KLARTEXT - 26. September 2024

Fokussiertes Zeitmanagement

Im Alter rennt einem die Zeit gefühlt noch schneller davon. Das betrifft sowohl das Privatlaben als auch den Arbeitsalltag. Und häufig ist man gereizter und gestresster als je zuvor.

In unserer modernen, schnelllebigen Welt ist Zeitmanagement noch mehr als früher eine zentrale Herausforderung. Mit der Einführung von Sabbaticals, gekürzten Arbeitszeiten, Homeoffice, dem Einsatz von KI und anderen technologischen Fortschritten sollte man meinen, dass wir entspannter und produktiver sind als je zuvor. Doch das Gegenteil ist der Fall. Elf Abendtermine in den letzten vierzehn Tagen. War das wirklich nötig und gesund? Sicher nicht.
Ist unser Verständnis von Zeitmanagement womöglich falsch? Können wir die Zeit wirklich managen oder müssen wir uns selbst managen? Zeit ist eine konstante Ressource, die unabhängig von unseren Ambitionen weiterläuft. Wir sollten auf unser Verhalten blicken und mehr fokussieren und priorisieren. Wir sind immer und überall erreichbar. Doch ist das die Erwartungshaltung anderer an uns oder unsere eigene Anforderung an uns selbst? Das Smartphone ist stets griffbereit – auch außerhalb der Arbeitszeit. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt. Stress ist hier vorprogrammiert.
Schon Churchill lehrte uns, Dringendes von Wichtigem zu unterscheiden. Etwas (scheinbar) Dringendes zu erledigen, obwohl es nicht wirklich wichtig ist, ist einfach falsch und raubt Lebenszeit und -qualität. Oftmals glauben wir, dass wir uns durch die richtige Planung und Organisation mehr Zeit verschaffen können. Doch tatsächlich verschiebt sich nur unser Fokus. Gleichzeitig wächst der Druck, immer mehr in kürzerer Zeit zu erledigen. Erinnern Sie sich noch, als wir in der Pandemie bei Online-Konferenzen lückenlos die Folgetermine planten, obwohl wir dafür früher auch Pausen für Raum- oder Gebäudewechsel einplanten? Es dauerte etwas, bevor wir diese Art von Planungsfehlern korrigierten.
Weglassen oder Verzichten sind zwei der wichtigsten Begriffe für fokussiertes Zeitmanagement. Gehen Sie mal gedanklich Ihre letzten vierzehn Tage im Kopf durch. Was hätte man weglassen oder auf was hätte man verzichten können? In wie vielen Terminen saß man ohne gegenseitigen Mehrwert füreinander? Notieren Sie es sich und wiederholen Sie die Übung in ein oder zwei Monaten. Wenn wieder dieselben Beispiele auftauchen, wissen Sie, wer oder was die Zeitdiebe sind. Fokussiertes Zeitmanagement bedeutet, die aus Ihrer persönlichen Sicht wichtigen Dinge zu tun. Entscheiden heißt verzichten. So verschafft man sich am schnellsten Zeit. Aber zum Entscheiden bedarf es Mut – Mut, etwas an seinem Leben grundlegend zu verändern.
Meine persönliche Empfehlung ist, sich dafür erst einmal ein klares Ziel zu setzen. Wohlbefinden und Lebensqualität müssen mit dem Berufsleben fokussiert in Einklang gebracht werden. Was das konkret bedeutet, kann nur jeder für sich selbst definieren, aber es lohnt sich. Dann braucht es genau diesen Mut zur Umsetzung. Trotz der vielen technologischen Hilfsmittel bleibt die Verantwortung, wie wir unsere Zeit managen, bei uns selbst. Es ist Zeit, die Illusion des klassischen Zeitmanagements – also möglichst viel in einen Kalender zu packen – hinter uns zu lassen und den Fokus auf das zu richten, was wirklich zählt: wir selbst! Auch ich bin gerade dabei, das zu lernen

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Zum Autor

Prof. Dr. Peter Krug

Chief Markets Officer (CMO) und stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

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