Social Media ist informativ und definitiv auch amüsant. Man verirrt sich schnell im Strudel der Beiträge, egal, ob LinkedIn, Facebook, Instagram oder TikTok. Die Social-Media-Welt hat sich zu einem zentralen Bestandteil unseres Alltags entwickelt.
Es handelt sich hier zum Teil um Massenkonsum – achten Sie mal auf Ihre Bildschirmzeit bei den jeweiligen Apps.
Jeder möchte mitreden oder auch mal eigene schöne Ereignisse posten oder Meinungen zu bestimmten Themen transportieren. Diese intensive Nutzung bringt auch eine Viralität und ein unkontrolliertes Konstrukt mit sich.
Wieso erwähne ich das? Die Social-Media-Plattformen waren ursprünglich als Orte des Austauschs und der Vernetzung gedacht. Heutzutage werden sie in kürzester Zeit leider oft zu Schauplätzen für Negativität und Destruktivität. Es scheint fast ein ungeschriebenes Gesetz zu sein: Egal, wer was postet, es gibt immer jemanden, der negativ kommentiert. Und häufig hat der Kommentar nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun.
Das Problem ist nicht nur, dass solche Kommentare den Fokus von der eigentlichen Diskussion ablenken. Vielmehr entzündet sich oft eine Kette negativer Reaktionen – eine sogenannte Stimmungs- Negativ-Kolonne, die in der digitalen Welt allzu leicht Platz findet. Plötzlich dreht sich die Diskussion nicht mehr um den ursprünglichen Post, sondern nur noch um das, was falsch läuft, was anders sein sollte oder warum man sich überhaupt zu einem bestimmten Thema geäußert hat. Doch diese Negativitätswelle – ich rede hier nicht vom konstruktiven Feedback – überrollt die Ambition von Menschen, die positive und andersdenkende Beiträge leisten.
Angriff und Falschinterpretation stehen leider häufig auf der Tagesordnung
Die Folge daraus ist, dass sich Diskussionen in den Kommentaren nur noch um Nörgelthemen drehen und keinen Platz für positives Feedback oder die Beteiligung am eigentlichen Thema lassen. Hier braucht es mehr Mut. Mut, um gegen den Strom der Negativität zu schwimmen und sich bewusst anders zu positionieren.
Können Sie sich noch an den R-Faktor erinnern? Er stand damals im Corona-Kontext. Und er steht hier symbolisch für die Ansteckung durch negative Kommentare. Ein negativer Kommentar führt häufig zu vielen Folgekommentaren, die wiederum das ganze Thema vergiften. Die Angst vor dem R-Faktor führt dazu, dass viele gar nicht erst versuchen, ihre Meinung zu äußern oder einen konstruktiven Beitrag zu leisten.
Auch ich ertappe mich gelegentlich dabei, dass ich auf unsachliche und unpassende Kommentare – häufig die von bekannten Wiederholungstätern – nicht reagiere, um den R-Faktor nicht weiter zu schüren. Wenn es mich besonders ärgert, wähle ich statt der Kommentarfunktion dann schon mal lieber die direkte Nachricht an die Querulantin oder den Querulanten.
Doch genau hier braucht es ein Umdenken. Es braucht viel mehr Mut, um anderen Menschen Mut zu machen. Mut, um positive und konstruktive Diskussionen zu fördern und sich gegen die Negativität zu stellen. Denn nur so können wir die sozialen Medien zu dem machen, was sie ursprünglich sein sollten: ein Ort des Austauschs, der Vielfalt und der gegenseitigen Unterstützung.