Der Umstand, dass heute mitunter ganze Behörden ihre Tätigkeit wegen Papiermangels einschränken müssen, zeigt wieder die deutschen Versäumnisse beim Thema Digitalisierung auf.
Ernsthaft? Impfpflicht soll an Papiermangel scheitern?“, so eine Überschrift des WDR Anfang des Jahres. Kaum vorstellbar war dies zu Zeiten vor Corona, als eine fehlende Verfügbarkeit höchstens für (wirklich) seltene Erden gegeben war. „Seltenes“ Papier legt auch die Verwaltung in Berlin und Brandenburg lahm. Doch ist dies nicht ein Zeichen für ein anderes Problem? In voll digitalisierten Unternehmen ist der Druck von Dokumenten eine Seltenheit. Natürlich gibt es gesetzliche Vorschriften, welche eine Schriftform erforderlich machen. Aber der Umstand, dass ganze Behörden ihre Tätigkeit wegen Papiermangels einschränken müssen, zeigt wieder die deutschen Versäumnisse beim Thema Digitalisierung auf.
Ob sich dies in Zukunft revidieren und aufholen lässt, ist in der gegenwärtig politisch brisanten Phase mehr als fragwürdig. Die Liste der Bittsteller im Bundeshaushalt ist lang – sozialer Ausgleich infolge der Inflation, marode Infrastruktur und nunmehr auch erhöhte Verteidigungsausgaben. Es scheint so, als ob auch jetzt wieder die Digitalisierung auf die lange Bank geschoben wird, und auch bei der anstehenden Zensusbefragung erwartet uns wieder viel „seltenes Papier“. Man darf nur hoffen, dass nicht auch der Wohlstand in Deutschland „selten“ wird.