Gremien - 25. Mai 2022

Die Übersetzer der Genossenschaft

Vor 30 Jahren wurde bei DATEV der Vertreterrat aus der Taufe gehoben. Seitdem ist das Gremium gemeinsam mit dem Beirat ein ständiger Mittler zwischen Berufsstand und Genossenschaft.

Bei manchen Jahreszahlen und Daten weiß man noch ganz genau, was passiert ist, wo man zu einem bestimmten Zeitpunkt war oder was man getan hat. Da ist es völlig gleich, ob es nur einige Monate her ist oder mehrere Jahrzehnte. Schauen wir daher einmal 30 Jahre zurück: Was verbinden Sie für sich persönlich mit dem Jahr 1992? Das Jahr, in dem sich der Konflikt im früheren Jugoslawien entwickelte, in dem Bill Clinton US-Präsident wurde. Aber auch das Jahr, in dem in Maastricht der Vertrag über die Europäische Union unterzeichnet wurde. Und obwohl ich kein ausgewiesener Fußballfan bin, ist mir natürlich auch noch in Erinnerung, dass Dänemark das Finale der Fußballeuropameisterschaft gegen Deutschland gewann. Für DATEV ist das Jahr 1992 aber in anderer Hinsicht ein ganz besonderes gewesen: Es war das Jahr, in dem sich un­sere Mitglieder entschlossen, ihren ureigenen Anliegen eine stärkere Stimme zu verleihen. Das Jahr, in dem DATEV-Ver­treterinnen und -Vertreter sich entschieden, stärker mitzube­stimmen, in welche Richtung die Entwicklung ihrer Genos­senschaft und derer Produkte in Zukunft gehen sollten. Es war das Jahr, in dem bei DATEV der Vertreterrat gegründet wurde.

Demokratische Kultur der Genossenschaft

Dies ist nun im Juni 30 Jahre her. Ein Jubiläum, das einmal mehr beweist, dass das genossenschaftliche Prinzip funktio­niert – dass Sie als unsere Mitglieder nicht nur im Mittelpunkt stehen, sondern mitreden können und sollen. Eine Genossen­schaft wie DATEV ist ein Beispiel dafür, wie demokratische Kultur auch im unternehmerischen Umfeld gelebt werden kann.

Neben den Gremien Vorstand, Aufsichtsrat und Vertreterver­sammlung, die das Genossenschaftsgesetz vorschreibt, sind sowohl der Vertreterrat als auch der Beirat bei DATEV zusätzli­che freiwillige Organe, die in unserer Satzung verankert sind. Beide stehen dem Vorstand beratend zur Seite – der Beirat, um die berufsständischen Anliegen innerhalb von DATEV zu fördern, der Vertreterrat, um die Anwenderperspektive nicht aus dem Blick zu verlieren.

Vertreterrat als Bindeglied in die Praxis

Schon die Vertreterversammlung bietet als das Herzstück un­serer genossenschaftlichen Demokratie jedem Mitglied die Chance, sich nicht nur zu identifizieren, sondern Dinge zu be­wegen. Neben der Satzung kann sie über viele Grundsatzfra­gen der Genossenschaft entscheiden. Der Vertreterrat geht dann den Schritt in die Praxis. Bereits aus seiner Entstehungs­geschichte heraus ist es die wichtigste Aufgabe des Vertreter­rats, uns als Vorstand aus Anwendersicht zu beraten.

Auf diese Weise werden Ihre Wünsche, Anregungen und na­türlich auch Ihre Nöte und Beschwerden an uns herangetra­gen, und zwar nicht nur in puncto Software, sondern auch, wenn es um unsere Dienstleistungen oder die Mitgliederbe­treuung geht. Das ist selbstverständlich keine kommunikative Einbahnstraße: Wir teilen unsere Informationen mit dem Ver­treterrat, etwa den aktuellen Stand von Produktplänen oder Auswertungen über Mitgliedereingaben. So stehen wir im ste­tigen Austausch mit Ihnen – mit gewählten Vertretern aus der Mitte der Genossenschaft. Darüber hinaus erörtert das Gremi­um die Berufung von uns als Vorstandsmitgliedern gemein­sam mit dem Aufsichtsrat – der wiederum unsere Tätigkeit als Vorstand laufend überwacht.

Kompetenzteams für den Kundenblick

Der Vertreterrat ist hochmodern organisiert – mit Kompetenz­teams für einzelne Geschäftsfelder, in die sich Spezialisten mit ihren persönlichen Stärken und Fähigkeiten einbringen, wie mit Prozessverantwortlichen und Beratungsteams, die indivi­duell auf vorab definierte Bereiche schauen und diese aus Kundensicht analysieren. Es ist eine wertvolle Perspektive, die uns hilft, noch besser zu werden. Diese unterstützt uns dabei, Wege und Abläufe in Ihrer täglichen Routine noch besser zu verstehen und abzubilden.

Ging es früher bei der Arbeit des Vertreterrats vor allem darum, Schwachpunkte in Programmen auszumachen und an Pilotierungen mitzuwirken, hat die Tätigkeit des Gremiums sich weiterentwickelt: Es wirkt unmittelbar an der Strategie von DATEV mit – daran, bestehende und zukünftige Lösungen an Ihren Bedürfnissen auszurichten.

Nah am Kunden bleiben

Dass der Vertreterrat dabei nicht immer einer Meinung mit uns als Vorstand oder mit DATEV ist, ist völlig normal und Teil des genossenschaft­lichen Wesens. Genossenschaftliche Gremien dienen uns als Übersetzer Ihres Anliegens. Denn auch wenn wir stets versuchen, so nah wie möglich an unseren Kunden zu sein, so können wir nicht darauf verzichten, die Sichtweise des Berufsstands immer wieder gespiegelt zu bekommen – und in unsere Produkte und Lösungen einfließen zu las­sen. Schließlich sollen diese zu Ihrer Arbeit in den Kanzleien, Ihren Prozessen und na­türlich Ihren Mandanten passen.

Der Vertreterrat denkt diese Prozesse gewis­sermaßen vor und macht sich auf diese Weise ein ureigenes genossenschaftliches Prinzip zu ei­gen. Denn sie können nicht nur mitreden, sie wollen dies auch. Und auch Ihre Stimme hat Gewicht – so­wohl in den Gremien unserer Genossenschaft als auch bei uns. Letztlich zählt für uns vor allem ei­nes: dass Sie gut vertreten werden.

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Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

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