Klartext - 28. April 2022

Fehler akzeptieren – eine Schwäche unserer Gesellschaft

Viele mögen sich an das Frühjahr 2021 erinnern, als ein weiterer Corona-Begriff entstand: die Osterruhe. Der Gedanke dahinter: In einer nächtlichen Sitzung der Ministerpräsidentenkonferenz wurde vereinbart, dass über Ostern das gesellschaftliche Leben weitgehend heruntergefahren werden sollte, um die dritte Corona-Welle zu brechen.

Ich persönlich dachte mir in diesem Moment, dass dies im Lohn wieder eine Vielzahl von Überstunden bedeutet, weil die Einordnung dieser „Ruhetage“ (Fei­ertage, Urlaubstage, Ar­beitstage mit Erstattung des Staats …) völlig un­klar war. Als die Kanzlerin nach kurzer Zeit die feh­lende Administrierbarkeit kommunizierte, brach ein Shitstorm los. Doch was war daran so falsch, einen Fehler einzugestehen? Ei­gentlich nichts. Stattdessen die klassische Kritik: „Das hätte man sich doch vorher überlegen können.“

Aus meiner Sicht liegt es am deutschen Perfektionis­mus, der eine derartige Fehlerkultur nicht zulässt. Es werden immer 100-Prozent-Lösungen verlangt, wel­che aber fast nie tatsächlich umgesetzt werden. Insbe­sondere in der IT, wo derartige Vorgehensweisen breit akzeptiert und sogar gefordert werden, zeigt sich da­her auch die Schwäche unserer Gesellschaft. Wir vor­untersuchen uns aus dem Wettbewerb. Daher mein Appell mit den angepassten Worten von Altkanzler Willy Brandt: Mehr Fehlerkultur wagen!

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Zum Autor

Prof. Dr. Peter Krug

Chief Markets Officer (CMO) und stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

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