Jahreswechsel - 25. November 2021

Wunschzettel und Wirklichkeit

2021 war anders, als wir es erwartet haben: mit so manchem Schock, aber auch mit vielen positiven Perspektiven verbunden. Dies sollten wir uns in Erinnerung rufen und ins neue Jahr mitnehmen.

In diesem Jahr sollte alles anders werden: Das war zum ei­nen meine Erwartung an 2021, zum anderen letztlich auch die Realität in diesem zurückliegenden Jahr. Wobei sich nicht jede Veränderung mit den individuellen Erwartungen ge­deckt hat – im Schlechten wie aber vor allem auch im Guten. Das, so nehme ich an, wird Ihnen nicht anders gehen als mir.

Vom Lockdown zur Impfkampagne

Wenn ich an den Beginn des Jahres zurückdenke, so fällt mir zuallererst ein sehr zurückgezogener, vielleicht auch nach­denklicher Auftakt ins neue Jahr ein. Zwar war ich grundsätz­lich zuversichtlich gestimmt, dass wir gemeinsam die Pande­mie überwinden werden. Jedoch bereiteten der anhaltende Lockdown und der sehr ruckelige Start in die Impfkampagne vielen Menschen Sorgen. Kaum jemand ging zu dem Zeit­punkt davon aus, dass es mit den Impfungen später dann doch erstaunlich gut voranschreiten würde. Stand heute sind laut Impfquoten-Monitoring (COVIMO) des Robert Koch-Ins­tituts (RKI) mindestens zwei Drittel der deutschen Bevölke­rung geimpft. Tatsächlich dürfte die Zahl der Geimpften noch weitaus höher liegen, so der COVIMO-Report des RKI, weil einige Ärztegruppen beispielsweise nicht an das Meldesys­tem berichten oder sich Menschen im Ausland impfen las­sen. Auch wir bei DATEV haben unseren Teil zur Impfkampa­gne beitragen können, und ich bin optimistisch, dass die Pandemie spätestens im Frühjahr hinter uns liegt.

Viele Erfahrungen, die wir während der Corona-Krise ge­macht haben, positive wie negative gleichermaßen, sollten uns aber auch als Lehren in die Zukunft begleiten. So haben wir bei DATEV von Beginn der Pandemie an auf großflächi­ge Homeoffice-Angebote gesetzt und unsere Kundinnen und Kunden hierbei ebenfalls unterstützt. Die Aufgabe der kommenden Jahre lautet, daraus flexible Arbeitsmodelle zu entwickeln, die sich der individuellen Lebenssituation der Beschäftigten anpassen und zugleich auf die jeweilige Kanzlei oder das Unternehmen zugeschnitten sind.

New Work keine Modeerscheinung

Das Stichwort New Work, das uns seit Monaten zugerufen wird, füllen wir mit Leben. Nicht, weil es als modische Be­gleiterscheinung einer Krise dahergekommen ist (in Wahr­heit sind die zugrunde liegenden Modelle sehr viel älter), sondern weil wir davon überzeugt sind, dass uns diese Art zu arbeiten in die Zukunft führt. Nur diese Flexibilität wird allen Lebensmodellen und allen Lebensphasen gerecht – das hat uns die Krise gelehrt. Ebenso die Notwendigkeit, viel mehr Prozesse zu digitalisieren als bislang geschehen, nicht nur auf unternehmerischer Ebene, sondern auch in öf­fentlichen Verwaltungen. Erste Schritte sind getan, weitere müssen zwingend folgen, um hier nicht hinter internationa­le Standards zurückzufallen.

Abseits der Corona-Pandemie haben uns in diesem Jahr aber auch andere Ereignisse beschäftigt und uns Grenzen aufgezeigt, die auch als Leitplanken für die Zukunft verstan­den werden könnten. Vielleicht kennen Sie diesen Moment: Sie schauen in den Tagen rund um den Jahreswechsel einen Rückblick im Fernsehen oder lesen etwas darüber, was im vergangenen Jahr alles passiert ist, und stellen dabei fest, dass viele Ereignisse schon aus Ihrem Gedächtnis ver­schwunden sind. So könnte es auch mit einem Unfall gewe­sen sein, der im März 2021 schwerwiegende, weltweite Fol­gen nach sich zog. Der Frachter Ever Given blockierte ab dem 23. März für mehrere Tage den Suezkanal, Hunderte andere Schiffe konnten die Wasserstraße nicht durchque­ren. Ein Ereignis, das scheinbar lokal begrenzt war, hatte Konsequenzen für die globale Wirtschaft – mit hohen öko­nomischen Kosten und Folgen für die Lieferketten, welche die weltweit betroffenen Unternehmen jetzt noch spüren.

Dramatische Folgen des Klimawandels

Dass wiederum der Klimaschutz und der Kampf gegen eine weltweit drohende Klimakatastrophe gemeinsame Aufgaben sind, versteht sich dagegen fast von selbst. Das Bundesver­fassungsgericht untermauerte dies im Frühjahr mit einer wegweisenden Entscheidung und erklärte das deutsche Kli­maschutzgesetz von 2019 für nicht weitreichend genug. Dramatisch bekamen die Folgen des Klimawandels die Be­wohner des Ahrtals und in anderen Regionen in Nordrhein- Westfalen, Rheinland-Pfalz und auch in Bayern zu spüren. Viele Todesopfer waren zu beklagen, Verwüstungen, die de­nen in Kriegsgebieten ähnelten. Zugleich sorgten die Bilder dieser Katastrophe für Hilfsbereitschaft und Unterstützungs­angebote in der Bevölkerung von ungekanntem Ausmaß. Die DATEV-Belegschaftshilfe konnte mit einer eigens einberufe­nen Spendenaktion einen kleinen Teil dazu beitragen – schnell und unbürokratisch für die Kollegen vor Ort.

Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung: All das sind Punkte, die sich auch die möglichen Koalitionspartner in ih­ren Verhandlungen auf die Agenda geschrieben haben. Wir dürfen gespannt sein, ob eine neue Regierung ihre Chancen zur Veränderung wahrnimmt. Aber das steht auf dem Wunschzettel für das neue Jahr. Ich wünsche Ihnen eine ganz friedliche, geruhsame und ge­sunde Vorweihnachtszeit!

Folgen Sie mir auf Twitter oder LinkedIn

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist mayrkolumnetwitterlinkedin-1-1024x78.jpg

Twitter.com/Dr_Robert_Mayr

LinkedIn.com/in/Dr-Robert-Mayr

Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

Weitere Artikel des Autors