Um eine Kanzlei Erfolg versprechend führen zu können, benötigt jeder Kanzleichef gut ausgebildete Fachkräfte. Es gestaltet sich allerdings immer schwieriger, geeignete Auszubildende zum Steuerfachangestellten zu finden. Damit Sie Jugendliche gewinnen, ist es entscheidend zu wissen, wie Sie sie erreichen und was ihnen wichtig ist.
Grundsätzlich gilt: Die Jugendlichen in Deutschland schauen optimistisch in die Zukunft. Dies hat die 17. Shell-Studie herausgefunden. Für diese wurden 2.558 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahren befragt.
Häufig online unterwegs
Die Umfrage ergab, dass 99 Prozent der Jugendlichen online sind – sei es mit Computer, Smartphone oder Tablet – und viel Zeit im Internet verbringen: zwischen elf und 25 Stunden in der Woche. Dies bedeutet für Kanzleien, um Jugendliche zu erreichen, ist ein aussagekräftiger Online-Auftritt und auch hier, die Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze und Praktika zu schalten, wichtig. Zeigen Sie, was das Besondere an Ihrer Kanzlei ist und welche Aufgaben ein Auszubildender haben wird. So können Sie die Aufmerksamkeit der onlineaffinen Jugend wecken. Gegebenenfalls lohnt es sich auch, soziale Medien wie Facebook zu nutzen. Auf diese Weise können Sie die Zielgruppe erreichen und so auf Ihre Kanzlei und Ihr Ausbildungsangebot aufmerksam machen.
Familienorientierte Jugend
Auch kam in der Studie heraus, dass es Jugendlichen wichtiger geworden ist, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Dies wirkt sich auf die Ansprüche an den Beruf aus. Bei der Entscheidung, welchen Beruf sie ergreifen wollen, ist für die befragten Jugendlichen neben guten Aufstiegsmöglichkeiten und einem hohen Einkommen entscheidend, dass sie später auch Familie und Beruf miteinander vereinbaren können. Dies trifft vor allem auf die weiblichen Befragten zu. Planbare und verlässliche Gestaltungsmöglichkeiten sowie ein Bedürfnis nach beruflicher Sicherheit, aber auch eine Work-Life-Balance sind für die Jugendlichen außerdem ein Thema und haben Einfluss auf die Wahl des Berufs.
Um Auszubildende für die eigene Kanzlei zu gewinnen, sollten Sie sich daher als flexibler Arbeitgeber zeigen, der gute Arbeitsbedingungen und neben Aufstiegsmöglichkeiten auch berufliche Sicherheit bietet. So wecken Sie das Interesse an diesem Beruf und decken die wesentlichen Werte der heutigen Jugend ab.
Interview
Melanie Blauert hat gerade ihre Ausbildung zur Steuerfachangestellten an der Europaschule Schulzentrum Utbremen abgeschlossen. Die 23-Jährige erzählt in einem Interview, was ihr bei der Berufswahl wichtig war:
DATEV magazin: Warum haben Sie sich für eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten entschieden?
MELANIE BLAUERT: Nach dem Fachabitur habe ich zuerst eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement abgeschlossen. Ich merkte aber schnell, dass meine Stärken vielmehr bei Zahlen und im Rechnungswesen liegen. Ich habe mich im Internet erkundigt, welche Berufe zu meinen Stärken passen, und bin auf den Beruf der Steuerfachangestellten gestoßen.
Über die Ausbildungsinhalte habe ich mich online informiert. Auch die Suche nach einem Ausbildungsplatz fand im Internet statt. Mir war dabei einerseits wichtig, dass die Steuerberaterkanzlei in meiner Umgebung ist, andererseits sollte sie auch nicht zu groß sein.
Das Beste an meinem Beruf ist, dass es nicht langweilig werden kann. Es wird sich durch die Digitalisierung viel verändern. Aber auch, weil sich Gesetze ständig ändern können, ist lebenslanges Lernen unabdingbar – und das macht den Beruf auf Dauer abwechslungsreich.
DATEV magazin: Was war Ihnen bei der Wahl Ihres Ausbildungsplatzes wichtig?
MELANIE BLAUERT: Mir sind Gemeinschaft und Arbeitsklima sehr wichtig, wichtiger als zum Beispiel der Verdienst. Auch entscheidend ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mein derzeitiger Arbeitgeber hat mir bereits im Vorstellungsgespräch versichert, dass es kein Problem sei, wenn ich einmal eine Familie gründe. Ich könnte auch Homeoffice machen. Eine Kollegin mit Kind macht dies beispielsweise.
DATEV magazin: Worauf legen Sie in Ihrem Berufsalltag noch wert?
MELANIE BLAUERT: Wenn ich mal meine eigene Familie mit dem Beruf unter einen Hut bringen muss, helfen mir dabei auch die flexiblen Arbeitszeiten, denn wir haben Gleitzeit. Das wäre jetzt aber kein Ausschlusskriterium, wenn ich das bei einer anderen Kanzlei nicht hätte. Was mir aber mit am wichtigsten ist, ist das eigenverantwortliche Arbeiten. Darauf könnte ich nicht verzichten. Ich habe meine eigenen Mandanten, was einfach toll ist.