitslosigkeit
Am Arbeitsmarkt zeigen sich erstmals deutliche Auswirkungen der russischen Invasion der Ukraine, Grund ist die dadurch ausgelöste Fluchtmigration. Die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte sich im Juni saisonbereinigt kräftig um 133.000 Personen, was ganz überwiegend durch ukrainische Geflüchtete zu erklären ist. Des Weiteren wirkten sich auch der im vergangenen Winter untypisch geringe Aufbau saisonaler Arbeitslosigkeit und eine geringe Zahl arbeitspolitischer Maßnahmen erhöhend aus.
In Ursprungswerten nahm die registrierte Arbeitslosigkeit um 103.000 auf 2,36 Mio. Personen zu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren gleichwohl 251.000 Personen weniger arbeitslos gemeldet. Bei Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung setzte sich der bisherige positive Verlauf weiter fort. Die Erwerbstätigkeit erhöhte sich im Mai saisonbereinigt um 35.000 Personen. In Ursprungswerten waren damit 45,5 Millionen Menschen erwerbstätig, 772.000 Personen mehr als im Vorjahresmonat. Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wuchs im April um 11.000 Personen gegenüber dem Vormonat. Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit lag im April bei rund 0,4 Mio. Personen und damit deutlich niedriger als im Vormonat. Auch die Anzeigen der Kurzarbeit gingen weiter zurück. Die Frühindikatoren trübten sich zuletzt leicht ein, allerdings liegt die Arbeitsnachfrage weiter auf hohem Niveau. Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit als Folge des russischen Angriffskriegs liegt daher nicht an einer gesamtwirtschaftlichen Schwäche, sondern erklärt sich praktisch vollständig durch die ausgelösten Migrationsbewegungen. Diese dürften in den kommenden Monaten zu weiteren Anstiegen bei der Arbeitslosigkeit führen, ihre Intensität aber abnehmen.
Weiterhin kein Anstieg der Insolvenzen
Nach dem Rückgang in den vergangenen beiden Jahren bleiben die Unternehmensinsolvenzen auch zu Beginn des Jahres 2022 weiter unter Vorjahresniveau. Im 1. Quartal 2022 lagen die beantragten Unternehmensinsolvenzen um 7,4 % unter dem Wert des Vorjahresquartals. Auch im April lag die Anzahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 7,4 % unter dem Vorjahreswert.
Der im Mai beobachte Anstieg der Regelinsolvenzen als Frühindikator für die zukünftige Insolvenzentwicklung um 8,4 % ggü. April setzte sich im Juni nicht weiter fort (-7,6 % ggü. Mai). Allerdings stellen die Folgen des Kriegs in der Ukraine ein zusätzliches Risiko für die Unternehmen dar. Es lässt sich derzeit nicht abschätzen, welche Dynamik das Insolvenzgeschehen im Laufe des Jahres entwickeln wird.
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz