Um die Zusammenarbeit mit den Mandanten zu fördern, unterstützt DATEV die Mitglieder bei Mandantenveranstaltungen zu speziellen Themen. Welche Vorteile solch ein Event bringt und wie die Erfahrungen der Finanzverwaltung dazu sind, verraten die beiden Steuerberater Florian Reitmayer und Joachim Zimmermann sowie DATEV-Außendienstmitarbeiter Michael Sambale.
Mit der Mandantenveranstaltung „Digitale Betriebsprüfung – was tun?“ können Mandantinnen und Mandanten mehr über die Vorteile der digitalen Zusammenarbeit mit ihrer Steuerberatungskanzlei erfahren. Herr Reitmayer, Sie haben solch eine Veranstaltung schon durchgeführt. Wie haben Sie die vorbereitet?
FLORIAN REITMAYER: Zuerst haben wir als Testlauf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult. Diese Schulung mit Fragerunde erfolgte aufgrund von Corona aber passend zum Thema online. Denn schließlich sind die Mitarbeiter die Multiplikatoren für unsere Mandanten. Wir haben unserem Team DATEV Unternehmen online nähergebracht, das Hochladen von Belegen gezeigt, wie der Zahlungsverkehr richtig vorbereitet, übernommen und abgewickelt wird oder wie das Kassenbuch online funktioniert. Unterstützt wurden wir von unserem IT-Mitarbeiter Herrn Huber und Herrn Sambale von DATEV.
Wobei hat DATEV Sie unterstützt und wie lief die Veranstaltung ab?
FLORIAN REITMAYER: Für die Mandantenveranstaltung Ende April hat DATEV Mustertexte für die Einladungen zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden die Online-Zugangsdaten von DATEV direkt an die Mandanten geschickt. Dazu haben wir noch ein paar Blankoeinladungen für Kurzentschlossene bekommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben wir gemeinsam mit dem DATEV-Mitarbeiter Yannic Stender begrüßt, der die Veranstaltung moderierte. Anschließend hat die Finanzverwaltung ihre Perspektive erläutert, unter anderem die Prüffelder der digitalen Prüfung und vor allem, an welcher Stelle ihrer Prozesse die Unternehmen schon an die Betriebsprüfung denken sollten. Konkret also bereits, wenn sie Vorsysteme, zum Beispiel in der Warenwirtschaft, implementieren, programmieren und anwenden. Zum Schluss erklärte Michael Sambale die Arbeitsschritte mit Unternehmen online.
Wie hat Ihnen die Mandantenveranstaltung bei der Zusammenarbeit mit Ihren Mandanten weitergeholfen?
FLORIAN REITMAYER: Durch die interne Vorbereitungsveranstaltung von DATEV wurden nun alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kanzlei dafür sensibilisiert und wurde ihr Interesse an Unternehmen online geweckt. Das führt letztlich zu einer deutlich besseren Mandantenansprache durch die Mitarbeiter.
Welches Feedback haben Sie bekommen?
FLORIAN REITMAYER: Zur Organisation und zum Informationsgehalt erhielten wir äußerst positives Feedback. Wir konnten das Interesse an Unternehmen online wecken und die Vorzüge darstellen. Die teilnehmenden Mandantinnen und Mandanten wurden wachgerüttelt, besonders für die Konsequenzen der digitalen Betriebsprüfung. Die Zuhörer haben erkannt, dass sie sich auf die Digitalisierung einstellen müssen. Seit der Veranstaltung erhielten wir deutlich mehr Anfragen zur Umstellung der Buchhaltung auf Unternehmen online.
Herr Zimmermann, warum ist es für die Kanzleien und deren Mandanten wichtig, sich mit der digitalen Betriebsprüfung zu befassen? Welche Konsequenzen können Unternehmen drohen?
