ifo Konjunkturprognose Frühjahr 2021 - 26. März 2021

Deutsche Wirtschaft taumelt in die dritte Coronawelle

ifo Institut, Pressemitteilung vom 24.03.2021

Im Herbst 2020 nahm das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus wieder spürbar an Fahrt auf und hat sich zuletzt erneut beschleunigt. Dadurch verschiebt sich die konjunkturelle Erholung Deutschlands, die ursprünglich für das Frühjahr 2021 erwarte wurde, zeitlich im Jahresverlauf nach hinten. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 3,7 % zulegen und im kommenden Jahr um 3,2 %. Betrachtet man die zusammengefasste Wirtschaftsleistung der Jahre 2020 bis 2022, belaufen sich die Kosten der Corona-Krise nach dieser Prognose auf 405 Mrd. Euro.

Im Herbst 2020 nahm das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus wieder spürbar an Fahrt auf. Seit November des vergangenen Jahres wurde deshalb in mehreren Schritten die Schließung von Dienstleistungsbereichen beschlossen, die mit intensiven sozialen Kontakten einhergehen. Neben dem Gastgewerbe, Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie Dienstleistern aus den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung zählten dazu ab Mitte Dezember auch Teile des Einzelhandels und körpernahe Dienstleistungen wie bspw. Frisöre. Zwar waren die Dynamik des Infektionsgeschehens und der Umfang der staatlichen Maßnahmen vergleichbar mit denen, die während der ersten Coronawelle im Frühjahr ergriffen wurden. Entsprechend sank die Wirtschaftsleistung in den betroffenen Dienstleistungsbereichen auf ein ähnlich niedriges Niveau. Allerdings brach im Gegensatz dazu die Wertschöpfung in der Industrie und im Baugewerbe sowie in industrie- und baunahen Dienstleistungsbereichen nicht ein, sondern nahm am Jahresende sogar kräftig zu. Insbesondere das exportorientierte Verarbeitende Gewerbe profitierte von einer fortschreitenden Erholung der Weltkonjunktur. Dazu dürfte auch beigetragen haben, dass insbesondere bei vielen außereuropäischen Handelspartnern pandemiebedingte Einschränkungen der Industrie ausblieben.

Durchgreifende Erholung lässt weiter auf sich warten

Zu Beginn des Jahres 2021 setzte sich die Erholung in der Industrie fort. Auftragseingänge, Exporterwartungen und Geschäftsklima stiegen bis zuletzt kräftig, sodass die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe und in den industrienahen Dienstleistungsbereichen sowie die Exporte die Konjunktur im ersten Quartal spürbar stützen dürften. In den anderen Dienstleistungsbereichen ist die Wertschöpfung nach wie vor maßgeblich durch das Infektionsgeschehen geprägt. Vor allem die Schließung des stationären Nicht-Lebensmittel-Einzelhandels dürfte die konjunkturelle Dynamik im ersten Quartal kräftig belasten. In den anderen konsumnahen Dienstleistungsbereichen nehmen die negativen Impulse im Vergleich zum Schlussquartal 2020 hingegen ab, da sich Umsätze und Geschäftslage seit November auf niedrigem Niveau eher seitwärts bewegen. Alles in allem dürfte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2021 um 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal sinken.

Quelle: ifo Institut