Immer wieder treffe ich in Gesprächen mit unseren Mitgliedern auf Aussagen wie „die Qualität der Bewerberinnen und Bewerber wird immer schlechter“ und „die Guten wandern mir später in die Wirtschaft ab“.
Zwar mag dies in der gegenwärtigen Situation teilweise zutreffen, allerdings muss sich jede Kanzlei bei solchen Aussagen auch an die eigene Nase fassen. Vielleicht liegt es nur einfach daran, dass die eigene Kanzleistruktur für gute Bewerber einfach nicht mehr attraktiv ist. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, digitale Strukturen und abwechslungsreiche Aufgaben sind die Qualitätsmerkmale heutiger Kanzleien, die allzu oft nicht in ausreichender Form vorliegen. Natürlich muss auch das Gehaltsgefüge passen – dies spielt allerdings eine deutlich geringere Rolle als früher. Zudem lasse ich das Argument der Abwanderung der Fachkräfte in die Wirtschaft nicht gelten. Denn eine Tätigkeit in einer Kanzlei hat klare Vorteile – der enge Mandantenkontakt und das breite Aufgabenspektrum seien hier nur exemplarisch genannt. Wenn dann trotzdem die „Guten“ auf Aufgabenvielfalt verzichten und eine eher spezialisierte und vielleicht besser bezahlte Tätigkeit in der Wirtschaft vorziehen, dann muss sich diese Kanzlei fragen, ob sie alles für die eigene Attraktivität getan hat. Oftmals ist dies meiner Erfahrung nach nämlich leider nicht so!
Ich glaube daher nicht, dass die Kanzleien stärker dem Fachkräftemangel ausgeliefert sind als andere Branchen. Vielmehr müssen sie diesen Mangel durch Weiterbildung und Anpassung ihrer Strukturen gestalten. Nur so werden Ihre Kanzleien auch in Zukunft erfolgreich bleiben!