KfW-Kreditmarktausblick - 16. Dezember 2020

Deutliche Abkühlung beim Kreditneugeschäft

KfW, Pressemitteilung vom 15.12.2020

  • Wachstum schrumpft auf 0,3 % ggü. Vorjahr im 3. Quartal
  • Ursachen liegen vor allem in geringerer Nachfrage
  • Abwärtstrend wird sich fortsetzen und vertiefen

Nachdem im ersten Halbjahr die Dynamik des Kreditneugeschäfts mit Unternehmen vor allem bedingt durch deren sehr hohen Liquiditätsbedarf aufgrund von pandemiebedingten Ertragseinbußen sehr kräftig ausgefallen war, zeigt sich nun die Trendwende: Im 3. Quartal lag das Wachstum des Kreditneugeschäfts der Banken und Sparkassen in Deutschland mit 0,3 % nur noch knapp im positiven Bereich, wie der neue KfW-Kreditmarktausblick von KfW Research zeigt (Vorquartal: 6 %). Die Abkühlung am Unternehmenskreditmarkt dürfte sich bis weit ins nächste Jahr fortsetzen.

Die Ursachen für die Abschwächung der Kreditvergabe liegen vor allem in der geringeren Nachfrage. Die Unternehmen befinden sich aufgrund der Corona-Krise weiterhin in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Hinzu kommt die ausgesprochen hohe Unsicherheit über die künftigen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Deshalb revidieren viele Unternehmen ihre Investitionsvorhaben. Das spiegelt sich im Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Unternehmensinvestitionen, die in nominaler Rechnung – über das zweite und dritte Quartal gemittelt – mehr als 10 % unter dem Vorjahresniveau lagen. Dementsprechend gedämpft fällt die Kreditnachfrage zu Investitionszwecken aus. Zugleich dürfte die Spitze der akuten Finanznöte durch die Pandemie hinter uns liegen. Entlastung hat neben der staatlichen Unterstützung sicherlich die zügige wirtschaftliche Erholung im Sommer gebracht. Darüber hinaus hatten die Unternehmen inzwischen Gelegenheit, sich an die Rahmenbedingungen der Pandemie durch Kostensenkungen, reduzierte Absatzerwartungen und Innovationen anzupassen. Auch bei der starken Kreditaufnahme im ersten Halbjahr wird die Mehrheit der Unternehmen vorausschauend agiert und Liquiditätspolster aufgebaut haben, die über einen längeren Zeitraum tragen.

„Eine hohe Investitionszurückhaltung der Unternehmen bei verbesserter Liquiditätslage bremst die Kreditnachfrage“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, diese Entwicklung. „Angebotsseitige Restriktionen beim Zugang zu Krediten dürften hingegen nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Verschärfungen der Kreditvergabepolitik der Banken halten sich weiterhin in Grenzen.“

Im laufenden 4. Quartal geht KfW Research von einer Stagnation des Kreditneugeschäfts aus, für das Auftaktquartal 2021 ist ein Rückgang von 3 % zu erwarten. Zwar dürfte die zweite Infektionswelle die Liquiditätslage punktuell verschärfen. Aufgrund der großzügigen staatlichen Finanzhilfen für die unmittelbar betroffenen Branchen dürfte dies aber begrenzt bleiben. „Mit einer materiellen Belebung der Investitionstätigkeit und entsprechender Kreditnachfrage ist erst zu rechnen, wenn die die pandemiebedingte Unsicherheit weitgehend verschwunden ist. Trotz guter Nachrichten von den Impfstoffen wird dies noch eine Zeitlang dauern. Umso wichtiger ist es, den Finanzierungszugang für Unternehmen weiter offen zu halten, die jetzt investieren wollen, um für künftige Herausforderungen und Chancen gerüstet zu sein“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.

Quelle: KfW