EU-Recht - 7. Juli 2021

Beschäftigungs- und Sozialbericht: Auswirkungen der Pandemie verschärfen regionale Unterschiede und Gefälle bei der Lohngerechtigkeit

EU-Kommission, Pressemitteilung vom 06.07.2021

Die Europäische Kommission hat am 06.07.2021 den Bericht zur Beschäftigung und zur sozialen Lage in Europa 2021 veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass die COVID-19-Krise unterschiedliche soziale Auswirkungen hatte und bereits existierende regionale Ungleichheiten weiter verschärfen könnte. So waren in ländlichen Gebieten die Arbeitsplatzverluste fünfmal höher als in den Städten. Besonders stark waren zudem die EU-Staaten am Mittelmeer betroffen. EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit erklärte: „Der Bericht zur Wirtschaft und zur sozialen Lage 2021 enthält Fakten dazu, wie die Pandemie die Menschen und Regionen in unterschiedlicher Weise getroffen hat. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir eine inklusive und nachhaltige Erholung erreichen wollen. Die größten Umwälzungen stehen uns noch bevor – deshalb brauchen wir eine Arbeitsmarktpolitik, die die Mobilität begünstigt, allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die besten Möglichkeiten bietet, qualitative Arbeitsplätze schafft und Unternehmen hilft, die bestausgebildeten Arbeitskräfte zu finden.“

Die wichtigsten Erkenntnisse des Beschäftigungs- und Sozialberichts sind:

  • Die Beschäftigung stieg für systemrelevante Tätigkeiten, die im Homeoffice ausgeführt werden können und wenig soziale Interaktion erfordern. Dies ist beispielsweise der Fall für das Versicherungswesen, die IT- und die Telekommunikationsbranche. Bei Tätigkeiten, die nicht von zuhause aus ausgeführt werden können, war ein starker Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen. Dies galt insbesondere für die am stärksten von den Ausgangsbeschränkungen betroffenen Wirtschaftszweige wie das Hotel- und Gastronomiegewerbe und die Reisebranche. Weniger ausgeprägt war diese Entwicklung in systemrelevanten Berufen mit hoher sozialer Interaktion, z. B. im medizinischen Bereich sowie in der Pflege und Kinderbetreuung.
  • Die geografischen Auswirkungen der COVID-19-Krise sind sehr unterschiedlich verteilt, was zu einer Verschärfung der bereits vor der Pandemie existierenden regionalen Ungleichheiten führen könnte. In ländlichen Gebieten waren die Arbeitsplatzverluste fünfmal höher als in den Städten. Besonders stark waren die EU-Mitgliedstaaten in der Mittelmeerregion betroffen, da dort außerdem ein größerer Anteil der Beschäftigten im Tourismus tätig ist.
  • Die Regionen, die dem COVID-19-Schock am besten standhalten konnten, zeichnen sich durch gemeinsame Merkmale wie eine hohe regionale Produktivität, einen hohen Anteil qualifizierter Arbeitskräfte, umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung, hochwertige lokale Institutionen und solide digitale Infrastrukturen aus. Insgesamt haben gut funktionierende Arbeitsmärkte dem Wirtschaftsabschwung besser widerstanden.
  • Die Krise hat sich in unterschiedlicher Weise auf den nationalen sozialen Dialog und die Kollektivverhandlungen in den EU-Ländern ausgewirkt. Länder mit einem starken sozialen Dialog haben die Sozialpartner eher frühzeitig an der Ausarbeitung und Durchführung von Krisenmaßnahmen wie beispielsweise Kurzarbeitsregelungen beteiligt. In einigen EU-Ländern waren die traditionellen Tarifverfahren aus Gründen der öffentlichen Gesundheit eingeschränkt, in anderen dagegen wurden die Sozialpartner angesichts dringender öffentlicher Interventionen stärker einbezogen.
  • Der Rückgang der Beschäftigungsquote in der EU war bei Männern etwas höher als bei Frauen. Die Auswirkung der Krise auf das Geschlechtergefälle hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Die Pandemie hat traditionell bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten deutlich gemacht. Frauen verzeichneten im zweiten Quartal 2020 einen stärkeren Rückgang bei der Arbeitszeit als Männer, da einige Branchen mit hoher Frauenbeschäftigung (z. B. Beherbergungs- und Gaststättengewerbe) stark vom Lockdown betroffen waren. Außerdem übernahmen Frauen weiterhin den größten Teil der Betreuungs- und Pflegepflichten und sahen sich Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben gegenüber.
  • Telearbeiter empfinden die Arbeit von zuhause aus als positiv, wenn sie IT- und andere Ausrüstung erhalten, die sie für die Arbeit benötigen, wenn sich ihre Arbeitszeit nicht erheblich verlängert und wenn die Arbeit mit der Familie vereinbar bleibt.

Quelle: EU-Kommission