JOACHIM ZIMMERMANN: Die digitalen Daten sind inzwischen der zentrale Punkt bei einer Betriebsprüfung. Das Prüfen von Papierunterlagen tritt in den Hintergrund. Das Prüfen von Daten führt zu schnelleren und genaueren Ergebnissen. Steuerberaterinnen und Steuerberater machen zwar meistens die Hauptbuchführung, doch die meisten Unternehmen arbeiten mit Vorsystemen wie Kasse, Faktura, Materialwirtschaft, Zahlungssystemen. Auch ein Taxameter im Taxi ist schon ein DV-Vorsystem. Diese Daten und Ergebnisse werden in die Hauptbuchführung übernommen und sind deshalb prüfungsrelevant. Um die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung und Aufzeichnung nachweisen zu können, muss bei jedem eingesetzten Datenverarbeitungsverfahren eine übersichtlich gegliederte Verfahrensdokumentation vorhanden sein. Für viele Unternehmer ist die Verfahrensdokumentation ein Fremdwort. Deshalb muss man bestimmte kritische Dinge gegenüber den Steuerzahlern – zu ihrem eigenen Schutz – ganz offen ansprechen. Zum Beispiel die Pflicht, die Daten digital vorzulegen. Das müssen die Unternehmen liefern, ist ihnen aber oft nicht bewusst. Bei Veranstaltungen kann man erkennen, wie Teilnehmerinnen und Teilnehmer hier sehr nachdenklich werden. Eine umfassende Aufklärung ist unbedingt nötig. Insofern lohnen sich solche Veranstaltungen für die Teilnehmer außerordentlich. Denn es werden auch die Konsequenzen der Finanzverwaltung deutlich gemacht, wenn die Vorsysteme nicht ordnungsgemäß geführt werden, nämlich oft eine Hinzuschätzung oder Schätzung der Besteuerungsgrundlagen. Bei Mängeln kann es sein, dass bestimmte Bereiche oder Ausgaben von der Finanzverwaltung nicht anerkannt werden. Das deutsche Steuerrecht ist umfangreich und kompliziert. Steuerzahler müssen auch davor geschützt werden, durch Unkenntnis Fehler zu ihrem eigenen Nachteil zu begehen. Das beginnt schon bei der Datenaufbewahrung. Im Idealfall findet man als Prüfer hier eine durchgehende Kette vor: von Daten der Kasse (sicheres Kassenarchiv) über das digitale Kassenbuch und Belege online bis zu Kanzlei-Rechnungswesen. Auch wenn die Anschaffung dieser Software und Hardware erst einmal mit Kosten verbunden ist, können diese seit dem 1. Januar 2021 vollständig von der Steuer abgesetzt werden bei einer Nutzungsdauer eines Jahres.
Inwiefern profitieren Mandanten davon?
JOACHIM ZIMMERMANN: Sie sind rechtlich auf der sicheren Seite, wenn sie über eine Software verfügen, die die gesetzlichen Vorgaben erfüllt. Und auch das Risikomanagement der Finanzverwaltung wird dies bei der Fallauswahl für Prüfungen und Nachschauen berücksichtigen. Das Unternehmen wird also gegebenenfalls einer günstigeren Risikogruppe zugeordnet und dadurch weniger häufig geprüft. Kleinere Fehler passieren natürlich immer. Aber das ist völlig anders zu bewerten, als wenn sich jemand überhaupt nicht mit den Anforderungen an digitale Systeme beschäftigt. Mit dieser Aufklärung von Unternehmen, die dann formelle Mängel mit großen materiellen Folgen vermeiden können, ist den teilnehmenden Steuerpflichtigen geholfen. Und bei der Erstellung einer Verfahrensdokumentation erhalten sie Unterstützung seitens der Steuerberater und ihrer Berufsverbände oder Dachverbände mit einer Musterverfahrensdokumentation.
Michael Sambale, welche Vorteile bringt die digitale Zusammenarbeit für Mandantinnen und Mandanten außerdem? Was können sie tun, damit die genannten Probleme gar nicht erst entstehen?
MICHAEL SAMBALE: Wenn Mandanten und Steuerberater enger zusammenarbeiten, gibt es weniger Probleme auf beiden Seiten. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Durch sie wird die Betriebsprüfung für die Finanzverwaltung leichter, Steuerberater müssen nicht mehr mit dem Pendelordner hantieren, Unternehmen können ihre Prozesse beschleunigen, zum Beispiel Zahlungen prüfen oder Belegbilder auch später noch am jeweiligen Buchungssatz anschauen. Man muss auch keine E-Mails mit sensiblen Daten mehr verschlüsseln, wenn man zum Austausch Unternehmen online über MyDATEV nutzt, eine Kommunikationsplattform mit Datenschutz inklusive. Es geht nicht in erster Linie um DATEV-Produkte, sondern darum, dass Unternehmen etwas in Richtung Digitalisierung tun, weil das auch dem steuerberatenden Berufsstand zugutekommt.
FLORIAN REITMAYER: Und viele Programme anderer Anbieter verfügen ja über DATEV-Schnittstellen.
MICHAEL SAMBALE: Exakt! Mit einer sauberen Anbindung des Vorsystems per Schnittstelle wird zum Beispiel Unternehmen online schnell und unkompliziert zum gemeinsamen Belegarchiv. Wir können auf Mandantenseite für weniger Bauchschmerzen und graue Haare bei der Betriebsprüfung sorgen. Auch die Kanzleien haben weniger Stress, können effizienter arbeiten und einen besseren Deckungsbeitrag erwirtschaften. Die Digitalisierung ist dafür ein guter Hebel. Vorteile also auf allen Seiten.
Mehr dazu
- Mandantenveranstaltung „Digitale Betriebsprüfung – was tun?“ vor Ort oder online, www.datev.de/shop/78504
- DATEV Unternehmen online, www.datev.de/shop/95138
- www.datev.de/kasse