Viele mögen sich an das Frühjahr 2021 erinnern, als ein weiterer Corona-Begriff entstand: die Osterruhe. Der Gedanke dahinter: In einer nächtlichen Sitzung der Ministerpräsidentenkonferenz wurde vereinbart, dass über Ostern das gesellschaftliche Leben weitgehend heruntergefahren werden sollte, um die dritte Corona-Welle zu brechen.
Ich persönlich dachte mir in diesem Moment, dass dies im Lohn wieder eine Vielzahl von Überstunden bedeutet, weil die Einordnung dieser „Ruhetage“ (Feiertage, Urlaubstage, Arbeitstage mit Erstattung des Staats …) völlig unklar war. Als die Kanzlerin nach kurzer Zeit die fehlende Administrierbarkeit kommunizierte, brach ein Shitstorm los. Doch was war daran so falsch, einen Fehler einzugestehen? Eigentlich nichts. Stattdessen die klassische Kritik: „Das hätte man sich doch vorher überlegen können.“
Aus meiner Sicht liegt es am deutschen Perfektionismus, der eine derartige Fehlerkultur nicht zulässt. Es werden immer 100-Prozent-Lösungen verlangt, welche aber fast nie tatsächlich umgesetzt werden. Insbesondere in der IT, wo derartige Vorgehensweisen breit akzeptiert und sogar gefordert werden, zeigt sich daher auch die Schwäche unserer Gesellschaft. Wir voruntersuchen uns aus dem Wettbewerb. Daher mein Appell mit den angepassten Worten von Altkanzler Willy Brandt: Mehr Fehlerkultur wagen!