Insolvenz - 27. Mai 2021

Sparrings-Partner im Krisenmodus

Die Corona-Pandemie schürt Ängste, dass die Zahl der Insolvenzen in den kommenden Monaten drastisch steigt. Der Berufsstand kann an der Seite der Mandanten eine entscheidende Rolle spielen, um den Weg zurück in geordnete Bahnen zu lenken.

„Pleite in der Pandemie“, „Unternehmen fürchten Insolvenzen“ oder „Pleitewelle könnte noch kommen“, so und ähnlich lauteten die Schlagzeilen in den vergangenen Wochen und Monaten. Mit Bangen erwarten viele Fachleute, dass sich in absehbarer Zeit Unternehmen genötigt sehen, nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kündigen, sondern Standorte aufzugeben oder sogar ihren Betrieb einzustellen. Weil die finanziellen Hilfen vielleicht nicht mehr für den andauernden Lockdown reichen, Aufträge ausbleiben und Umsätze einbrechen. Weil die wirtschaftliche Situation so wenig planbar ist, die Kosten steigen und die Banken keine Kredite mehr geben. Oder weil sich das Geschäftsmodell durch die Auswirkungen der Pandemie schlicht überlebt hat und keine neuen Kundinnen und Kunden mehr gefunden werden können. Und in der Tat: Manchen Betrieben hat die Corona-Pandemie schon jetzt finanziell die Luft abgeschnürt. Manche traditionsreiche Firma ist dabei, aber auch mancher Betrieb, der bereits vor der Krise nur noch wackelig auf den unternehmerischen Beinen stand. Dazu kommt, dass der Lockdown einige Branchen besonders hart trifft: die Gastronomie, den Einzelhandel, Soloselbstständige – um nur einige Beispiele zu nennen.

Insolvenzen: Negativtrend erkennbar

Bewegten sich die statistischen Insolvenzdaten im vergangenen Jahr noch auf überraschend niedrigem Niveau, macht sich allmählich ein anderer Trend bemerkbar. So berichtet das Institut für Wirtschaftsforschung Halle, dass im März die Unternehmensinsolvenzen um 20 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen sind. Betroffen sind Personenunternehmen genauso wie Kapitalgesellschaften. Eine weitere Erkenntnis, die die Insolvenzbekanntmachungen der Registergerichte liefern: ein starker Anstieg bei den Insolvenzen von Kleinstunternehmen und Selbstständigen. Eine Tatsache, die vor allem der anhaltend schwierigen Situation in der Corona- Krise geschuldet sein dürfte, von der diese Unternehmer ganz besonders hart getroffen sind. Als weiteren möglichen Grund vermuten die Wirtschaftsforscher jedoch auch, dass Selbstständige den erleichterten Zugang zur Restschuldbefreiung nutzen, der ihnen seit Jahresbeginn eingeräumt wird. Diese Gesetzesänderung verringere für die Betroffenen die negativen Konsequenzen einer Insolvenz.

Ohnehin dürfte auch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht dazu beigetragen haben, dass nicht schon viel mehr Mittelständler in die Pleite geschlittert sind. So manche Firma dürfte auf diese Weise wieder ins richtige Fahrwasser zurückgefunden haben. Welche Welle an möglichen Insolvenzen die gesetzlichen, zum Teil befristeten Erleichterungen allerdings vor sich auftürmen könnten, ist derzeit noch unklar.

Mit neuen Geschäftsmodellen durch die Krise

Im Gespräch mit Kollegen aus dem Berufsstand höre ich immer wieder, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für die Mandanten sehr unterschiedliche Auswirkungen nach sich ziehen. Dies ist häufig nicht nur eine naheliegende, branchenbedingte Aussage. Es gibt auch Firmen, die ihr unternehmerisches Agieren, zum Teil sogar ihr ganzes Geschäftsmodell auf die veränderten Rahmenbedingungen umstellen konnten, sodass sie gut oder sogar sehr gut durch die Krise navigieren.

Nicht immer bedeutet Veränderung zwingend auch Restrukturierung, nicht immer ist der Steuerberater als Sanierungsfachmann gefragt. Trotzdem nimmt der Berufsstand bei diesem Thema eine wichtige Rolle als Sparrings-Partner seiner Mandanten ein – nicht nur aus Haftungsgründen, sondern vor allem, um vorausschauend zu erkennen, ob und wann das betroffene Unternehmen in eine gefährliche Schieflage gerät.

Monitoring mit digitalen Tools

Hier helfen digitale Instrumente und IT-Lösungen, um möglichst kurzfristig aktuelle Unternehmenszahlen und Kennziffern zur Verfügung zu stellen. Erfolgs- und Liquiditätsmonitoring sowie nachhaltiges Controlling machen es Beratern und Unternehmern leichter, eine klare Perspektive zu schaffen. So können sie frühzeitig alle Optionen prüfen, bevor es in jeder Hinsicht zu spät ist. Uns als Beratern schenken die Mandanten gerade in schwierigen Zeiten ihr Vertrauen. Gerade mit Blick darauf, dass das I-Wort bei Unternehmen mit der Angst vor dem Scheitern besetzt ist, sollte das gemeinsame Handeln im Vordergrund stehen – bestenfalls in Kooperation mit Kollegen, die sich auf das Thema Restrukturierung spezialisiert haben und die Nöte und Ängste besonders gut kennen. Dazu kommen die neuen Sanierungsinstrumente, die seit Jahresbeginn Unternehmen auch außerhalb eines Insolvenzverfahrens zur Verfügung stehen. Entscheidend ist, die Mandanten auf jeder Etappe des Wegs zu begleiten sowie die mittelfristigen Entwicklungen fest im Blick zu behalten – und ein Verständnis dafür zu vermitteln, dass in jeder unternehmerischen Krise auch eine Chance liegen kann.

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