Compliance-Coach - 30. Juli 2020

Als Lotse an Bord

Nicht erst die gegenwärtige Krise unterstreicht den mittelständischen Bedarf nach einem betriebswirtschaftlichen Berater. Hierin kann der Steuerberater eine zukunftsfeste Rolle finden – und Perspektiven bieten.

Zahlen. Daten. Fakten. Steuerberater können so viel mehr als das, als Bilanz, Jahresabschluss, Deklaration. Der Steuerberater ist ganz nah dran an seinem Mandanten, hat den Blick auch links und rechts des unternehmerischen Wegs gerichtet, sieht das betriebswirtschaftliche Gesamtbild.

Schon vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung vieler Prozesse war in der Vergangenheit klar, dass Steuerberater noch stärker in die Aufgabe der Business-Begleitung hineinwachsen sollten. Dies umfasst natürlich das steuerliche Fundament, aber eben auch betriebswirtschaftliche Aspekte wie Liquiditätsplanung, operatives Controlling, Fördermittelberatung – und eben Begleitung in besonderen Situationen.

Steuermann durch die Krise

Wie entscheidend dies für die Perspektive und den Fortbestand eines Unternehmens sein kann, zeigt die anhaltende Corona-Krise. Unternehmen, die einen Steuerberater an ihrer Seite wussten, konnten bislang nachhaltiger durch die Untiefen navigieren. Mit einem verlässlichen Steuermann, der zugleich als Lotse fungiert – und aber nicht gleich wieder von Bord geht.

Denn betriebswirtschaftliche Begleitung muss nachhaltig und auf die Zukunft gerichtet sein. Und sie ist es nicht allein, die derzeit die Arbeit des Steuerberaters so wertvoll macht. Der Berufsstand ist auch als Compliance-Instanz gefragt. Gerade wenn es darum geht, Unternehmen, die durch die Krise in wirtschaftliche Schieflage geraten sind, wieder ins Lot zu bringen. So ist mit dem Konjunkturpaket vom Frühsommer die Überbrückungshilfe für Corona-geschädigte kleine und mittlere Unternehmen geschaffen worden. Bis August konnten betroffene Betriebe direkte finanzielle Hilfen erhalten, die sie nicht zurückzahlen müssen.

Compliance-Instanz für den Gesetzgeber

Um Missbrauch und Subventionsbetrug zu vermeiden, wurde der Berufsstand als Compliance-Anlaufstelle mit ins Boot geholt. Damit unterscheidet sich die Überbrückungshilfe wesentlich von den vorangegangenen Unterstützungsprogrammen. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer wurden in den Antragsprozess der Überbrückungshilfe integriert, indem sie für ein ihnen bekanntes Unternehmen geltend gemachte Umsatzrückgänge und fixe Betriebskosten in geeigneter Weise prüfen und bestätigen. Da dies für die Mittelanträge verpflichtend war, mussten schon aus diesem Grund viele Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ihre Kanzlei entsprechend vorbereiten.

Diese Erfahrung bietet unserem Berufsstand Chancen, die für die Zukunft genutzt werden sollten. Schon immer hat der Steuerberater die Rolle eines Organs der Steuerrechtspflege inne, in der er neben seiner Compliance-Rolle auch als starker Beratungspartner der mittelständischen Unternehmen gefragt ist. In einer Krisensituation mit einem solchen historischen Ausmaß schätzen nicht nur die Unternehmen den Steuerberater als starken Partner an ihrer Seite. Auch die Politik wird möglicherweise erkennen, was der Berufsstand in der Lage zu leisten und zu bewältigen ist. Das kann und wird seine Rolle als freier Beruf und seine Bedeutung für die mittelständische Wirtschaft untermauern und das Standing für zukünftige Herausforderungen verbessern. Compliance wird allgemein verstanden als Bereitschaft, die geltenden Gesetze zu achten und seine rechtlichen Pflichten zu erfüllen. Der Steuerberater behält als Compliance-Coach für seine Mandanten genau diesen Überblick – deckt mögliche Schwachstellen auf und zeigt, wie Fehler abgestellt werden können. Der Unternehmer ist damit auf der sicheren Seite, er kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren – und sich auf seinen steuerlichen Lotsen verlassen.

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Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

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